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PR2611-Gegen den Irrsinn

PR2611-Gegen den Irrsinn

Titel: PR2611-Gegen den Irrsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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tropfte, verdampfte sie augenblicklich.
    »Ich habe deiner Urteilskraft vertraut! Und nun regieren Chaos, Tod und Zerstörung!«
    Pridon sammelte seine gesamte verbliebene Mentalkraft. »Verzeih, Gebieterin«, brachte er hervor. »Ich habe dich enttäuscht ...«
    Mit fahrigen Bewegungen suchte er nach einer Möglichkeit, sich aufzurichten. Seine schmerzende rechte Hand ertastete die Öffnung eines Abfallkonverters. Er stemmte sich hoch.
    »Ich werde dich nicht bloß absetzen, ich werde dich wegen Hochverrats verurteilen!« Die Feuersteinchen auf ihrer Maske waren tiefschwarz.
    »Seruan!«, rief Pridon. »Seruan, ich benötige deine Hilfe!«
    Der Gardeleutnant schlug nach einem Feuerirrwisch, der in den Schaft eines Stiefels eindringen wollte.
    »Gardeleutnant?«, hörte er neben sich eine junge Stimme.
    Pridon wandte sich um. Seruan hatte es als jüngster seiner Stabsoffiziere bisher nicht einfach gehabt, sich im Konzert der erfahrenen Frauen und Männer durchzusetzen.
    Nun schien er der Einzige zu sein, der noch einigermaßen Herr seiner selbst war. Das Privileg der Jugend angesichts des frühen Todes der Zyniker.
    Pridon streckte die Arme aus, ergriff Seruans schmale Schultern. »Du erhältst nun den wichtigsten Auftrag, den ich je einem Untergebenen erteilt habe.«
    Seruan griff sich an die Maske. Das Gebilde aus technoider Nanoseide umschloss sein Gesicht wie ein Schatten, der in ständiger Bewegung begriffen war. Die Bilder erzählten eigene Geschichten.
    »Ja, Gardeleutnant?«
    »Ich will, dass du die Herzogin zu meiner EINKLANG eskortierst. Sie ist unweit von hier an den Palast gekoppelt. Ich will, dass du dich mit der EINKLANG absetzt, falls die Situation rettungslos erscheinen sollte. Wir müssen die Herzogin schützen, verstehst du?«
    Eine dunkle Wolke zog über Seruans Maske.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Ja, Gardeleutnant.«
    »Sammle die Leute um dich, die noch nicht vollständig ihren Manen erlegen sind. Wenn sich euch jemand in den Weg stellt, wendet das Äußerste an. Ihr müsst die EINKLANG erreichen. Es ist ein gutes Schiff – es hat die Zone einmal durchflogen, es wird es auch ein zweites Mal schaffen.«
    »Verstanden, Gardeleutnant.«
    Ein Speichelfaden troff aus Seruans Mundöffnung. Pridon ignorierte ihn.
    »Ausführen!«
    Der junge Offizier salutierte. Dann stakste er zu der Herzogin, legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
    Zu Pridons Verblüffung ließ sie die vertrauliche Geste zu. Seruan winkte zwei Ordonnanzen herbei. Zu viert verließen sie den Kommandostand.
    Das Letzte, was Pridon von der Herzogin sah, waren die Feuerirrwische an den Korallenzweigen. Böse glimmten sie ihn an.
     
    *
     
    Verblüfft sah Saedelaere zu seinem kleinen Mitstreiter hinüber. Angesichts der verhärteten Fronten in der LEUCHTKRAFT hätte er nie damit gerechnet, dass DAN die kostbare Kosmokratenwalze in die Anomalie einfliegen lassen würde.
    Er konnte sich nicht vorstellen, dass der Bordrechner seine Meinung plötzlich geändert haben sollte. Falls ihm die Zerstörung der ROTOR-G nicht entgangen war, hätte er allen Grund gehabt, auf seinem Standpunkt zu beharren.
    Was steckte aber sonst dahinter? Ein eisiger Schauer rieselte über Saedelaeres Rücken, als er an die möglichen Ansatzpunkte dachte, mit denen man DAN zu einem Paradigmenwechsel bewegen konnte.
    Aber es war müßig, darüber nachzudenken. Er würde die Wahrheit früher oder später erfahren. Vorausgesetzt, sie überlebten die Situation.
    Tatsächlich hatten sich ihre Chancen gerade exponentiell gesteigert. Die LEUCHTKRAFT hatte der Anomalie dank ihrer überlegenen Kosmokratentechnik getrotzt. Ihr sollte es vergleichsweise leichtfallen, den Verwaltungspalast mittels Traktorstrahlen so stark zu beschleunigen, dass sie dieses Kontinuum verlassen konnten, bevor sich die Besatzung gegenseitig umgebracht hatte oder an plötzlichem Herzversagen umgekommen war.
    Saedelaere überließ Blitzer die Verhandlungen mit der LEUCHTKRAFT. Der Commo'Dyr wusste, was zu tun war. Zudem durfte er nun wieder auf die Loyalität des Ersten Offiziers Fallun Vierauf zählen. Jedenfalls interpretierte der Terraner so das Bild der beiden Zwergandroiden, die unaufgeregt miteinander sprachen.
    Der Maskenträger konzentrierte sich wieder auf den Flug des Verwaltungspalastes. Erleichtert stellte er fest, dass sich die Beschleunigungswerte erneut gesteigert hatten. Hatten sie vor Minuten noch bei drei Prozent der Normalwerte gelegen, waren sie nun auf ganze acht Prozent

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