PR2612-Zielpunkt BASIS
rasch überschlagend ...
»Enttäuscht?«
Rhodan drehte sich um – und blickte Ennerhahl ins dunkle Antlitz.
*
»Du hast dir tatsächlich Zeit gelassen«, sagte der Zweimeterhüne und nickte ihm zu.
»Ich wüsste nicht, dass wir ein Treffen zu einem bestimmten Zeitpunkt vereinbart hätten«, gab Rhodan kühl zurück. »Ich hatte alle Hände voll zu tun, um zu überleben. Chanda ist ein heißes Pflaster.«
»Du hast dich in Einzelkämpfen verzettelt? Um Leben zu retten. Dies ist stets deine oberste Direktive, nicht wahr? Statt dich so rasch wie möglich aufzumachen und meinen Spuren zu folgen.«
»Menschen in Not zu helfen ist nun mal ein Hobby von mir.«
»Es ginge auch anders. Würdest du enger mit mir zusammenarbeiten, könntest du wesentlich mehr bewirken. Ein Unsterblicher wie du sollte längst verinnerlicht haben, dass er das große Bild im Auge behalten muss.«
»Ich habe mir diesen Vorwurf schon das eine oder andere Mal anhören müssen«, meinte Rhodan gelassen.
Er wartete. Lauerte. Beobachtete. War Ennerhahl wirklich ein Verbündeter, dem man vertrauen konnte?
Wohl kaum. Rhodans Einschätzung nach verfolgte er eigene Interessen und würde bedenkenlos ins Lager eines Feindes überwechseln, wenn er sich mehr davon versprach.
Ennerhahl lachte. Es klang laut und dröhnend und selbstsicher. Der Fremde kam auf Rhodan zu und schlug ihm schwer auf die Schulter.
»Du bist in Ordnung, Terraner!«, gab er sich leutselig. »Ich weiß nicht, ob wir jemals Freunde werden könnten; aber ich finde dich auf gewisse Art und Weise drollig.«
»Lassen wir den Austausch der Nettigkeiten. Sag mir, was hier vor sich geht. Was du von mir willst. Wie du mir helfen möchtest. Wie du den Dosanthi an Bord entkommen konntest.«
»Um deine letzte Frage zuerst zu beantworten: Ich habe einige Möglichkeiten, um mich zu schützen. Der paranormale Druck der Dosanthi bereitet mir ohnedies keine Schwierigkeiten.«
Er schwieg, als wäre damit alles gesagt. Wollte oder durfte Ennerhahl nicht mehr verraten?
»Und nun?«
Ennerhahl zögerte. Er wollte etwas sagen, rang um Worte – und ließ es dann bleiben. Stumm blickte er um sich.
Rhodan nahm es ebenfalls wahr, und es waren Geschehnisse, die sein Nervenkostüm weiter belasteten.
Das Innere der BASIS veränderte sich! Da wuchs Substanz aus dem Nichts, dort schmolz sie dahin. Maschinenaggregate verformten sich zu abstrakten Figuren, die gleich darauf zu ineinander verwundenen Objekten wurden, sich in den Boden bohrten, Löcher stanzten, zu Säulen hochwuchsen oder Dinge ausformten, deren Zweck Rhodan nicht einmal annähernd verstand.
Er schloss die Augen, schwindlig geworden, und als er sie wieder öffnete, war der Raum, der gewesen war, verschwunden. Das Notfallprallfeld war verschwunden. Eine solide Wand existierte an seiner Stelle. Ennerhahl befand sich links von ihm, meterweit von seinem ursprünglichen Standort entfernt. Als hätte er einen Satz zur Seite gemacht – oder als wäre er von der BASIS verschoben worden.
»Ist das etwa eine weitere Auswirkung des Thanatos-Programms?«, fragte er. »Oder steckt etwas anderes dahinter? Kann es sein, dass nun die eigentlichen Strukturen der BASIS freigelegt oder mithilfe des Multiversum-Okulars sichtbar gemacht werden?«
Seine Frage war ein Schuss ins Blaue – und sie brachte nicht den gewünschten Erfolg.
»Die Xylthen, Dosanthi und Badakk werden alles daransetzen, das Multiversum-Okular unter ihre Kontrolle zu bringen. Angesichts dessen, was hier eben geschieht, wird es ihnen aber nicht leichtfallen. Insofern hat das Thanatos-Programm durchaus positive Seiten.«
»Wo befindet sich das Okular? Wenn es noch an Bord der BASIS ist, sollten wir es bergen und in Sicherheit bringen.«
Ennerhahl blickte ihn konsterniert an und lächelte dann. » Du trägst den Anzug der Universen, Rhodan. Wenn überhaupt, kennt er die Antwort auf deine Fragen.«
War es wirklich so? Trug er die Lösung des Rätsels buchstäblich mit sich?
Er konzentrierte sich. Suchte den Kontakt mit dem Anzug, lockte mit gedachten Fragen und provozierte mit Neugierde. Noch wusste er nicht, worauf sein neues Kleidungsstück am besten reagierte.
Ein Gefühl der Wärme breitete sich in seiner Magengegend aus. Es wurde rasch unangenehm, um dann wieder Wohlbefinden zu erzeugen. Womöglich benötigte auch der Anzug eine Weile der Anpassung an seinen Metabolismus.
Rhodan hörte kein Wort, spürte keine Gedanken. Er empfand lediglich ein Gefühl, eine
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