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PR2611-Gegen den Irrsinn

PR2611-Gegen den Irrsinn

Titel: PR2611-Gegen den Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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Zeit behutsam einsetzen.
    Allerdings war dies nicht sein größtes Problem. Bei Weitem nicht.
    Er streckte sich, erfrischte sich an einem Wasserspender und verließ dann seine Einsatzzentrale.
    Der Weg in die Begegnungshalle kam ihm plötzlich unglaublich kurz vor. Fast zu kurz, um sich die paar Sätze zurechtzulegen, die er zu seiner Verteidigung anbringen wollte.
    Die Wachen salutierten dienstbeflissen. Pridon holte tief Luft und stieß dann die beiden schweren Türflügel auf.
    Die Herzogin erwartete ihn bereits. Hoch aufgerichtet stand sie keine zehn Schritt vor ihm. Die Arme verschränkt, das maskierte Gesicht um wenige Grad von ihm abgewendet. Die Feuersteinchen glühten gefährlich.
    Eine gekränkte Statue der Macht.
    In nicht zu hastigen Sätzen brachte er vor, was er zu sagen hatte. Er argumentierte, dass er sich dazu entschieden hatte, nicht den simplen Weg zu gehen. Dass er die Lösung gewählt hatte, die ihnen allen die Heimat zurückbringen konnte.
    Irgendwann gingen ihm die Worte aus. Irgendwann sah er ein, dass ein einziger weiterer Satz seine Aussage verwässern würde. Also verstummte er und wartete reglos auf die Replik der Herzogin.
    Was würde nun geschehen?
    Was würde sie mit ihm machen?
    »Ich kann dein Verhalten nicht tolerieren«, sagte sie endlich. Ihre Stimme klang laut und klar wie eine Schneide aus dorensischem Kristall. »Dennoch sehe ich vorerst von einer Bestrafung ab, da dein eigenmächtiges Handeln ein Ergebnis geliefert hat, das unsere Rettung bedeuten könnte.«
    Sie löste die Verschränkung der Arme. Pridon sah, wie ihre Hände leicht zitterten, als die Herzogin sie hinter ihrem Rücken versteckte. »Oder unser endgültiges Verderben.«
    »Das bisher unausweichlich schien«, entgegnete er zu spontan und zu laut, als dass seine Erleichterung verborgen bleiben konnte.
    Erzürnte Wellen rollten über ihre Maske, als die Feuersteinchen dunkler wurden. »Ich werde die Situation genau im Auge behalten«, sagte sie leise. Drohend. »Noch mehr Eigenmächtigkeiten, und ich werde nicht zögern, Konsequenzen zu ziehen. Und nun geh! Überwach jeden einzelnen Handgriff, zu dem der Fremde in unserer Zentrale ansetzt!«
    »Das werde ich, Gebieterin!«

4.
     
    Schadensmeldungen aus allen Bereichen der LEUCHTKRAFT trafen ein. Die Androiden in der Zentrale tobten.
    Gorn Myreks Gesicht verzog sich, als litte er an großen Schmerzen.
    Nein. Das ist Zorn.
    Eine Regung, die Fallun Vierauf in dieser Ausprägung noch nie bei einem Artgenossen gesehen hatte.
    »Was du veranstaltest, Fallun Vierauf, ist ...« Dem Androiden fiel offenbar kein treffendes Wort ein.
    »Verrat ist es!«, keifte eine Stimme aus dem Hintergrund. »Dreckiger Verrat an der LEUCHTKRAFT. An Frau Samburi!«
    In die Androiden kam Bewegung. Sie machten ihrem Ärger Luft, deckten Vierauf und Lind mit Vorwürfen und Beschuldigungen ein.
    Auf dem Arbeitspult vor dem Commo'Dyr leuchteten nacheinander mehrere Warnsymbole auf. In den Triebwerkssektionen kam es zu schweren Unregelmäßigkeiten.
    »Da!«, rief Gorn, während er seinen dünnen Zeigefinger auf Vieraufs Pult richtete. »Sie fliegen die LEUCHTKRAFT geradewegs ins Verderben!«
    Das Patt in der Zentrale drohte zu zerbrechen. Die Drohung durch die Nekrophore verlor im Angesicht der Zerstörung des Kosmokratenraumers ihre Wirkung.
    Fallun Vierauf gab sich alle Mühe, nach außen hin ruhig zu bleiben. In seinem Innern sah es fürchterlich aus. War er tatsächlich gerade im Begriff, die LEUCHTKRAFT zu zerstören? Seine Heimat, sein Leben – seine Verbindung zu Frau Samburi?
    N'tur Lind erhob sich, stellte sich neben Vierauf und legt ihm eine Hand auf die Schulter.
    »Seht, was ihr angerichtet habt!«, dröhnte DANS mächtige Stimme durch die Zentrale.
    Die Androiden verstummten, als sich eine große Holosphäre in der Mitte der Zentrale aufbaute. Alle Augen richteten sich auf sie.
    Sie sahen die Innenwelt der LEUCHTKRAFT: Stürme. Erdbeben. Fürchterlich zerschundene Abgründe in den Landschaften. Ein Kataklysmus.
    Kunst- und Protowesen rannten um ihr Leben. Wurden erschlagen von umherfliegenden Trümmern, stürzten in plötzlich klaffende Spalten im Boden. Schrien ihre Angst hinaus.
    Niemand hatte ihnen gesagt, dass ihr Tod angesichts der Probleme der LEUCHTKRAFT nichts galt.
    Also schrien sie.
    Fallun Vierauf unterdrückte seinerseits einen entsetzten Ausruf. Erschrocken blickte er auf das Bild, das die Sphäre ihnen zeigte. Das Felsental, in dessen Mitte sich das gewaltige,

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