PR2612-Zielpunkt BASIS
hergetrieben. Instinktiv suchten wir nach sicheren ... Inseln, in denen die Angstzustände nachließen. In denen die Besetzer schlampige Arbeit geleistet hatten. Andere Flüchtlinge müssen sich hier finden, in unmittelbarer Nähe!
Augenblicklich machten sich wieder Zweifel bemerkbar. Was, wenn er der Letzte war? Wenn man alle anderen Besatzungsmitglieder eingefangen hatte?
Ein gesunder Trasur Sargon hätte niemals derart defätistische Gedanken gehegt! Er hatte stets optimistisch nach vorn geblickt, hatte sich niemals unterkriegen lassen. Es waren die Dosanthi, die ihn nach wie vor subtil beeinflussten.
Er versuchte sich zu erinnern. Welchen Weg war er gekommen?
Er verließ den Hygienebereich. So leise wie möglich schlich er durch den langen Hauptgang jenes Decks, den er entlanggetorkelt sein musste. Er befand sich in Hauptabschnitt F, im Ringbereich des Riesenschiffs. Trasur hatte unzählige Kilometer seit Beginn seiner Flucht zurückgelegt.
Er entdeckte Spuren, die er hinterlassen hatte. Da hatte er sich etwas zu fest abgestützt, dort war er gestolpert, über dieses Seitenwandpaneel hatte er mit den Fingernägeln gekratzt und tiefe Furchen gezogen. Jedermann hätte die Zeichen entdecken müssen.
Nicht jedermann ... Die Dosanthi und ihre Helfershelfer verwenden ganz andere Methoden, um jemanden zu fangen. Womöglich haben sie nie gelernt, eine Beute zu jagen. Weil sie wissen, dass ihrer Ausstrahlung niemand entkommt.
Rechts von ihm zeigte sich eine Ausbeulung im Metallplast, sicherlich einen halben Meter tief, auf Höhe seines Kopfes. Jetzt weiß ich, woher die Beule und das getrocknete Blut an der Stirn kommen.
Trasur wandte sich nach links. Er fiel in einen leichten Trab. Die Angst war kaum noch zu spüren. – Zogen sich die Dosanthi etwa zurück? Verließen sie die BASIS?
Der Boden unter seinen Beinen vibrierte. Das ist kein gutes Zeichen. Wollen die Dosanthi oder ihre Hintermänner das Schiff in die Luft sprengen? Haben sie, wonach sie gesucht haben?
All die Unwissenheit machte ihn verrückt. Nur allzu gern hätte er sich an einen der vielen Akustikservos gewandt und mit dessen Hilfe versucht, andere Flüchtlinge zu finden. Doch nun, da er wieder bei halbwegs klarem Verstand war, wusste er, dass er keinerlei Risiko eingehen durfte.
Lärm. Metallenes, unregelmäßiges Klackern.
Trasur duckte sich. Er drehte sich nach links, dann nach rechts. Versuchte, die Geräuschquelle ausfindig zu machen. Suchte nach Fluchtwegen, um sich im Ernstfall zurückziehen zu können. Nach Deckungsmöglichkeiten. Nach Gegenständen, die er als Waffe verwenden konnte.
Er bewegte sich weiter auf die Lärmquelle zu. Sie rührte von der nächsten Wegkreuzung her.
Trasur sah die Schilder, die auf einen Transport-Knotenpunkt hinwiesen. Auf eine Umstiegsstation, die es den Passagieren und Besatzungsmitgliedern der BASIS erlaubte, vom allgegenwärtigen Rohrbahnsystem aufs Laufband oder einen Antigrav umzusteigen.
Er war unzweifelhaft hier vorbeigekommen. Und er meinte sich an einen Menschen zu erinnern, der dort irgendwo gekauert hatte, die Knie eng an den Körper gezogen, stetig vor und zurück wippend.
Da lag tatsächlich ein Terraner. Mit Schaum vor dem Mund und glasigen Augen. Seine Beine bewegten sich, scheinbar ohne sein Zutun. Er stampfte auf, immer wieder, mit den robusten Bordstiefeln. Am Hals traten die Adern deutlich hervor, das Gesicht war blau angelaufen.
Trasur kannte den klein gewachsenen Mann nicht. Seine Kombi war an mehreren Stelle aufgerissen, der Körper starrte vor Schmutz. Womöglich war er durch von Menschen niemals genutzte Servicegänge gekrochen. Rings um ihn zeigten sich Abdrücke seiner Hände. Er musste sich mehrmals im Kreis gedreht haben, in einem epileptischen Anfall womöglich.
Trasur fühlte sich hilflos. Seine Medoausrüstung war verloren gegangen. Er trug nichts bei sich, was helfen würde, den Kleinen wieder auf die Beine zu bringen. Bloß einige Schluck Wasser, die er ihm einflößen konnte.
Er bückte sich. Reinigte das Gesicht des Terraners, schob vorsichtig die fest aufeinandergepressten Zahnreihen auseinander. Setzte den Menschen auf und träufelte ihm vorsichtig Flüssigkeit in den Mund.
Keine Reaktion, kein Abwehrverhalten, kein Schluckreflex. Das Wasser troff seitlich aus den Mundwinkeln.
Trasur fühlte erneut Unruhe im Boden. Das ist nicht gut, das ist gar nicht gut ... Plötzlich hatte er es eilig. Er spürte die Gefahr. Er konnte und wollte keine weitere Rücksicht auf
Weitere Kostenlose Bücher