PR2606-Unter dem Stahlschirm
Blick zu, dann suchte sie schon wieder den Himmel ab. »Wenigstens wissen wir nun, dass es hier nicht ganz so einsam ist. Das Ding war offenbar überfordert, Kulslin, Pifa und dich gleichzeitig unter Kontrolle zu halten. Gut so, sonst wäre ich kaum so schnell an die Armbrust herangekommen.«
Marica wischte mit einer Hand über den Magazinkasten. Erst jetzt bemerkte Lanz, dass sie das Gehäuse halb aufgebrochen hatte.
»Eine einfache, aber wirkungsvolle Konstruktion«, sagte die Scharfschützin. »Vor allem unanfällig gegen jede Art von Hyperstrahlung.«
5.
»Ich weiß, was ich gesehen habe!«, sagte Kallastu entschieden und erhob sich. Dass sein Gegenüber im Rang weit über ihm stand, interessierte den Jäger nicht mehr als ein paar Sandkörner auf seiner Haut.
»Beweise!«, verlangte Zacas. »Bring mir Beweise, und ich leite deine Feststellung weiter.«
»Feststellung?«, rief Kallastu empört aus. »Du sagst Feststellung und hast nicht einmal richtig zugehört, was ich dir berichtet habe ...«
»Du bist Jäger und Sammler«, unterbrach der Marschgeber gelassen. Für einen Moment brachte er Kallastu damit tatsächlich aus der Fassung. »Ist es nicht so?« Er ließ eine leicht amüsierte Geste folgen.
Kallastu reagierte leicht verwirrt. »Natürlich bin ich Jäger und Sammler, und mir obliegt ein kleiner Teil der Nahrungsbeschaffung für die ...«
»Nur ein sehr kleiner Teil«, schränkte Zacas ein. Es bereitet dem Marschgeber offensichtlich Vergnügen, sich zu sträuben. Auf diese Weise konnte er Macht demonstrieren, über die er dummerweise nicht verfügte. Kallastu wusste das nur zu genau. Ihm war aber auch klar, wie weit er wirklich gehen durfte, wollte er sich nicht den dauerhaften Zorn des Marschgebers zuziehen.
Zacas war nach Hascomen abkommandiert, weil er in der Ringstadt Alldar-Shat versagt hätte. In Hascomen mit nur wenigen Fagesy und darüber hinaus geringer Bevölkerungsdichte konnten dem Marschgeber kaum massive Fehler unterlaufen.
»Das ändert nichts daran, dass ich beinahe mein Leben verloren hätte!«, protestierte Kallastu.
»Ach. Du siehst nicht gerade danach aus, als wäre dir ein Raubnager vor die Beine gekommen.«
Kallastu schluckte seinen Ärger hinunter. Ihm blieb keine andere Wahl. Aber trotzdem ...
»Ich bin zu dir gekommen, Marschgeber Zacas. Frag mich nicht nach den Gründen. Ebenso gut hätte ich mich sofort nach Alldar-Shat wenden und den Hohen Marschgeber informieren können. Und das werde ich jetzt auch, weil ich es als meine Pflicht ansehe. Es sind Eindringlinge von außen auf die Brückenwelt gelangt, vom Südplaneten.«
»Du bist sicher?«
»Mit eigenen Augen habe ich sie gesehen.«
»Ich weiß: Sie hätten dich beinahe getötet. Mach dich ruhig wichtig, Jäger Kallastu. Ich habe selten einen schwerer verwundeten Fagesy gesehen.«
Der Widerwille war Zacas anzumerken. Er verwünschte die Störung. Kallastu argwöhnte, dass er den Marschgeber kurz vor einer heftigen Umarmung gestört hatte. Immerhin hatte er, als er den Raum betrat, gerade noch einen zartgrünen Arm nach nebenan verschwinden sehen.
Weit von der Ringstadt entfernt, führte Zacas ein sehr angenehmes Leben. Bei den Jägern war er bekannt dafür, dass er einige Laster pflegte, doch niemand unternahm etwas dagegen. Zacas war und blieb ein Despot.
»Ich kontaktiere den Hohen Marschgeber Mareetu selbst«, stellte Zacas heftig fest. »Gibst du dich damit endlich zufrieden? Aber ich warne dich, Kallastu: Sollte sich erweisen, dass dein Geschwätz falsche Profilierung war, wird das für dich ein höchst unerfreuliches Nachspiel haben. Und nun verschwinde, lass mich wieder allein. Ich habe wichtige Dinge zu erledigen.«
»Wer ist sie?« Die Frage verkniff Kallastu sich im allerletzten Moment. Die Fremden hätten ihn beinahe getötet. Dass Zacas ihn mit elektrischen Armfesseln verhörte, musste nicht auch noch sein.
*
Ein Fehler. Es war ein lästiger Fehler gewesen, Mareetu zu kontaktieren. ALLDAR mochte wissen, weshalb der Hohe Marschgeber in der Ringstadt so völlig anders als von Zacas erwartet reagiert hatte. Dem Befehlshaber in Alldar-Shat war es ausnahmsweise nicht egal, was in den Randzonen geschah.
Mareetu hatte befohlen, der Angelegenheit nachzugehen. Er glaubte also einem Jäger, der für seine ungezügelte freie Lebensweise bekannt war.
Zacas hatte nur ein unruhiges Schütteln dafür.
Aber nicht das bereitete ihm wirklich Unbehagen, denn letztlich war die Ringstadt immer noch
Weitere Kostenlose Bücher