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PR2610-Die Entscheidung des Androiden

PR2610-Die Entscheidung des Androiden

Titel: PR2610-Die Entscheidung des Androiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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war nicht einfach, die Richtung des Wirkungsfeldes zu bestimmen, das vom Cappinfragment ausging. Es zehrte zunehmend an seiner Kraft. Trotz der ständigen belebenden Impulse des Zellaktivators würde er sich bald etwas Schlaf gönnen müssen.
    »Was ...«
    »Es gibt Neuigkeiten«, unterbrach ihn der Commo'Dyr. »Während des letzten Funkkontakts mit dem Palast hat ein gerafftes Datenpaket die ROTOR-G erreicht. Es war nicht gekennzeichnet und entging deshalb zunächst meiner Aufmerksamkeit.«
    »Eine Geheimbotschaft? Jemand hat sie heimlich geschickt, um im Palast nicht bemerkt zu werden?«
    Der Zwergandroide ließ neben Saedelaere einen Stuhl entstehen, der scheinbar übergangslos aus dem Boden wuchs. Auf ähnliche Weise konnte er jederzeit Bedienpults ausformen.
    Blitzer setzte sich. Ob er es tatsächlich als körperliche Annehmlichkeit ansah oder ob er es lediglich seinem Gegenüber gleichtun wollte, blieb dabei unklar. »Es ist mir gelungen, das Datenpaket zu entschlüsseln. Beinahe mühelos, wie ich hinzufügen möchte.«
    Saedelaere wartete ab.
    Der Commo'Dyr aktivierte ein Holo. »Es enthält Daten über den Palast, genauer gesagt: über die Entführung. Ein Datenpaket, das uns Gardeleutnant Pridon bisher nicht zugänglich gemacht hat.«
    »Du glaubst, es stammt von ihm?« Das würde bedeuten, dass er überlebt hatte; ein tröstlicher Gedanke. Es wäre ein kleiner Lichtblick in den allgemein düsteren Aussichten, auch wenn es primär bedeutete, dass sich Saedelaere einem Feind mehr gegenübersah.
    »Die Vermutung liegt nahe«, stimmte der Zwergandroide zu. »Aber es enthält keinen Hinweis auf den Absender und damit unseren geheimen Informanten.«
    »Was sagen uns diese Daten?«
    »Im Wesentlichen nichts Neues.« Eroin Blitzer beugte sich vor. Die großen Augen schienen aus den Höhlen hervorquellen zu wollen.
    Unwillkürlich gewann Saedelaere den Eindruck, als lege der Zwergandroide Neugierde oder gar Faszination an den Tag. Er vermochte dessen spärliche Mimik noch immer nicht recht zu deuten, trotz der langen Zeit, die sie gemeinsam zuerst in der LEUCHTKRAFT und nun mit der ROTOR-G unterwegs waren.
    »Aber?«, fragte der Aktivatorträger.
    Blitzers Mine blieb unbewegt, wie eingefroren, ein seltsamer Anblick bei den aus den Höhlen hervortretenden Augen. »Aber was?«
    »Ich vermute, dass du noch mehr zu sagen hast.«
    »Es handelt sich um die internen Aufzeichnungen von Pridons Schiff. Er hatte uns bei unserer ersten Begegnung die Hologramm-Wiedergabe der Außenbeobachtung vorgeführt. Nun können wir auf die Originalmessungen zurückgreifen. Die Art der Raumbeben, die plötzlich auftraten, die Technikausfälle und Strahlungen in den Augenblicken, ehe der Palast von einem Moment auf den anderen verschwand und in die Anomalie versetzt wurde.«
    »Daten, die du bereits interpretierst?«
    Eroin Blitzer erhob sich. »Ich überlasse es zunächst dem Bordrechner. Er setzt es mit den gemessenen Strangenesswerten und hyperphysikalischen Bedingungen in der Anomalie und dem Übergangsgebiet in Korrelation. Ich selbst habe etwas anderes zu erledigen.«
    »Und zwar?«
    »Es ist ... privat«, antwortete der Zwergandroide zu Saedelaeres Überraschung. »Aber sei dir gewiss, dass es selbstverständlich weder im Widerspruch zu unserer Mission steht noch der LEUCHTKRAFT oder der RO-TOR-G schaden wird.«
    »Das würde ich nie annehmen.«
    Ohne weitere Worte verließ Eroin Blitzer die Zentrale.
    Der Maskenträger blickte ihm nachdenklich hinterher.

5.
    Die Zwergandroiden
    Eroin Blitzer
     
    Ich ließ die Zentrale hinter mir. Lange genug hatte ich es unterlassen, den Entschluss in die Tat umzusetzen, den ich in der Zeit höchster Not gefasst hatte.
    Ich musste eine Nachricht an Fallun Vierauf in der LEUCHTKRAFT schicken. Nun, da die Zeit gekommen war, zögerte ich. Er vertrat eine völlige andere Meinung als ich.
    Es würde schwer sein, ihn zu der richtigen Entscheidung zu bewegen. Zu derjenigen, die ich für die richtige hielt.
    Dennoch blieb mir keine Wahl.
    Also suchte ich den einzigen Ort auf, von dem aus ich trotz der widrigen Umstände Kontakt mit der Kosmokratenwalze aufnehmen konnte.
    Im Laderaum wechselte ich auf die Ebene der Schwebeplattform, die nur Zwergandroiden aufzusuchen vermochten, die wussten, wo sie sich befand. Dort setzte ich mich auf den Rand und wunderte mich, wie klein alles in diesem Beiboot wirkte. Ich hatte bisher nur das Gegenbild in der LEUCHTKRAFT benutzt.
    »Zeitschatulle«, sagte ich.

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