PR2606-Unter dem Stahlschirm
Expeditions-Kommandantin sagte es ohne erkennbare Regung. »Wenn wir landen, werden wir endgültig zur Zielscheibe.«
Wieder trafen irisierende Wellenstrahlen das Schiff. Diesmal kamen eindeutige Warnsignale der Belastungskontrolle. Nur ein paar Angreifer mehr, und der bereits indifferent reagierende Schutz würde verwehen und den Rumpf und die FATROCHUN-Abschirmung dem auflösenden Leuchten preisgeben.
Eine Kollision mit einem der Nurflügler konnte ähnliche Folgen haben. Trotzdem zog die Kommandantin den SKARABÄUS jäh nach Steuerbord. Obwohl zwei Angreifer dem »Käfer« viel zu nahe waren, reagierten sie spontan und schwenkten ab.
Handelte es sich um Roboter? Die blitzschnelle Reaktion schien Jenkes Verdacht zu bestätigen.
Andere handelten nicht ganz so perfekt. Einer der nachfolgenden Angreifer zog steil in die Höhe, um der Kollision zu entgehen. Die Tragfläche bohrte sich dabei in den Flügel eines der abschwenkenden Schlangensterne. Jenke hatte beide Fluggeräte nur aus dem Augenwinkel heraus wahrgenommen, erst als sie gemeinsam abschmierten, registrierte sie die brechenden Schwingen.
»Bereitschaftsanzeige für Desintegrator!«, rief Lanczkowski. Es war nur ein kleines Geschütz, für die Asteroidenabwehr gedacht und als Werkzeug für Bodenabtrag und Tunnelbau. Die Wirkung unter den gegebenen Umständen war ohnehin abzuwarten.
Grelle Lichteruptionen loderten vor der VAHANA auf, irisierende Strahlenfinger stachen auf den »Käfer« ein und entfachten ein sprühendes Funkenmeer ...
»Du hast Feuerfreigabe!«
Der flirrende Desintegratorstrahl traf zwei der angreifenden Nurflügler. Für einen Moment gewann Jenke Schousboe den Eindruck, dass die Flugkörper ebenfalls von leichten Schirmfeldern geschützt wurden, dann schlug der im Salventakt feuernde Desintegrator durch. Beide Tragflächen wurden teilweise aufgelöst, die Trümmer kollidierten mit einem weiteren Fluggerät.
Der nächste Schuss war breiter aufgefächert als zuvor. Zwei weitere Angreifer trudelten dem Boden entgegen.
Die Expeditions-Kommandantin zog den SKARABÄUS aus dem Kurs und drehte gegen die bisherige Flugrichtung. Das war ein Manöver, das sie mit einem Zweimann-Jäger im relativen Stillstand ausgeführt hätte, doch der Käfer reagierte schwerfälliger. Kurzzeitig brandete ein unheilvolles Prasseln aus den Maschinenräumen heran, Lanczkowski bot sich jedoch ein merklich verbessertes Schussfeld.
Noch drei Nurflügler stürzten sich überschlagend in die Tiefe – Sekunden später war der Spuk vorbei. Die anderen stiegen steil in die Höhe und jagten mit hoher Geschwindigkeit davon.
Nur sekundenlang schaute Jenke ihnen hinterher. »Das gefällt mir nicht«, sagte sie verhalten. »Ich bin sicher, dass sie es wieder versuchen werden. Wir müssen auf der Hut sein ...«
Sie ließ die VAHANA langsam tiefer sinken.
»Sollten wir nicht schnellstens aus dem Bereich verschwinden?«, fragte Pifa zögernd »Was hast du vor?«
»Wir brauchen Informationen. Und genau die holen wir uns.«
*
Pia Aftanasia Clonfert war eine sehr kräftige und fast zwei Meter große Frau. Sie überragte Jenke Schousboe um mehr als eine Handspanne, aber dennoch hätte sie unter Ertrusern eher als schmächtig gegolten. Wobei Pia Aftanasia sich ohnehin vor allem ihren terranischen Genen verpflichtet fühlte.
»... nicht gerade sehr umfangreich, was übrig geblieben ist«, schimpfte sie. »Am besten, wir werfen das Zeug in eine der Ladenischen und ... Mal ehrlich: Ich bezweifle allmählich, dass wir von hier wieder wegkommen.« Mit einer Hand fuhr sie sich durch das kurze azurblau gefärbte Haar, und aus ihrer halb gebückten Haltung bedachte sie die Expeditions-Kommandantin mit einem forschenden Blick. »Von dieser seltsamen Welt vielleicht. Aber auch aus diesem winzigen Miniaturuniversum?«
»Warum sollten wir auf Dauer hierbleiben?«
»Ich wusste, dass du das sagen würdest.« Pifa gab sich keine Mühe, besonders leise zu reden. Jenseits des gelandeten SKARABÄUS', gut dreihundert Meter entfernt, sammelten Smith und Widengren ebenfalls Bruchstücke eines Nurflüglers ein. Beide hielten unvermittelt inne und reckten die Köpfe.
Pifa – den Spitznamen mochte sie nicht sonderlich, denn sie war stolz auf ihren doppelten Vornamen – winkte heftig ab. »Macht weiter! Je schneller wir alles beisammenhaben, desto eher können wir verschwinden!«
Sie begleitete die Expedition als Exo-Ingenieurin. Als solche war sie auf das konstruktive Verständnis
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