PR2611-Gegen den Irrsinn
dass ihr niemand helfen konnte.
Rizehaptoren ließen nie von ihrer Beute ab.
In diesem Moment erwachte der Rechnerturm zu eigenem Leben. Er schüttelte sie ab, als ob sie ein lästiges Insekt wäre.
Saarema stürzte, prallte hart auf den Boden. Die Maske verrutschte, raubte ihr die Sicht.
In panischer Angst tastete sie nach der Gesichtsbedeckung, drückte sie hin und her, bis sie wieder sehen konnte.
Aus dem Rechnerturm löste sich ein Datenwesen. Hoch aufgerichtet und schwankend machte es einen großen Schritt, verfehlte ihren Kopf nur um eine Fingerbreite und stelzte auf den Rizehaptor zu.
Aus den anderen Rechnertürmen traten ebenfalls Datenwesen. Sie kreisten das Raubtier ein, erhoben die fast durchsichtigen Tentakelarme.
Der Rizehaptor fauchte wütend, drehte sich um die eigene Achse, griff aber nicht an. Die Wesen, durch deren Arme blinkendes Datenblut pulsierte, schienen das Raubtier über alle Maßen zu ängstigen.
Das ist deine Chance!, dachte Saarema.
Sie versuchte sich zu erheben, aber die Kraft des Bodens war stärker als sie. Saarema streckte die Arme aus, presste die Handflächen auf den fugenlosen Bodenbelag, zog sich Fingerbreit für Fingerbreit auf die Tür zu.
Das eigene Körpergewicht klemmte die linke Brustwarze ein. Heftiger Schmerz durchflutete ihren Körper. Saarema gab die Ziehbewegung auf. Schluchzend wartete sie darauf, bis sie genügend Kraft gesammelt hatte, um den Oberkörper so weit aufzurichten, dass sie ihre Brust befreien konnte.
Der Rizehaptor schrie gellend auf. Aus dem Winkel des Sehschlitzes sah sie, wie die Datenwesen mit ihren pulsierenden Tentakelarmen auf den Rizehaptor einschlugen.
Die eitrigen Warzen platzten auf, mit ihnen zerriss die Lederhaut. Weißes Haptorblut troff aus den Wunden. Das Raubtier hob brüllend seine vier Arme. Gegen die Datententakel kamen seine Klauen aber nicht an.
Saarema konzentrierte sich wieder auf die Tür. Sie bot die letzten Kräfte auf. Arme ausstrecken, Handflächen auf den Boden pressen, ziehen.
Je mehr sie sich verausgabte, desto schweißfeuchter wurden ihr die Hände. Entsetzt und wütend schrie sie auf, als sie merkte, dass sie kaum vorwärtskam.
Hinter sich ertönte das Gebrüll des Rizehaptors.
Endlich verstummte es. Sie hörte ein schepperndes Geräusch.
Kurz darauf staksten die Datenwesen über sie hinweg, auf die Tür zu. Dumpfe Töne setzten sich zu Worten zusammen. Ihre Sprache bestand aus den Daten, die sie gesammelt hatten.
Sie erzählten Fabeln und Legenden aus dem Reich der Harmonie.
Saaremas Heimat, die sie nie wiedersehen würde.
Weinend krümmte sie sich zusammen.
*
Blitzer arbeitete ohne Unterlass.
Die verderbliche Strahlung aus Alraskas Tabu stürzte die Besatzung des Verwaltungspalastes in immer neue Notsituationen.
Jene Escalianer, die nicht schnell genug in die äußeren Bereiche des Palastes geflüchtet waren, griffen sich gegenseitig an oder brachten sich selbst mit ihren Waffen in Lebensgefahr. Sie schossen auf nicht existierende Gefahrenquellen, zerstörten Luftaufbereitungsanlagen, Terminals und Roboter, die ihnen zu Hilfe eilen wollten.
Wurden sie durch Prallschirme von ihrem schädlichen Tun abgehalten, rannten einige pausenlos dagegen an, bis sie entweder bis zur Bewegungslosigkeit eingekeilt waren oder irgendwann bewusstlos oder erschöpft in sich zusammenfielen.
Blitzer griff ein, wo er konnte. Er ließ Schäden reparieren, dirigierte Arbeitsroboter zu den Verletzten, flutete ganze Ebenen mit Narkosegas, damit die sinnlosen Kämpfe endeten.
Die Auffanglager und provisorischen Medoabteilungen in den peripheren Bereichen des Verwaltungspalastes füllten sich rasend schnell.
Der Androide blickte zu Alraska hinüber.
Lichtbögen schlugen aus den Öffnungen seiner Maske. Immer wieder führte der Terraner einen Finger unter die Plastikschale, kratzte sich, wischte Schweiß aus den Augen. Ohne Unterlass ließ er sich die aktuellen Werte geben, holte sich Rat von den zugeschalteten Navigationsspezialisten.
Als einer von ihnen wild aufschrie und sich büschelweise Haar ausriss, wusste Blitzer, dass die schädliche Strahlung den Außenbereich des Palastes erreicht hatte.
Der Bildschirm des Navigators erlosch. Alraska stieß ein paar Worte aus, die Blitzer unbekannt waren.
Ein Hilferuf über den Palast-Kom traf ein. Ein Sicherheitsoffizier schoss wütend um sich. Einer der bedrängten Escalianer schrie zusammenhanglose Worte in das Sprechgerät.
Blitzer wählte sich in das Netz der
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