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PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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ausschalten. Mir ist jedoch nicht daran gelegen, sie zu zerstören! Es wäre unnötige Verschwendung von vielleicht bald schon wertvollen Ressourcen, die wir gegen einen gemeinsamen Feind einsetzen können. Ich bin nicht dein Gegner! Frag Gardeleutnant Pridon! Er soll nachdenken – ich habe ihm nie willentlich geschadet.«
    »Alraska«, meldete sich der Zwergandroide leise über Funk zu Wort. »Der Impuls verliert schneller als zuvor seine Wirkung. Die Kampfroboter bewegen sich wieder, sie haben sich auf die Wirkung eingestellt! Ich weiß nicht, ob ich ihn noch einmal erfolgreich einsetzen kann!«
    Saedelaere hörte zu, redete aber gleichzeitig unbeirrt weiter. »Das Gespräch zwischen Pridon und mir in meiner Suite hat endgültig ans Licht gebracht, dass die Ausstrahlung des Gewebeklumpens in meinem Gesicht euch die Schmerzen und Probleme bereitet. Ich kann daran nichts ändern, so gern ich es möchte. Aber ich bin bereit, euch zu helfen, genau wie ich dem Gardeleutnant ermöglicht habe, in die Anomalie einzufliegen und den Palast zu finden. Ich kann euch zurück ins normale Universum führen. Zumindest hoffe ich das!«
    Der erste Roboter feuerte. Es kam kein Befehl, der ihn daran hinderte. So schnell hatte Saedelaere allerdings auch nicht damit gerechnet.
    »Ich bin nicht dein Feind, Herzogin, oder der des Reiches der Harmonie. Ich werde wieder Kontakt aufnehmen.« Er senkte den Blick zu seinem Begleiter. »Gehen wir.«
    Gemeinsam traten sie durch das UHF-Fenster, und im nächsten Augenblick standen sie in der Zentrale der ROTOR-G.
     
    *
     
    »Das UHF-Fenster ist erloschen.« Eroin Blitzer hielt das unscheinbare kleine Kästchen in der Hand, ging zu einem Arbeitsterminal und stellte es dort ab. Sein Gesicht blieb ausdruckslos. »Niemand kann uns folgen.«
    Saedelaere ließ sich auf einen Stuhl nieder; den einzigen, der in der Zentrale dauerhaft auf seine Größe ausgerichtet war. »Sind wir weit genug von den Bewohnern des Palasts entfernt, damit das Cappinfragment ihnen nicht mehr schaden kann?«
    »Ich fürchte nicht«, sagte der Commo'Dyr. »Der Eisbrechereffekt dehnt sich bis über den Palast aus. Also wird er sich auch auf die Lebewesen darin auswirken. Der Wirkungsradius ist übrigens den Analysen meiner Instrumente zufolge gestiegen.«
    »Dann bring uns in ausreichende Entfernung, bis wir mehr über den Effekt wissen und ihn gezielt beeinflussen können.«
    »Ich habe die Kursanweisung bereits veranlasst«, versicherte der Zwergandroide. »Allerdings könnte dein Befehl einige Probleme bewirken. Es steht keineswegs fest, dass wir jemals mehr darüber in Erfahrung bringen. Unabhängig davon gehe ich aber sehr wohl davon aus, dass du früher oder später zum Palast zurückkehren willst.«
    »Wir werden sehen«, murmelte Saedelaere. »Und damit beziehe ich mich auf beides.«
    Eisbrechereffekt – so bezeichneten sie die geheimnisvolle Auswirkung, die das Cappinfragment in dieser Anomalie zeigte. In ihr herrschte eine entartete Strangeness ... jedenfalls verwendeten sie diesen Begriff, solange sie nichts Genaueres wussten. Auch Eroin Blitzer konnte das lediglich feststellen, nicht aber mit einer konkreten Erklärung stützen.
    Die Strangeness als solche bezeichnete einen Zahlenwert im Bereich zwischen null und eins, der den Grad der Unterschiedlichkeit einander fremder Universen bestimmte. Das Standarduniversum hatte den Wert Null; je weiter die Strangeness eines anderen Kontinuums davon abwich, umso mehr entfernte sich der Wert davon. Geriet der Wert negativ, hatte man die Seite des Universums gewechselt und befand sich im sogenannten Arresum.
    Wechselten Individuen von ihrem angestammten Universum in ein fremdes, führte der Strangeness-Wechsel zu Schwierigkeiten – von Desorientierung über Schmerzen, der Gefahr sich in Wahnvorstellungen und hyperphysikalischen Verwerfungen zu verlieren bis hin zum gefürchteten Strangeness-Schock.
    Zunächst hatte Saedelaere angenommen, darin wurzle auch das aktuelle Problem der Escalianer. Doch es ging nicht um die Strangeness an sich. Innerhalb der Anomalie wich diese im Verhältnis zum Standarduniversum weder positiv noch negativ ab; stattdessen war sie laut dem Zwergandroiden anders, entartet.
    Saedelaeres Cappinfragment kämpfte aktiv gegen diese Entartung und schuf eine Zone der geordneten, normalen physikalischen Bedingungen. Das ermöglichte der ROTOR-G, in diesem Bereich des Kosmos zu manövrieren, was den Schiffen des Reiches der Harmonie nicht gelang.

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