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PR2613-Agent der Superintelligenz

PR2613-Agent der Superintelligenz

Titel: PR2613-Agent der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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unterdrücken. Er erinnerte sich an Thanksgiving. An saftiges, durchgebratenes Putenfleisch, an Herbstwind, an das Plätschern des Wassers. An frühere Zeiten ... Er kaute, und je länger er kaute, desto besser fühlte er sich, desto wohler fühlte er sich.
    »Wie ich bereits sagte, werde ich ein wenig aus meiner eigenen Vergangenheit erzählen müssen, Perry Rhodan.« Ennerhahl schmatzte laut. »Um genauer zu sein: Über meine Ausbildungsjahre und die Zeit, in der ich meine ersten Aufträge annahm ...«

8.
    Was Ennerhahl erzählte, Teil 2
     
    Ich tat, was man von mir erwartete, sehr zur Zufriedenheit meines Auftraggebers. Ich erledigte meine Aufgaben mit viel Hingabe. War stets bereit, dazuzulernen. Gab mich interessiert. War erbarmungslos, wenn sich Probleme nicht anders lösen ließen – und barmherzig, wann immer es mir möglich war.
    Niemals offenbarte sich mir der Unbekannte, den ich aufgrund seiner ambivalenten Einstellung zu Ethik und Moral insgeheim Schattenlicht nannte – und dessen Einfluss auf meine Erziehung ich immer wieder zu erkennen glaubte. Er nutzte Mittelsmänner, um mit mir in Kontakt zu treten. Meist waren es Humanoide, manchmal Insektoide, einmal eine sphärische Wolke. Allesamt verweigerten mir diese Botschafter Antworten auf die Fragen über das Wie und Warum meines Lebens als Geschöpf von Gnaden Schattenlichts. Sie überreichten mir bloß Datentropfen, die ich in die Lesefläche meines Raumanzugs einmassierte. Gleich darauf wusste ich, worum ich mich kümmern musste.
    Oft genug waren es langweilige Routineangelegenheiten. Ich überbrachte Nachrichten oder lieferte bestimmte Güter aus. Manchmal sprach ich Urteile über jene, die Schattenlicht verraten hatten, manchmal vollstreckte ich sie. Ich war längst nicht mit allem einverstanden, was er tat. Doch ich war gewarnt worden. Mein Leben war ein scheinbares Spiegelbild der Seele meines Auftraggebers.
    Es gab andere, die mir ähnelten. Die wie ich wirkten. Als Boten, als Exekutoren, als Retter in der Not. Das fühlte und wusste ich. Doch es wurde Wert darauf gelegt, dass wir einander niemals begegneten. Vielleicht fürchtete Schattenlicht, dass wir uns verbrüderten und dadurch zu einem Machtfaktor wurden; vielleicht waren meine ... Geschwister auf bestimmte Zielgebiete oder Aufgaben spezialisiert. Vielleicht wäre es gefährlich geworden, wären wir uns in die Quere kommen.
    Ich dachte über diese Dinge nach, wenn ich Zeit und Muße fand. Ich versuchte, die Beweggründe meines Auftraggebers herauszufinden und Muster zu erkennen, die auf seinen Charakter schließen ließen.
    Irgendwann nahm ich zähneknirschend zur Kenntnis, dass mein Verstand dafür nicht ausreichte. Sie, er – oder es – war augenscheinlich eine abstrakte Figur. Manchmal meinte ich, in Schattenlicht bloß eine Idee zu erkennen. Eine bestimmte Form der Moral, die, je nach Betrachtungsweise, gut oder schlecht sein konnte und damit genauso undeutlich definiert war wie die antipodischen Hohen Mächte, über deren seltsame Spielchen auf der großen kosmischen Bühne ich längst informiert war.
    Ich hatte im Spiralarm einer Galaxis eben einen neuen Kult etabliert, der nun von anderen Helfern Schattenlichts angefacht und zum prallen Leben erweckt werden würde. Gewiss dauerte es Jahrhunderte oder gar Jahrtausende, bis diese Ideen Früchte trugen. Doch mein Auftraggeber dachte langfristig.
    Als ich in mein Domizil zurückkehrte, wartete bereits eine Kontaktperson auf mich. Jener Androide, der mich von Begin geholt hatte. Meine Hoffnung auf ein wenig Ruhe und Abstand von meiner Arbeit verflog jäh.
    »Was soll es diesmal sein?«, fragte ich ihn, ohne auf seinen Gruß einzugehen. »Völkermord? Diebstahl? Die Rückeroberung einer Welt, auf die unser Herr Anspruch erhebt?«
    »Ich erkenne Anarch-Gamas in dir«, sagte der Androide. »Zynismus war stets eine Stärke seiner Programmierung.«
    »Sag, was du willst!«, forderte ich grob.
    Er nickte. »Unser Auftraggeber wurde hintergangen. Er wurde schmählich getäuscht.«
    »Durch wen?«
    »Das wissen wir nicht.«
    Ich lächelte in mich hinein. Schattenlicht war von Geheimnissen umgeben, und er produzierte Geheimnisse. Vieles an ihm blieb unklar und schwammig. Es würde nicht das erste Mal sein, dass ich Dinge tat, ohne zu wissen, warum und wofür.
    »Es geht um eine Waffe namens BOTNETZ«, sagte der Androide und sprach, zu meiner Überraschung, weiter: »Das BOTNETZ wurde zu einem unserem Auftraggeber unbekannten Zeitpunkt von

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