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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Jenke seine Klauenhand entgegen.
    Die Irmdomerin ignorierte die drei kräftigen Finger, die noch ein paar Sekunden vor ihrem Gesicht hingen, dann aber zurückgezogen wurden.
    »Ich könnte dich zu Cuumflou bringen.« Das Echsenwesen zog die Hornlippen zurück und entblößte ein Gebiss aus schmalen Zahnscheiben. Die Geste wirkte keineswegs bedrohlich, eher wie ein zufriedenes Grinsen.
    »Wer oder was ist Cuumflou?«
    »Er gehört zu den Informationsspielern. Wenn du mich fragst: Er ist der Beste von allen. Du solltest mit ihm reden. Was sage ich? Du musst mit ihm reden!«
    Ruckartig setzte sich das Gefährt wieder in Bewegung. Rauch fauchte über die Straße und stieg brodelnd auf. Ganze Ladungsbüschel klatschten herab. Ein schriller Aufschrei erklang, dann hüpfte der Vogelähnliche dicht an Jenke vorbei und versuchte vergeblich, sich an dem letzten Wagen in die Höhe zu ziehen. Sein Zetern war noch eine Weile zu hören, bis das nächste Fuhrwerk fauchend und zischend vorbeidröhnte.
    »Alles wie gehabt«, sagte die Expeditions-Kommandantin, nachdem sie einmal mehr den Himmel nach Nurflüglern abgesucht hatte. »Scheint ein friedliches einfaches Volk zu sein, das in Hascomen lebt.«
    »Sie nennen sich Fato'Fa!«, sagte Shimco Patoshin neben ihr. »Die so aussehen wie zu üppig genährte Favadarei-Kinder haben uns den Namen genannt.«
    »Fato'Fa«, wiederholte die Irmdomerin. »Hat das eine verständliche Bedeutung?«
    Shimco beugte sich zu ihr herab. »Die Glückswaisen«, schnarrte er. »Vielleicht, weil sie hier in der Einsamkeit fern der großen Stadt von niemandem abhängig sind.«
    »Und? Was haben sie außerdem gesagt? Über euch und über sich selbst und die Ähnlichkeit zwischen euch? Das kann doch kein Zufall sein?«
    Kulslin Finukuls schaltete sich ein. »Der Fato'Fa Floisar Cuumflou wisse alles über unsere Herkunft, behaupteten sie. Ihn sollen wir fragen, den Informationsspieler.«
     
    *
     
    Heiß brannte die Sonne aus dem Zenit. Über der Straße flirrte die Luft.
    Die ersten Gebäude zu beiden Seiten waren einfache kubische Konstruktionen, die den Eindruck erweckten, jemand habe Bausteine wahllos übereinandergeworfen. Möglicherweise handelte es sich um Lagerhallen, immerhin standen größere Bodenfahrzeuge herum.
    Die meisten machten auf die Distanz einen besseren Eindruck als die schweren Zugmaschinen, deren Schnaufen schon lange verstummt war.
    Auf der anderen Straßenseite sahen sie die ersten Stadtbewohner. Humanoide; stelzenbeinige Gefiederte; schillernde Schuppenwesen. Sie blickten den Neuankömmlingen kurz entgegen, achteten ansonsten aber kaum auf sie.
    »Ein Vielvölkergemisch«, bemerkte Bousset neben der Expeditions-Kommandantin. »Sie scheinen wirklich an Fremde gewöhnt zu sein.«
    »Und dass diese sich in der Stadt niederlassen«, fügte Dodd hinzu. »Die unterschiedlichsten Baustile treffen hier zusammen.«
    Er hatte recht. Die Hallen hinter ihnen wirkten beinahe schon wie ein Wall. Stadteinwärts bestimmten filigrane, geschwungene, teils schiefe Bauten das Bild. Die Straße verzweigte sich in Gassen, Winkel und Plätze. Es war eine üppige Melange aus Licht und Schatten, kahlen Mauern und üppig wuchernden Pflanzenbaldachinen, aus Strenge und im Gegensatz dazu luftiger Verspieltheit. Schrille Klänge hingen in der Luft, einschmeichelnd im einen Moment, aufwühlend im nächsten. Dazu ein vielfältiges Stimmengewirr.
    Hascomen bot eine eigenartige Ausstrahlung, völlig anders, als die Kommandantin es erwartet hatte. Diese Stadt hatte etwas Verlockendes.
    Lebensfreude!
    Fato'Fa – die Glückswaisen. Ja, der Name drückte aus, was Jenke Schousboe empfand. Wie viele Einwohner mochte diese Stadt haben? Dreißigtausend?
    Egal. Für uns ist Hascomen nur eine Zwischenstation. Wir holen uns Informationen ...
    »Wir dürfen keinesfalls unvorsichtig werden!«, raunte Pettazzoni. »Ich traue diesem Frieden nicht. Woher sind die Schlangensterne gekommen? Lächerliche fünfhundert Kilometer sind wir von der letzten Begegnung entfernt.«
    Ein schmaler Platz öffnete sich vor ihnen. Reges Treiben herrschte. Das war ein Markt, wie die Irmdomerin ihn von einigen spärlich besiedelten Welten kannte. Goldgelbe dicke Blatthalme wurden soeben zu hohen Haufen aufgeschichtet, wahrscheinlich handelte es sich um die frische Ernte, die von den Gespannen angeliefert worden war.
    Die Menge geriet in Bewegung. Ein großes echsenartiges Wesen drängte gegen den Strom. Auf zwei kurzen stämmigen Hinterbeinen

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