PR2616-Countdown für Sol
Selbstmord der Menschheit. Es muss sein.«
Es war genau acht Uhr nach Terrania-Standardzeit. Unter der Tür der Medostation tauchte Bull auf. Sein erster Blick galt Prak-Parlong.
»Ich würde es als kritisch bezeichnen«, sagte der Ara-Mediziner. »Andererseits haben wir keine andere Wahl.«
Bull kam herüber zur Liege. Shanda sah in sein großflächiges Gesicht voller Wärme, das besorgt und angestrengt zugleich schaute.
»Ich gebe ihr eine Injektion«, sagte Prak-Parlong. »Wenn es nötig ist, eine zweite. Sollte ihr Kreislauf zusammenbrechen, können wir einpacken.«
»Es geht«, sagte Shanda und versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen. »Lange wird es nicht dauern.«
»Dein Ausflug vorhin hat eine halbe Stunde gedauert und deinen Körper und deinen Geist an die Grenzen der Belastbarkeit getrieben. Du kannst jeden Augenblick zusammenbrechen.«
»Gib ihr zusätzlich Sauerstoff und Stickstoff als Aufputschmittel«, sagte Bully. »Bei der Air Force war das unser Allheilmittel beim Höhenkoller. Aber dass mir niemand in ihrer Nähe eine Zigarette anzündet oder Ähnliches.«
Shanda entspannte sich auf der Liege. Das Injektionspflaster spürte sie kaum.
»Das mit der Beatmung stellen wir erst mal zurück«, hörte sie den Mediziner sagen. »Es könnte Auswirkungen auf ihre Parasinne haben.«
Mofidul Huq hielt ihre Hand und beobachtete Shanda. Sie versank erneut in den Tiefen der Sonne, eilte an den hyperenergetischen Linien entlang, die ihr Gehirn vom ersten Ausflug gespeichert hatte. Wenige Augenblicke nur dauerte es, bis sie das Gebilde erkannte – und erschrak.
Die Spenta waren weit voran. Sie arbeiteten schnell. Die Telepathin hatte keine Ahnung, wie groß eine Ephemere Maschine sein musste, aber diese hatte inzwischen die dreifache Größe eines Nagelraumers erreicht. Und sie ähnelte in nichts einer Maschine, wie Menschen sie sich vorstellten. Sie hatte keine feste Hülle, sondern bildete ein Flechtwerk unterschiedlicher Energien ohne feste dreidimensionale Begrenzung. Shandas Gehirn setzte es lediglich in eine solche Form um, damit das Gehirn begreifen konnte, was ihre Parasinne wahrnahmen.
Unbemerkt von den Spenta berührte sie die Hülle, wanderte ein Stück an ihr entlang und nahm alle Eindrücke in sich auf.
Grob gesehen hatte die Maschine eine trichterähnliche Struktur und erinnerte Shanda an die Miniaturausgabe eines Tryortan-Schlundes. Die optische Umsetzung in den Holokugeln der Schiffe zeigte exakt das, was ihr eigenes Gehirn in diesen Momenten wiedergab.
Am oberen Rand des Trichters bewegten sich Spenta, deren Energieorgane Verästelungen bildeten, ein Geflecht aus gebündelter, miteinander verflochtener Energie. Shanda kannte ähnliche Strukturen von den Spitzen der Nagelraumer.
Andere Spenta glitten in enger werdenden Spiralen in den Trichterschlund hinein und nahmen dort Veränderungen vor. Sie spien »erdachte« Materie aus und speisten sie in den Schlund ein.
Weiter unten verengte sich der Trichter immer mehr. Die Trichterwandung schien deutlich fester als im oberen Bereich. Aber sie lösten sich auch wieder auf, verflüssigten sich und konsolidierten sich wieder. Alles schien in einer ständigen Veränderung begriffen und noch nicht fertig.
Oder aber dieses Fließen zeigte den endgültigen Zustand.
Shanda folgte der Wandung ins Innere des Trichters, beobachtete die Spenta, die unablässig ihrer erzeugenden und steuernden Tätigkeit nachgingen.
Weiter unten hatte sie den Eindruck, dass der Trichter sich schlauchförmig fortsetzte. Dort waren auch die energetischen Wirbel am schnellsten. Stücke brachen heraus, wanderten zum Schlauchende. Wie bei sich extrem stark verästelnden Blitzen beobachtete sie mit ihren Parasinnen, wie Energien in diese Brocken einflossen, als würden sie mit etwas angereichert.
Außer den Blitzen und den Verwirbelungsenergien wirkte der Trichter in seinem Hohlraum energiearm und kühl.
Das gesamte Konstrukt erinnerte Shanda Sarmotte an eine technische Struktur, an eine Industrieanlage. Dank der intuitiven Mustererfassung, mit der ihre Parasinne arbeiteten, erkannte sie, dass die wirbelnden Ränder des Trichters wie eine Zentrifuge arbeiteten, in der Suspensionen oder Emulsionen getrennt wurden.
Nur, dass das hier auf einer hyperenergetischen Ebene stattfand und mit bloßem Auge oder überhaupt mit körperlichen Sinnen nicht erfassbar war.
Auch nicht mit den herkömmlichen Tastern und Ortern der Hypersysteme von Raumschiffen.
Im
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