PR2603-Die instabile Welt
wird zu achtzig Prozent oder mehr belastet. Der HARL DEPHIN geht es noch schlechter.«
»Wir tun, was wir können«, sagte Rhodan. »Wir werden unseren Schutzschirm mit euren verbinden und synchronisieren, wenn auch nur für kurze Zeit, um euch zumindest eine Atempause zu verschaffen.« Berechnungen von MIKRU-JON ergaben, dass das Manöver angesichts der Umstände riskant, aber machbar war. Die Schirmbelastungsgrenze der Korvetten würde sich um etwa zehn Prozentpunkte erhöhen. »Gucky wird in der Zwischenzeit teleportieren und für Unruhe sorgen.« Er schaltete die Funkverbindung weg. Für die auf ihn wartenden Aufgaben benötigte er Stille.
Angesichts der herrschenden Umstände musste Rhodan an die Grenzen des Machbaren gehen. Auf ihn wartete ein Spießrutenlauf. Ein dreidimensionaler, energetischer Strahlenteppich umgab sie. Links und rechts, oben und unten, vorn und hinten lauerten Feinde, um sie zu schwächen. Um sie zu vernichten.
Die Sabyren feuerten mit allem, was ihnen zur Verfügung stand, und als verstünden die Quolnäer Keretzen, worum es ihren Feinden ging, beteiligten auch sie sich am Sperrfeuer, dem sich MIKRU-JON zu stellen hatte.
»Ich bin bereit!«, meldete sich Gucky. »Ich denke, dass ich bei den Sabyren mehr ausrichten kann als bei den Quolnäer Keretzen.«
»Wir gehen wie beim letzten Mal vor«, sagte Rhodan. »Ich bringe den Abwehrschirm eines Schiffs zum Erlöschen. Du springst. Du hast etwa drei Minuten, um die Sabyren auszuschalten und für zusätzliche Verwirrung zu sorgen. MIKRU-JON geht mit den Korvetten in den Schutzschirm-Verbund. Wir verschaffen ihnen eine kurzfristige Atempause. Dann kehren wir zu dir zurück. Wir bleiben ständig in Funkkontakt und versuchen, ein weiteres Tulpenschiff für dich sturmreif zu schießen, sodass ein Direktsprung möglich ist. Einverstanden?«
»Was für eine ausgefeilte Taktik«, spöttelte der Mausbiber. »Ich hätte es nicht besser hinbekommen.«
»Verschwind schon! Und sieh zu, dass du gesund wiederkehrst.«
Abschiede ... Es hatte schon viel zu viele im Laufe seines langen Lebens gegeben. Das »viel Glück«, das er dem Mausbiber hinterherrief, klang schrecklich banal.
Gucky verschwand. Er teleportierte ins Nirgendwo, auf die Gefahr hin, angesichts der in der Galaxis Chanda herrschenden Bedingungen im Leerraum und nicht an Bord eines Tulpenraumers zu landen. Der Kleine stemmte sich Heerscharen von Feinden entgegen, wissend, dass ihn irgendwann die Kräfte verlassen würden.
Rhodan erreichte die eng aneinanderklebenden Korvetten. Der Schauplatz der Entscheidungsschlacht hatte sich während der letzten Stunden an den Rand jenes Sonnensystems verschoben, um das es zwischen den Quolnäer Keretzen und den Sabyren eigentlich ging. Aus entschlüsselten Funksprüchen kannten sie den Namen Nigma für das Gestirn, MIKRU-JON registrierte die Bezeichnung.
Erstmals gelang es Rhodan, eine direkte Funkverbindung zum Kommandanten der HARL DEPHIN zu schalten, zu Major Tom Olmbet.
»Willkommen«, sagte der Terraner, auf dessen kahl rasiertem Kopf drei einzelne blonde Rastalocken zur linken Seite hin wegstanden. »Das war höchste Zeit.«
Mehr hatte Olmbet nicht zu sagen. Es fehlte die Zeit für einen längeren Informationsaustausch.
Rhodan besann sich seiner erweiterten Sinne und griff via MIKRU-JON auf die beiden Schiffspositroniken zu. Er ließ sich Kennungen übermitteln und erfasste sie, mit jener Art Instinkt, die ihm zuwuchs, sobald er sich als Pilot mit MIKRU-JON verband.
Die Synchronisation der Schutzschirme erforderte nur Sekunden, obwohl er zugleich Geschwindigkeit und Bewegungsvektoren anpassen musste. Nur Syntroniken, Emotionauten und Haluter wären imstande gewesen, Vergleichbares zu leisten. Es bedurfte viel Kraft, um die Rechner der SENCO AHRAT und der HARL DEPHIN von seinem Plan zu überzeugen. Auch wenn die Kommandanten der Schiffe längst ihr Einverständnis gegeben hatten – es »widerstrebte« den Positroniken, einen Teil ihrer Eigenkompetenz abzugeben.
Endlich war die Anpassung vollzogen. Ein gleichgeschalteter Schutzschirm umgab sie. Die drei Schiffe bewegten sich wie perfekt aufeinander abgestimmte Synchron-Leerraumtänzer.
Die HARL DEPHIN war ein Wrack. Ständige Überbelastungen hatten die Antriebs- und Schutzschirmaggregate substanziell geschädigt. Es hätte langwieriger Reparaturen bedurft, um die Korvette wieder flottzubekommen.
Dafür blieb keine Zeit. Mithilfe von Traktorfeldern würden die beiden anderen Schiffe die
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