PR2606-Unter dem Stahlschirm
richtete es sich auf, streckte seinen Schwanz als Gegengewicht aus und tappte breitbeinig heran.
»Ich wusste, dass ich euch bald wiedersehen würde«, zischelte die Echse. Erst jetzt erkannten Jenke und ihre Begleiter, dass sie den Lenker des einen Gespanns vor sich hatten. In dem Sitzgestell liegend war nicht viel mehr als der Schädel und die Arme sichtbar gewesen.
»Ihr sucht Informationen. Alle suchen Informationen, die das Schicksal nach Hascomen verschlägt.«
»Vielleicht«, erwiderte die Irmdomerin.
»Oh, sag nicht vielleicht, wenn schon deine Augen den Wissensdurst verraten. Cuumflou ist der beste Informationsspieler, den ich kenne. Habe ich das nicht schon gesagt?«
»Du kennst sicher nur den einen«, bemerkte Alban Dodd aus dem Hintergrund.
Die Echse krümmte den Hals zurück und blickte den kleinwüchsigen Kamashiten mit beiden Augen von oben herab an. »So viele wie Finger an einer Hand«, brachte sie fauchend hervor. »Drei!«
»Was müssen wir dafür bezahlen?« Dass es nirgendwo in der Milchstraße etwas ohne Gegenleistung gab, hatte Jenke schon in früher Kindheit gelernt. Sicher, dies war nicht unbedingt die Milchstraße, aber was änderte das schon?
»Nichts!«, schnarrte die Echse. »Nur Information gegen Information. Manche hier sind sehr begierig darauf, zu erfahren, wie es andernorts aussieht.«
»Die Allgegenwärtige Nachhut?«, platzte Pettazzoni heraus.
Das Echsenwesen verdrehte seine Kugelaugen in einem geradezu unmöglichen Winkel.
»Wir haben nichts mit der Allgegenwärtigen Nachhut zu schaffen«, zischelte es so verhalten, dass Jenke Mühe hatte, das Gesagte überhaupt zu verstehen.
»Gibt es einen Grund dafür?«, fasste sie sofort nach.
Die kräftigen Klauen klickten durchdringend. »Spielt mit Cuumflou darum! Gewinnt und erfahrt, was ihr wissen wollt.«
»Und wenn wir verlieren?«, fragte Dodd.
»Nicht schlimm«, versicherte die Echse. »Gar nicht schlimm. Folgt mir, Freunde!«
*
Floisar Cuumflou war ein Fato'Fa, eine Glückswaise. Er war deutlich fülliger gebaut als Shimco Patoshin und Kulslin Finukuls, im Vergleich mit ihnen geradezu fettleibig, und mit zwei Metern Körpergröße auch nicht unbedingt als zwergwüchsig zu bezeichnen.
Seine unauffällige Behausung lag in einer Seitengasse. Die Einrichtung wirkte zweckmäßig karg. Es gab nichts, was dem Bewohner des kleinen Hauses einen nach außen erkennbaren Status verliehen hätte.
»Ich bin Informationsspieler«, wiederholte Cuumflou, nachdem das Echsenwesen die Fremden zu ihm geführt hatte und im Sprinttempo wieder davongeeilt war. »Der Einsatz sind Informationen, der Gewinn ebenfalls. Es gibt keine Tabus.«
»Kann jemand dabei verlieren?«
»Sonst wäre es kein Spiel.«
Cuumflous Sinneskrone leuchtete in zartem Goldblumengelb. Die beiden Favadarei registrierten die Verfärbung sofort. Auch Jenke erkannte, dass der Fato'Fa aufgeregt war. Machte es das möglicherweise leichter, gegen ihn zu gewinnen?
»Natürlich gibt es eine Strafe für den Verlierer, das verlangt schon der Reiz des Spielens. Aber keine Sorge: Es werden nur kleine Schnitte sein, ein paar Blutstropfen als Obolus, schlimmstenfalls Hautfetzen oder eine Fingerkuppe.«
»Warum das?«
Cuumflou krümmte sich. »Ich habe von Welten gehört, auf denen Verlierer mit ihrem Leben bezahlen. Wir in Hascomen sind keine Wilden ...« Er wandte sich um, öffnete die Tür zum Nebenraum und trat hindurch.
Ein ovaler Tisch, an den Stirnseiten zwei gepolsterte Sitzgelegenheiten, stand mitten im Zimmer. Nur durch ein kleines Fenster fiel Sonnenlicht herein. Zwei Einpflanzungen zierten die Längsseiten des Tisches.
Hüfthohe Pilzgewächse als Zimmerschmuck. Jenke Schousboe ging mit einem Achselzucken darüber hinweg. Weit mehr als für die Pflanzen interessierte sie sich für die beiden geschwungenen Wandregale. Versiegelte gläserne Phiolen standen dort. Sie schaute genauer hin. Schuppen lagen in einem Röhrchen. Ein Büschel gezackter fingerlanger Borsten in einem anderen. Daneben ein zentimeterlanges Etwas, das die Irmdomerin an die Spitze eines sehr dünnen Tentakels erinnerte. Ruckartig wandte sie sich Cuumflou zu.
»Eine Trophäe muss der Gewinner natürlich verlangen«, sagte der Fato'Fa. »Wie sonst sollte er beweisen, wer der Beste ist?«
Vorwürfe? Nein, die konnte Jenke dem Informationsspieler nicht machen. Wenn er wirklich nur unbedeutende Trophäen behielt ... Wilde Geschichten, die über das Spielerparadies Lepso in der Galaxis
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