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PR2603-Die instabile Welt

PR2603-Die instabile Welt

Titel: PR2603-Die instabile Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Verteidigungsmöglichkeiten des SERUNS erschienen ihr als brauchbarere Lebensversicherung. Aber durfte sie sich auf die Positronik des Anzugs uneingeschränkt verlassen? Während des mehrstündigen Marsches hatte sie immer wieder mit Ausfällen mancher Gerätegruppen zu kämpfen gehabt. Der Einfluss der Hyperkristalladern machte auch vor terranischen Spitzenerzeugnissen nicht Halt.
    »Ihr seid Eindringlinge!«, sagte der vorderste Todringer. »Ihr habt hier nichts zu suchen!«
    »Ich vermute, dass dies deine persönliche Meinung ist?«, fragte Neroverde und dankte dafür, dass der Translator das Stocken in ihrer Stimme nicht mitübersetzte. »Deine Klanmutter hat zu diesem Thema ganz andere Vorstellungen.«
    »Das Wort der Klanmutter und ihres Beraters Batritza hat bloß dann eine Bedeutung, wenn es um Entscheidungen geht, die das Allgemeinwohl betreffen.« Der Todringer wälzte sich unruhig hin und her. »Ich hingegen sehe einen Verräter, der trotz ausdrücklicher Aufforderung, die Stadt niemals wieder zu betreten, zurückgekehrt ist. Wir nehmen Awkurow mit und bereiten ihm den Prozess. Er wird hart, aber gerecht bestraft werden.«
    »Du bist Perpelois, nicht wahr?«, schoss Neroverde einen Pfeil ins Blaue ab. »Awkurows Lehrvater.«
    Der voluminöse Todringer mit den vielen Narben rings um den Augenkranz schwieg. Seine empfindlichen Fühlhaare, die Barteln, zitterten.
    »Awkurow kam nicht freiwillig hierher. Wir haben ihn dazu angeleitet.«
    »Dann ist seine Schuld umso größer! Ein Todringer mit Charakter würde sich niemals zu einer derartigen Tat bereit erklären.«
    »Lass es mich so sagen, Perpelois: Wir baten Awkurow um Hilfe. Ein Mitglied deines Volkes ist die letzte Hoffnung für einen der Unseren.«
    »Ich verstehe nicht, was du mir sagen möchtest, Fremdling. Ein einzelnes Leben hat keinerlei Bedeutung. Man stirbt, ein anderer tritt an deine Stelle. Der Lauf der Dinge ändert sich nicht.«
    »Wir haben dazu unsere eigenen Ansichten. Fakt ist, dass Awkurow etwas macht, was ihm einen Platz in euren Heldenschriften einbringen sollte. Er ist hierher zurückgekommen, wissend, dass ihm Lebensgefahr droht. Um uns, den Fremden, zu helfen.«
    »Ich nenne das Dummheit.«
    »Und ich Selbstlosigkeit. Er ist bereit, für uns, für seinen neuen Klan, alles zu riskieren. – Ist es denn nicht das, was du ständig von ihm eingefordert hast? Dass er das Gemeinwohl über sein eigenes stellen sollte?«
    »Natürlich, aber ...«
    »Dann würde ich sagen, dass du ausgezeichnete Arbeit geleistet hast, Perpelois. Seit wir ihn aufgenommen haben, erfüllt er alle ihm gestellten Aufgaben zur größtmöglichen Zufriedenheit. Mehr kann man wohl nicht verlangen. Stimmt's, Lehrvater?«
    Perpelois schwieg. Sein Körpermittelteil durchlief eine ganze Reihe von Verfärbungen.
    Schließlich sagte er: »Wir nehmen Awkurow mit und urteilen über sein Anliegen. Ihr wartet hier. Ich werde berücksichtigen, was du eben gesagt hast.«
    »Damit sind wir einverstanden.«
    Der Todringer brachte sein Exoskelett dazu, den massigen Körper auf engstem Raum umzudrehen. Perpelois wälzte sich auf die Menge zu, die Awkurow mittlerweile aus ihrer Mitte freigelassen hatten.
    »Das war gut«, sagte Sinaid Velderbilt anerkennend. »Das war sogar sehr gut.«
    »Ich improvisiere gern. Das hat meine Lehrer während der Ausbildungsjahre zur Verzweiflung gebracht.«
    »Das ist eben der Unterschied zwischen Ausbildung und Wirklichkeit, Mädel! Erstens leben die meisten in einer geschützten Werkstatt und haben vom wahren Leben keine Ahnung. Zweitens hast du eben bewiesen, dass du's draufhast.«
    »Du meinst, dass ich Perpelois wirklich überzeugt habe?«
    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Aber du hast dein Bestes gegeben. Mehr kann man nicht verlangen.«
     
    *
     
    Awkurow kehrte nicht allein zurück, er hatte einen anderen Todringer im Schlepptau.
    Neroverde und Velderbilt gingen den beiden entgegen, aufmerksam nach allen Seiten sichernd. Dies mochte eine Falle sein. Die Raupen zeigten völlig fremdartige Wesenszüge, die eine Verständigung erschwerten, wenn nicht gar auf Dauer unmöglich machten.
    »Awkurow blutet!«, sagte Sinaid Velderbilt und beschleunigte ihre Schritte. Mit meterweiten Sätzen hastete sie auf die Todringer zu; Neroverde hinterher.
    Awkurow zog eine grünrote Spur hinter sich her, hatte Stichwunden an den Seiten. Im hinteren Körperdrittel hing Haut in breiten Bahnen vom Fleisch. Die Quermuskulatur war offen zu sehen.
    »Es geht

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