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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Zivilisation.
    Dass Sarmotte wie andere Terraner auch die sonderbaren Verästelungen am Bug der Schiffe als etwas Lebendiges wahrnahm, konnte ein typisch menschliches Missverständnis sein.
    Und mussten die Schiffe nicht, wenn sie in die Sonne tauchten, genau wie die Sonnenforschungsstation von starken Schutzschirmen umgeben sein? Wenn diese Schirme fünf- oder sechsdimensionale Komponenten aufwiesen, würden sie die mentalen Impulse eventueller Besatzungen Sarmotte gegenüber abschirmen. Denn dort gab es, im Gegensatz zur AMATERASU, keine Ministrukturlücken.
    Dennoch fahndete die Telepathin nach bekannte Mustern, nach mentalen Spuren, die den menschlichen nicht völlig unähnlich waren. Nach Gedankenbildern, die – wenn sie auch in ganz und gar fremdartigen sprachlichen Systemen formuliert waren – wenigstens ihren Umrissen nach den menschlichen Vorstellungen vergleichbar waren: nach Bildern von Maschinen und anderem technischem Gerät, wie es sie auf diesen Raumschiffen geben musste.
    Vielleicht auch nach Bildern eines lebendigen Gegenübers, einer Cevim, eines attraktiven Sexualpartners, eines eigenen Ideals.
    Nach Gedanken eben, die von ihrer Intensität, in ihrem Selbstbezug, in ihrem Umfang und ihrem Zugleich von triebhaft-unergründlicher Tiefe und geistiger Schärfe einem menschlichen Gedanken gleichkamen.
    Deswegen kam ihr der Fund nicht sofort zu Bewusstsein.
    Erst als sie innehielt und nachdachte, was sie da soeben abgelenkt hatte, wurde ihr klar, dass sie einem mentalen Impuls begegnet war. Dieser war so unscheinbar klein gewesen, so unbedeutend und leicht zu überhören vor dem Hintergrund der sechsdimensionalen Präsenz, dass sie ihn übersehen hatte, wie sie auf der Erde die winzigen Impulse, den Gedankenstaub eines kleinen Tiers übersah.
    Oder das in sich gekehrte, stumme Selbst eines schlafenden Säuglings.
    Aber es sind keine Kinder in der Sonne, durchfuhr es sie.
    Was war es also dann?
    Sie kehrte ihre Gedanken um und begann zu suchen.
     
    *
     
    Bull beobachtete das Gesicht der jungen Telepathin. Der Medoroboter überwachte weiterhin ihre vitalen Funktionen. Deb führte die Kaffeetasse zum Mund und benetzte die Lippen, nahm aber keinen Schluck.
    Einige Minuten später trat eine Veränderung ein. Shanda Sarmottes Brauen zogen sich leicht zusammen, noch etwas enger.
    Für einen Moment hielt sie den Atem an. Dann trat ein Ausdruck von Erstaunen auf ihr Gesicht.
    »Sie hat etwas entdeckt«, sagte Deb leise.
    Bull legte den Zeigefinger auf die Lippen. Stören wir sie nicht.
     
    *
     
    Es war ein wirklich winziger Impuls, ein Schmetterling in einem weltweiten hyperphysikalischen Gestöber.
    Sarmotte näherte sich ihm behutsam. Warum? Sie wusste es selbst nicht. Menschen ohne paranormale Begabung bemerkten ihre Annäherung ja nicht einmal.
    Warum glaubte sie, dass es bei dieser Winzigkeit, diesem Schmetterling anders sein würde?
    Kurz darauf war sie sicher: Ja, dieser Impuls spürte ihre Gegenwart. Ihre Anwesenheit erschreckte ihn nicht, aber er begrüßte sie auch nicht, fragte sie nicht. Sarmotte verhielt sich abwartend.
    Eine Weile.
    Dann näherte sie sich ihm weiter.
    Hallo, dachte sie gezielt.
    Ein merkwürdiges Gefühl überkam sie. Es war, als würde der mentale Impuls aufhören, ihr gegenüber zu sein, und stattdessen zu ihr und in ihren Geist überfließen. Wie ein Tropfen, der sich mit einem größeren Tropfen vereint.
    Nun konnte sie ihn ein wenig lesen. Es waren Gedanken von einer fast fundamentalen Einfachheit. Ein guter Gedanke, den sie mit satt übersetzte.
    Sie wartete. Der Gedanke veränderte sich. Sehr langsam, wie ein Schatten sich im Laufe des Tages veränderte. Das Bewusstsein der Sättigung blieb. Aber etwas begann, diesen Gedanken zu trüben. Etwas Dunkles nahm Gestalt an: der Gedanke daran, dass etwas falsch war oder schmutzig. Der Gedanke wuchs, wurde größer und zornig.
    Plötzlich war ein zweiter mentaler Tropfen, der in ihren Geist rollte und sich mit dem ersten vereinigte. Sättigung und Zorn – es waren dieselben Gedanken, aber sie gewannen an Kontur.
    Kurz darauf floss ein dritter Gedankentropfen in den Geist.
    Die Gedanken differenzierten sich etwas. Eine Art Emblem schälte sich aus den Emotionen der Tropfen heraus, ein heller, alles überstrahlender Energiemantel.
    Es war eine Sonne, aber eine Sonne, die ganz und gar von innen gesehen wurde. Sarmotte konzentrierte sich und rückte dem Emblem näher. Es war eine bestimmte Sonne, aber nicht Sol. Es war ein Stern,

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