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PR2612-Zielpunkt BASIS

PR2612-Zielpunkt BASIS

Titel: PR2612-Zielpunkt BASIS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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haben, Reparat Banst?«, fuhr er seinen Adjutanten an. »Waren meine Anweisungen missverständlich? Gab es Unklarheiten? Habe ich Fehler begangen?«
    »Natürlich nicht, Protektor!«, sagte Banst. Er nickte entschuldigend und breitete die Hände weit aus, als Zeichen seiner Unterwürfigkeit. »Es gibt eine Unbekannte in unseren Berechnungen, die bislang nicht identifiziert werden konnte.«
    »Eine Abweichung von 6850 Lichtjahren!«, brüllte Kaowen. »Und das im Rahmen eines Manövers, das wir mehrfach besprochen haben und das jedermann an Bord bis hinab zum letzten Schraubenöler bekannt ist! Wie soll ich das nicht als Versagen verstehen? Möchte man, dass ich in Ungnade falle? Gibt es jemanden an Bord dieses Schiffs, der auf meinen Posten scharf ist?«
    »Gewiss nicht.« Wieder dieselbe Geste der Demut. »Die Besatzung der RADONJU liebt und verehrt dich.«
    Und sie fürchtet mich ...
    Reparat Banst machte es ihm leicht, ihn zu verachten. Er besaß kein Rückgrat. So wie alle, die er während der letzten Jahre auf diesen Posten gesetzt und ausprobiert hatte.
    Gab es denn niemanden mehr, mit dem er sich austauschen und von dem er eine ehrliche, ernst gemeinte Auskunft erhalten konnte?
    »Geh mir aus den Augen!«
    Der Reparat zog sich zurück, den Blick zu Boden gerichtet. Selbst in einem Augenblick, da Kaowen ihn vor den anderen Mitgliedern der Zentralebesatzung demütigte, fand er nicht die Kraft, ein klein wenig Ehrgefühl zu zeigen.
    Wo waren die Zeiten geblieben, da Manukar, Emeric, Vergon und die vielen anderen des Goldenen Jahrgangs mit ihm gemeinsam marschiert waren und die Flotten der QIN-SHI-Garde neu ausgerichtet hatten? – Sie waren gestorben, in Ungnade gefallen oder von missgünstigen Kretins aus ihren Positionen verdrängt worden. Er allein war übrig geblieben – und er hatte es bis ganz nach oben geschafft. Er führte die QIN-SHI-Garde an. Er traf Entscheidungen, die so vieles beeinflussten und galaxisweite Bedeutung hatten. Er war der Sonne sehr, sehr nahe gekommen.
    Und nun bestand die Gefahr, dass er sich an ihr verbrannte.
    Er winkte einem Badakk. Der Techniker justierte eben die Ortungsgeräte. Die Rundumsicht seiner sechs Augen und ein bemerkenswerter Intellekt erlaubten es ihm, sich auf mehrere Dinge gleichzeitig zu konzentrieren.
    Der Badakk fuhr seine Pseudopodien ein Stückchen weiter aus und kam auf ihn zugetrippelt. Die Stielaugen wirkten getrübt; er sonderte beißenden Arignak-Geruch ab. Er musste mehrere Stimulantia-Streifen verschlungen haben. Sie steigerten seine Konzentrationsfähigkeit – und beeinträchtigten andererseits die Körperkoordination.
    »Was ist schiefgegangen?«, stellte Kaowen dieselbe Frage wie an den Reparat. »Wir haben alles Notwendige unternommen, um die BASIS an den Ort des Wandels zu bekommen.« Er deutete auf die Werft, die auf einem der Linsenbilder in all ihrer Pracht dargestellt wurde. »Wen soll ich deiner Meinung nach bestrafen?«
    »Niemanden, Protektor«, schnarrte der Badakk. »Unserer Meinung nach gab es Einflüsse auf den Transit, mit denen wir nicht rechnen konnten.« Er tänzelte geziert auf seinen Pseudopodien und brachte damit Abscheu zum Ausdruck. »Eine Unbekannte in der Lebensgleichung. Was für eine Schande!«
    »Wie ist dein Name?«
    »Arwested Linienzeichner.«
    »Linienzeichner« war einer der häufigsten Beinamen der technisch so hervorragend geschulten Badakk. Er gab die Bewunderung für eines der beliebtesten Lebenstheoreme wieder, das die Angehörigen dieses Volks entwickelt hatten. Trotz ihrer abstrakten Denkart, dem klar gegliederten Dasein und der Begeisterungsfähigkeit für ihr technisches Handwerk glaubten sie an die Existenz schicksalsbestimmender Götter. Sie benötigten ein Schema, in das sie Zufälligkeiten einpassen konnten.
    »Ich erwarte, dass du dich während der nächsten Tage an meiner Seite aufhältst, Arwested Linienzeichner.«
    »Ich möchte zuerst darüber würfeln, Protektor.«
    »Das brauchst du nicht, Badakk. Ich werde dir die Mühe nehmen, deine Schicksalsgötter um Erlaubnis fragen zu müssen. Gehorchst du mir und erledigst deine Arbeit als Berater zu meiner Zufriedenheit, kannst du bald wieder in dein normales Leben zurückkehren. Gehorchst du nicht, lasse ich dich töten. Augenblicklich.«
    »Danke!«, sagte Arwested. »Damit ist mein Lebensweg vorgezeichnet«, sprach er jene rituellen Worte, die die Badakk nach jeder Entscheidung in den Mund nahmen.
    Er wirkte erleichtert. Wie alle seines Volkes hasste er

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