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PR2604-Die Stunde der Auguren

PR2604-Die Stunde der Auguren

Titel: PR2604-Die Stunde der Auguren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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»Wozu?«
    »Wozu was? «
    »Wozu soll ich stehen bleiben?«
    »Damit ich mit dir sprechen kann.«
    »Seit wann willst du mit mir sprechen?«
    »Natürlich will ich mit dir sprechen«, sagte er.
    »Wer ist das?«, fragte Auris. »Was will er von dir?«
    »Er ist mein Vater«, murmelte Anicee.
    »Dein Vater? « Auris kicherte. »Du hast mir erzählt, du bist ein Reinkind!«
    Anicee zuckte kurz mit den Achseln. »Und?«
    Routh wusste nicht, ob er lachen oder wütend werden sollte.
    »Sie ist kein Reinkind«, fuhr er Auris an. Reinkinder nannten sich die Nachkommen von Müttern, die ihre Eizellen künstlich und ohne eine Verbindung mit männlichem Erbgut zur Teilung hatten anregen lassen. In früheren Zeiten hätte man sie Klone genannt. Seit einiger Zeit galt es als luftig, ein Reinkind zu sein. Routh mochte die Reinkinder und ihre spezielle Kultur nicht, ihre gepflegte Verachtung der Mütter, die sie gerne ihren Handschuh nannten.
    »Ich habe leider keine Zeit, mit dir zu reden«, sagte Anicee.
    »Wieso? Was hättest du Dringendes zu tun?«
    Sie zuckte wieder mit den Achseln. »Dies und das.«
    »Klingt ja unaufschiebbar«, entfuhr es ihm, spöttischer als beabsichtigt.
    »Ja. Ich bin sehr beschäftigt, und du bist es sicher auch.«
    Wenn das versöhnend klingen sollte, verfehlte es seine Wirkung völlig. »Und ob ich zu tun habe. Ich mache mir Sorgen um dich«, sagte er. »Die Welt geht unter, meine Tochter aber geht zu den Konzerten eines Sektierers und lässt sich von seinen Reden einlullen.«
    Anicee sah ihn verwundert an. »Eines Sektierers? Welcher Sekte denn, meinst du?«
    »Die Sekte dieser Porzellanfratzen. Der Jenseits-Trompeter.«
    »Schön, dass du dich so für meine Freunde erwärmst«, sagte sie kalt.
    Er hielt sie immer noch am Oberarm. Sie griff nach seiner Hand und löste die Finger. Er ließ es geschehen.
    »Komm nach Hause«, bat er eindringlich. »Es ist eine gefährliche Zeit.«
    »Nach Hause? In welches Haus denn? Nach Gee Ghy? Wo die reizende Phaemonoe ihre blonden Haare aussät und ihre Datenkristalle für einen Trauminduktor liegen lässt? Wo sie mich am Morgen aus deinem Badezimmer angrinst, als wolle sie mich gleich zerfleischen?«
    »Das ist privat«, sagte er, viel zu schroff.
    »Und ich hätte nichts Privates? Ich hätte dir immer noch Rechenschaft abzulegen über alle Tage, alle Taten? Über Auris?« Sie wies auf ihre Freundin.
    »Das habe ich nicht verlangt.«
    »Alles, alles ist privat! Was hier und jetzt geschieht, ist privat! Und wenn der Kosmos zersplittert: Wir werden es bis in unser Privatestes fühlen.«
    »Hast du denn ein anderes Zuhause?«, fragte er mutlos, fast schon eine Kapitulation.
    Natürlich hatte sie: ihre Wohnung in Luna City.
    »Ja«, sagte sie mit einer vagen Handbewegung. »Wir werden auch nicht mehr lange bleiben.«
    »Was heißt das?« Sofort fühlte er sich wieder beunruhigt, verlassen.
    Anicee warf Auris einen Blick zu. Diese sagte: »Komm schon.«
    »Du hörst ja: Ich muss los«, sagte Anicee.
    »Früher warst du nicht so botmäßig.«
    »Früher war früher.«
    Einem Impuls folgend, stellte er sich ihr in den Weg.
    Man wird auf uns aufmerksam, mahnte Puc.
    »Wennschon«, sagte Routh laut.
    »Redest du wieder mit diesem Puc?«, fragte Anicee. »Du bist Puc-süchtig.«
    Sie sagte das nicht zum ersten Mal. Früher hatte es wie ein Scherz geklungen, eine Neckerei. Diesmal klang es ernst, fast besorgt.
    Die meisten Jugendlichen kümmerten sich nicht um Routh. Aber ein paar schlaksige, hoch aufgeschossene junge Männer waren stehen geblieben, die Haut von einem milchigen Blauschimmer. Venusier.
    »Können wir helfen?«, fragte der größte von ihnen, der einen altertümlichen Turban nach der Mode des 13. Jahrhunderts NGZ trug. Wahrscheinlich ein Erbstück. Er grinste Routh angriffslustig an.
    »Nein«, wies Routh ihn ab.
    »Es ist in Ordnung«, beschied Anicee ihren ungerufenen Beschützer. Und, an Auris gewandt: »Wir gehen jetzt.«
    Sie und Auris entfernten sich. Als Routh ihnen nachgehen wollte, griff ihm der Turbanträger von hinten ins Haar.
    Der Griff zwang Routh, stehen zu bleiben und den Kopf leicht nach hinten zu recken. Er sagte betont bedächtig: »Ich würde das nicht tun.«
    »Da haben wir ja Glück, dass du nicht ich bist. Ich tue es nämlich durchaus.«
    Beifälliges Gelächter der anderen Venusier.
    »Glück ist ein vergänglich Gut«, erwiderte Routh.
    Der Turbanträger lachte. »Da spricht wohl jemand aus Erfahrung.«
    Das Wortgeplänkel hatte

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