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PR2607-Der Fimbul-Impuls

PR2607-Der Fimbul-Impuls

Titel: PR2607-Der Fimbul-Impuls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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soll ich denken?«
    Über seinem Gesicht lag die matte Firnis des Melancholikers, diese undefinierbare Spur eines fernen, nie verwundenen Schmerzes.
    Sie bat ihn: »Wenn es so weit ist, denk an die Sonne.«
    Er schaute noch einen Moment ins Holo und schaltete es dann mit einem kodierten Augenblinzeln aus.
     
    *
     
    Als sie gegen 20 Uhr die Zentrale betraten, warteten Bull und Deb bereits auf sie. Ataur Singh saß an der Steuerkonsole. Prak-Parlong hob fragend seine Brauen; Sarmotte, die nicht wusste, ob der Ara sich um ihr Befinden sorgte oder neugierig war auf den Ausgang ihrer Unterhaltung mit Mofidul Huq, nickte ihm beruhigend zu.
    »Kurze Lagebesprechung«, sagte Bull. »Unsere Theorie ist, dass die Spenta versuchen, ARCHETIM aus der Sonne zu extrahieren. Sie sind bislang gescheitert. Aber sie geben nicht auf. Die Frage ist, ob wir diesen Versuch sinnvollerweise bekämpfen – oder ob wir sie unterstützen, oder ihnen unsere Unterstützung aus strategischen Gründen wenigstens anbieten.« Er grinste. »Vielleicht wäre es ja kein Verlust, wenn den hohen kosmischen Mächten demnächst andere sechsdimensionale Juwelen in die Augen fallen als Sol.«
    Er schaute Huq und Deb an. »Was wisst ihr über den Korpus von ARCHETIM?«
    Huq sagte: »ARCHETIMS Einbettung in die Sonne war keine bloße Versenkung. Der Korpus der Superintelligenz wurde auf vielfache Art und Weise – vier- wie hyperdimensional – mit der Sonne verschränkt. Diese vielschichtige Einbettung hat meiner Theorie nach sogar eine sechsdimensionale Komponente.«
    »Natürlich«, sagte Bull. »Der Korpus hat aus Sol das sechsdimensional strahlende Juwel gemacht. Was immer wir uns darunter vorzustellen haben. Schließlich haben wir keinen Sinn für die sechste Dimension.«
    »Das würde ich so nicht sagen«, meinte Huq. »Ich bin kein Neurologe, aber ist es nicht so, dass wir als Menschen auch in die sechste Dimension ragen – mit unserer ÜBSEF-Konstante?«
    Bull sagte: »Das ist unsere individuelle sechsdimensionale Energiekonstante, die sechsdimensionale Matrix unseres Geistes. Sozusagen das sechsdimensionale Wasserzeichen unseres Bewusstseins. Aber eben unseres Bewusstseins – und ARCHETIM kann kein Bewusstsein mehr haben. Die Superintelligenz ist tot.«
    »Was immer das bei einer Superintelligenz heißt«, murmelte Huq. »Eine Superintelligenz ist im Kern nichts anderes als ein Bewusstseinssubstrat, also reines Bewusstsein. Müsste dann nicht auch die Leiche aus Bewusstsein gemacht sein?«
    »Worauf willst du hinaus?«, fragte Bull.
    Huq zögerte. »Meine Vermutung ist, dass es einen Grund geben muss, warum ARCHETIM in der Sonne begraben wurde. Wir wissen so gut wie nichts über die Entstehung dieser Superintelligenz. Oder, Resident?«
    Deb lächelte melancholisch. »Unsere Anträge, erheblich mehr Gelder für die Erforschung der Symbiose zwischen Sol und dem Korpus zu bewilligen, sind leider niemals genehmigt worden.«
    Bull schien verärgert: »Solche Anträge haben mir nie vorgelegen. Das war Angelegenheit des Wissenschaftsministeriums. Ein Fehler, wahrscheinlich. Wir werden ihn so bald wie möglich korrigieren.«
    ARCHETIM – das war immer so etwas wie das Monopol der Schohaaken gewesen. Ein Fremdkörper, den die Sonne mit ihren ewigen Energien eingekapselt hatte. Ob zum Glück oder zum Unglück der Menschheit, war vorläufig eine philosophische Frage. Bull seufzte innerlich.
    Nun erwies sich der Korpus möglicherweise als die Dunkelziffer in ihrer Rechnung. Wie die Nagelraumer, die Spenta, das hyperphysikalisch instabile Miniaturuniversum, in das das Solsystem deportiert worden war.
    Bull sagte: »Alle Superintelligenzen, die wir bislang kennengelernt haben, zeigen gewisse Absonderlichkeiten.«
    Huq hob den Zeigefinger. »Meine These dazu ist: Die tote Superintelligenz wurde in einem Stern beigesetzt, weil dieser eine auf lange Sicht unerschöpfliche Photonenquelle ist. ARCHETIM liegt in einem lichten Sarg, in einem Monument aus Licht begraben.«
    Bull lächelte. »Das klingt ja beinahe romantisch. Scheint aber für Superintelligenzen reizvoll zu sein: Ähnliche Sonnengräber gab es beim LICHT VON AHN und APHANUR. ARCHETIM ist also kein Einzelfall. Aber ruht der Korpus nicht in der Chromosphäre der Sonne? Existiert dort überhaupt Licht?«
    Huq sagte: »Genau genommen, liegt nur ein Teil des Korpus in der Chromosphäre. Soweit ich sehe, strahlen vom Korpus psi-materielle Axone aus, Fasern, die durch die Konvektionszone bis tief in die

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