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PR2606-Unter dem Stahlschirm

PR2606-Unter dem Stahlschirm

Titel: PR2606-Unter dem Stahlschirm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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kursierten, kamen ihr in den Sinn. Spielhölle wäre zweifellos die bessere Bezeichnung gewesen. Blues, Arkoniden, Aras, Springer und natürlich auch Terraner hatten sich auf Lepso schon in den Ruin gezockt und horrende Reichtümer verloren, manche sogar ihr Leben.
    Und an diesem Ort? In der Anomalie eines Miniaturuniversums auf einer bizarren Planetenbrücke? Was machte Cuumflou letzten Endes mit diesen »Trophäen«? Genaugenommen verfügte er über eine Genbank fremder Besucher. Aber ... Jenke musste nicht verlieren, das hatte sie nicht vor.
    Ihr Blick verharrte auf dem sternförmigen Spielbrett, das nahezu die gesamte Tischplatte einnahm. Vor den Sitzgelegenheiten waren funkelnde Kristalle aufgereiht. Die zwei faustgroßen Kästchen sah sie als Hologeneratoren an.
    »Informationen sind der Einsatz«, wiederholte Cuumflou. »Wahre Informationen – der Versuch einer Lüge wird sofort erkannt und bestraft. Tongg und Tonokk wachen über das Spiel. Sie sind Buochoponen, unbestechliche Wahrhaftigkeitsspürer.«
    »Wo ...?« Jenke versummte überrascht. Eine der beiden vermeintlichen Einpflanzungen bewegte sich urplötzlich. Der nach unten gezogene Pilzhut riss keilförmig auf, rollte sich an den Rändern ein und gab den Blick frei auf ein fein gezeichnetes, sanft pulsierendes Gewebe. Lamellen unter dem Pilzhut blähten sich wie Lungen im Rhythmus langsamer Atemzüge.
    »Das ist Tonokk. Er war immer schon der agilere meiner Buochoponen.«
    Jenke sah genauer hin. Eine schleimig wirkende Masse füllte die beiden Töpfe, in denen diese Wesen standen. Winzige Luftblasen stiegen träge an die Oberfläche und fanden sich zu Schaumflecken zusammen.
    »Sie sind genügsam, mehr als ihren Lebensfundus brauchen sie nicht«, sagte Cuumflou. »Aber ich rede schon zu viel. Wenn ihr mehr über Buochoponen hören wollt, spielt darum. Nur ein Informationsspieler auf jeder Seite. Wer ...?«
    »Ich!«
    Das war Alban Dodd. Der Kamashite schaute zu Jenke auf, seine linke Hand schloss sich geradezu demonstrativ um das Amulett seines Erbgottes Aay. Die kleine hölzerne Figur, die er hin und wieder um Rat fragte und die er seinen »Schmollgott« nannte, weil sie nie eine Antwort gab.
     
    *
     
    Alban zögerte, dann griff er nach dem vorletzten vor ihm liegenden Kristall und setzte ihn auf das äußere Zugfeld des ihm zugewandten Zackens. Der Kristall leuchtete nun in einem zarten Grün, er war aktiviert. Mit etwas Glück konnte Dodd schon nach zwei weiteren Zügen gleich drei Steine des Fato'Fa in Bedrängnis bringen. Und, egal wie Cuumflou darauf reagierte, mindestens einen gegnerischen Kristall aus dem Feld nehmen.
    Es gab ein uraltes terranisches Brettspiel, irgendwie aus der Zeit, als Perry Rhodan noch in den Windeln gelegen hatte. Dodd kannte es seit beinahe hundertfünfzig Jahren, er war während eines großen Arbeitsauftrags auf einer terranischen Siedlungswelt damit konfrontiert worden. Cuumflous Spielbrett hatte ihn sofort daran erinnert. Und die Zeitangabe, der Vergleich mit Rhodan?
    So oder so ähnlich kommentierte er oft, wenn es um wirklich alte Dinge ging. Jedes Mal bereitete es ihm aberwitziges Vergnügen, die Reaktion der Angesprochenen zu beobachten. Verständnislosigkeit erst, dann Verblüffung, letztlich ein breites Grinsen und ein Hauch von Aha-Effekt. Kaum jemand konnte sich spontan einen Perry Rhodan oder Reginald Bull in Windeln vorstellen. Leider mutete seine feine Ironie manchen Menschen beinahe schon wie ein Sakrileg an. Aber selbst die potenziell unsterblichen Träger eines Aktivatorchips waren einmal klein gewesen und hatten lernen müssen, sich in der Welt zurechtzufinden.
    Eine gurgelnde Lautäußerung des Fato'Fa holte Alban in die Realität zurück. Cuumflou hatte eben erst bemerkt, dass der Kamashite ihm eine Falle gestellt hatte, aus der es kein Entrinnen gab. Er würde mehrere Fragen beantworten müssen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten.
    »Danke!«, murmelte Dodd lautlos, und für einen Moment drückte er Aay fester an seine Brust. Als er aufsah, begegnete er Jenkes Blick. Das war einer der seltenen Momente, in denen die Kommandantin sogar lächelte. Wäre er nur hundert Jahre jünger gewesen ... Alban musste sich auf das Spiel konzentrieren. Es war schwieriger als Halma, einige Zugmöglichkeiten erinnerten ihn zudem an terranisches Schach, vielleicht hatte er gerade deshalb schnell verstanden, worum es ging.
    Die Projektionswürfel legten die Zeitspanne fest, die für Zugkombinationen zur

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