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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Schlauchsegment verbanden sich die getrennten Elemente zu etwas Neuem.
    An den Schlauch schloss sich ein Bassin an. Darin trieben die Gegenstände aus dem Trichter. Energiefelder sortierten sie, verpassten ihnen neue Formen, luden sie mit kinetischer Energie auf.
    Shanda Sarmotte dehnte ihren Wahrnehmungsfokus noch weiter aus und schickte ihre Sinne in alle Richtungen dieser technischen Hyperlandschaft, die sie gleichermaßen faszinierte und irritierte. Jetzt, wo sie sich so frech nach vorn wagte, sich als Spenta unter ihresgleichen bewegte, wunderte sie die Gelassenheit, mit der sie ihre Anwesenheit zur Kenntnis nahmen.
    Sie ignorierten sie einfach. Sie fühlten sich sicher. Oder sie hatten andere Gründe.
    Shanda beobachtete ein Bauteil, das sich unter Zuckungen wand. Die Bewegungen des ephemeren Materials passten nicht zu dem, was sie bisher beobachtet hatte. Ihr Instinkt warnte sie, aber ihre Parasinne waren zu stark auf die Vorgänge fixiert, als dass Shanda sich blitzschnell hätte von den Eindrücken lösen können.
    Sie spürte die gewaltigen Energien, die freigesetzt wurden. Ihr Bewusstsein wurde davongeschleudert, ihr letzter Eindruck war der einer alles verzehrenden Hitze.
     
    *
     
    Reginald Bull zuckte zusammen, als ein gewaltiger Schlag den Körper der Telepathin von der Liege schleuderte. Leuchtziffern an der Wand zeigten, dass sie 48 Minuten »fort« gewesen war.
    Mofidul Huq reagierte geistesgegenwärtig und fing den Körper auf. »Prak, schnell!«
    Er legte Shanda auf die Liege zurück. Der Tentakel eines der Medoroboter schnellte herab, eine Nadel bohrte sich in den Arm der Frau.
    »Himmel, was war das?«, rief Bull. »ARINNA, Meldung!«
    Die Positronik löste Alarm aus. »Station außer Kurs!«
    Die AMATERASU schüttelte sich. Sie begann nach unten zu trudeln. Bull hörte Ataur Singh beten, dann schalteten sich das Licht und alle anderen Energiefresser ab. Die Stimme des Piloten erstarb mit einem Seufzer.
    Die Positronik leitete alle Energie auf den Antrieb und das Schirmsystem. Die Station schwankte wie ein Kreisel um ihre senkrechte Achse. ARINNA gab laufend Meldungen aus. Dazwischen hörte Bull die Stimme der Kommandantin. »Beibootkatapulte für den Notstart vorbereiten.«
    So schnell konnte es gehen. Bulls Helm hatte sich längst geschlossen, die Positronik prüfte die Überlebenssysteme.
    »Wie lange?« fragte er sarkastisch. »Wie lange dauert es da draußen, bis ich verglüht bin?«
    Automaten waren in ihrer messerscharfen Nüchternheit manchmal sehr entwaffnend, aber dafür ehrlich. »Den Bruchteil einer Sekunde. Du wirst nicht viel davon mitbekommen.«
    »Sehr tröstlich.«
    Irgendwie schaffte es der Erste Pilot schließlich, die Lage der Station zu stabilisieren. Aber die AMATERASU verlor weiterhin an Höhe.
    »Die Eruption lässt nach«, verkündete der Automat. »Ein paar Ausläufer noch.«
    Minuten später hatte sie das energetische Chaos so weit beruhigt, dass die Sonnenstation wieder funken konnte. Bull gab die Koordinaten des Nagels durch, aber die AMATERASU hatte das Gebilde längst aus der Ortung verloren. Der Nagelraumer war tiefer in die Konvektionszone eingedrungen und ließ sich nicht mehr fixieren.
    Die einzige Person, die helfen könnte, lag bewusstlos auf ihrer Liege.
    Die Ortung schlug aus. Die LFT-Boxen im Orbit feuerten aus allen Rohren, aber sie hatten keine Chance.
    Ohne Ausnahme verfehlten sie ihr Ziel.

7.
    Terra, Januar 1469 NGZ
     
    »Lia ... hat ... Hunger!«
    »Ich mache dir etwas zu essen!«, rief Korbinian und eilte in die Küche.
    Die Monate vergingen wie im Flug. Lia machte Fortschritte. Je wacher ihr Geist wurde, desto besser kontrollierte sie ihren Körper. Inzwischen nahm sie regelmäßig feste Nahrung zu sich.
    Er dämpfte Gemüse für sie, kochte Kartoffeln und mengte sie zerkleinert unter. Er bereitete ihr nahrhaften Haferbrei mit pürierten Früchten als Nachtisch und servierte ihr alles auf einem Antigravtablett.
    Lia saß aufrecht im Bett. »Korbi ... lecker!«
    Sie benutzte die Koseform seines Namens. Korbinian konnte sie aussprechen, aber die vielen Silben bereiteten ihr Mühe.
    Er fütterte sie mit dem Löffel. Zwischendurch reichte er ihr lauwarmes Wasser. Jede ihrer Bewegungen und jedes reibungslose Schlucken ließ sein Herz höher schlagen.
    »Herrlich!«, rief er immer wieder. »Du machst das sehr gut.«
    Er hatte viel zu viel gekocht. Lia aß nur die Hälfte.
    »Nicht schlimm«, sagte er. »Du kommst langsam wieder zu

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