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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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»Er soll in einem renommierten Restaurant in Terrania gekocht haben. Korbinian Boko.«
    Sie winkte unwillig ab. »Ich will nichts essen. Die Fünf-Sterne-Gastronomie der AMATERASU muss vorläufig ohne mich auskommen.« Sie grinste. »Füttert den Residenten. Er verträgt sicher einen Happen.«
    »Danke!«, sagte Bull trocken.
    Ein wenig hungrig geworden, streifte sie kurz telepathisch durch die Station, traf aber auf niemanden, der von sich als von einem Korbinian Boko dachte. Nur einen Hyperphysiker, dem das Essen der Station leicht im Magen lag und der sich auf die nächste Mahlzeit freute. Merkwürdig, dachte Sarmotte. Essen war immer etwas gewesen, was sie ohne allzu großen Lustgewinn tat. Was für ein seltsamer Mensch ich bin, überlegte sie.
    »Zwei Stunden sind das absolute Minimum«, sagte der Ara. »Sie wird noch zwei Stunden ruhen, bevor sie in den Einsatz geht.«
    »Eine Stunde«, sagte Sarmotte.
    Bull sah den Ara fragend an.
    »Zwei«, beharrte Prak-Parlong. »Bei mir macht man das so, dass man auf meinen Rat hört.«
     
    *
     
    Sie aß mit Bull in der Messe der Korvette. Der Koch war nicht persönlich anwesend. Vielleicht schlief er. Aber er hatte die Gerichte so weit präpariert, dass sie wie frisch zubereitet aufgetragen wurden.
    »Also?«, fragte Bull, während er eine nach Jasmin, Zitronengras und Pfeffer duftende asiatische Suppe mit einem weißen Porzellanlöffel zu sich nahm.
    Sarmotte hatte einen wuchtigen süßen Böhmischen Knödel mit Powidl bestellt. Es schmeckte tatsächlich wie im Märchen. Da hatte jemand seine Bestimmung gefunden. Wie hieß der Koch? Boko, dachte sie. Boko. Deinen Namen werde ich mir merken.
    Sie erzählte Bull von den Spenta. Von ihrem Hunger nach Energie, von ihrer Sättigung. Von ihrem Entsetzen über die Besudelung. »Ich weiß nicht, was sie damit meinten.«
    »Eine Kollektivintelligenz also«, sagte Bull. »Oder als was hast du sie bezeichnet?«
    »Ein Mosaikbewusstsein.«
    »Eine Art, die aus einer Sonne stammt. Aber nicht aus unserer Sonne.«
    Sarmotte nickte. »Aus einer blauen Sonne.«
    »Hast du ihren Gedanken entnehmen können, wie lange sie schon in Sol sind?«
    Sarmotte schüttelte den Kopf. »Kommt in mein Auftragsbuch für das nächste Mal.«
    »Du machst einen weiteren Versuch?«
    Sie nickte. »Natürlich, mein Resident.«
    »Ich wünschte, ich könnte dich begleiten.«
    »Wirklich?«
    Er nickte langsam.
    »Was glaubst du?«, fragte sie.
    »In Hinsicht worauf?«
    »Was ist das Sakrileg, das die Spenta so empört?«
    »Die Suppe ist ausgezeichnet«, sagte Bull, schob die leere Tasse zur Seite und legte den Löffel ab. »Unsere gemeinsamen Freunde sind keine Menschen, ich weiß. Und mit Perrys Predigten darüber, dass Nichtmenschliche eben keine Menschen sind, kann ich mittlerweile ganze Kübel voller Datenkristalle füllen. Aber«, er machte eine wegwischende Bewegung, »machen wir es uns einmal einfach: Nehmen wir an, die Spenta wären wie wir. Und wir wären wie die Spenta.
    Stellen wir uns vor, wir landeten auf einem Planeten, der gut und schön ist. Wälder, Seen, grüne, saftige Ebenen.« Er zeigte auf ihren Teller mit dem böhmischen Knödel, aus dem ein wenig Zwetschgenmus sickerte. »Obstbäume mit wohlschmeckenden Pflaumen. Alles ganz so, wie wir es mögen. Da stoßen wir in einem Tal – oder sagen wir: auf einem Kontinent auf etwas, das nicht von dieser Welt stammt. Auf eine kolossale, den ganzen Erdteil belastende Leiche. Eine Leiche im Paradies. Die von irgendwem deponiert wurde, um vor sich hin zu verwesen. Würden wir das nicht als Frevel ansehen?«
    »Du meinst, sie sehen den Korpus von ARCHETIM als die Besudelung an?«
    Bull nickte. »Ja«, sagte er. »Das nehme ich an.«
    Sarmotte schaute auf ihren MultiKom. »Noch eine Stunde«, sagte sie. »Dann gibt der Ara mich frei.« Sie stand auf. »Ich möchte noch jemanden ...« Sie stockte.
    »Ja?«
    »Um Hilfe bitten«, sagte sie.
     
    *
     
    Es war auffällig kühl in der Kabine. Huq musste die Temperatur um mehrere Grad herabreguliert haben.
    Sarmotte schaute sich um. Eine karge Einrichtung. Ein Schreibtisch aus tiefblauem Glassit mit eingelegter Tastatur. Auf dem Tisch stand ein Holowürfel. Im Würfel erblickte Shanda Sarmotte eine junge, bemerkenswerte schöne Frau am Ufer eines späten Meeres. Sie trug ein einfaches weißes Leinenkleid. Die langen Haare wehten im Wind, sie kam langsam über den Strand auf den Betrachter zu, ohne ihn anzusehen. Sie lächelte, in sich versunken, und sah

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