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PR2616-Countdown für Sol

PR2616-Countdown für Sol

Titel: PR2616-Countdown für Sol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arndt Ellmer
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Individuen ergänzen sich aber gegenseitig, und das macht die Größe und Stärke eines Volkes aus. Und auch die Völker ergänzen sich gegenseitig. Wenn sie ihre Geschicklichkeit bündeln, entsteht etwas Neues.«
    »Es ist müßig, darüber zu philosophieren«, sagte Ve. »Lass uns bei den Individuen bleiben. Bei uns!«
    Korbinian hatte es die ganze Zeit schon gespürt, eigentlich von Anfang an. Der Stillen Ve war er nie gleichgültig gewesen, sie ihm auch nicht. Es war ihm selbst nur nicht aufgefallen, weil er sich in der Hingabe an seine Schwester verzehrt hatte.
    Beim Gedanken an Lia zuckte er zusammen.
    Wie würde sie es aufnehmen? Er drängte das schlechte Gewissen zurück, das sofort in ihm erwachte. Täuschte er sich, oder amüsierte sich die Stille Ve in diesem Moment? Als er genauer hinschaute, blickte sie verträumt in die Ferne, irgendwo zum westlichen Horizont, hinter dem der Himalaja aufragte.
    »Es ist nicht allein deine Schwester, die dir Kopfzerbrechen bereitet.«
    »Natürlich. Nur noch wenige Tage, und dann ist der Abschied da. Im Love in the Bottle werden sie mich vermissen. Eigentlich will ich gar nicht dort weg. Es ist Irrsinn, dass ich gekündigt habe. Wozu?«
    »Weil du an deinem neuen Arbeitsplatz mehr bewirken kannst. Du wirst für deutlich mehr Gäste kochen als in diesem kleinen, feinen, elitären Restaurant.«
    »Der Eigentümer hat mir mit Selbstmord gedroht.«
    »Er wäre das Opfer für die Interessen der Gemeinschaft.«
    »Nicht mit mir, Ve! Die Interessen der Gemeinschaft dürfen nie zur Vernichtung des Individuums führen. Das würde allem widersprechen, was ich vorhin gesagt habe.«
    »Ihr Terraner habt ein weises Sprichwort. ›Ausnahmen bestätigen die Regel.‹«
    »Mit mir wird es keine Ausnahme und keine Bestätigung geben.«
    »Das Abschiedsessen solltest du trotzdem schon planen.«
    »Natürlich. Sonst wird es nichts Rechtes.«
    Die Stille Ve legte ihm eine Hand auf den Unterarm. Sie rutschte über den Seidenstoff nach vorn, bis sich ihrer beider Fingerspitzen berührten. Korbinian hakte seine Finger in ihre und erwiderte den leichten Druck, den Ve ausübte.
    »Vergiss Asper und Tiffany nicht. Asper ist Künstler. Tiffany arbeitet bei der LFT-Flotte im Personalbüro für nichtmilitärisches Servicepersonal. Es hat die beiden viel Überzeugungskraft gekostet, dir das Engagement auf einem Raumschiff zu besorgen.«
    »Ich weiß. Deshalb werde ich ihnen im Love in the Bottle nochmals ein Menü servieren, wie sie es sonst nirgends bekommen. Acht Gänge.«
    »Die beiden werden sich freuen.«
    Zwischen Asper, Tiffany und ihm hatte sich inzwischen fast so etwas wie Freundschaft entwickelt. Immer wieder kamen sie vorbei und nahmen Anteil an Lias Fortschritten. Und sie lobten Ves Kaffee.
    Manchmal hatte Korbinian den Eindruck, dass er als Hausherr in ihren Gesprächen nur eine untergeordnete Rolle spielte, aber da täuschte er sich vermutlich.
    Händchen haltend kehrten er und Ve in die Wohnung zurück. Korbinian schaute sofort nach Lia. Sie lächelte ihm entgegen.
    »Asper Farquar hat sich gemeldet«, sagte sie. Ihre Stimme klang gut, ihr Sprachvermögen hatte deutlich zugelegt. »Du sollst an deinem neuen Arbeitsplatz die Klause nicht benutzen. Welchem neuen Arbeitsplatz, Korbinian?«
    Er setzte sich neben das Bett und nahm ihre Hand. »Ich wollte es dir erst sagen, wenn es endgültig feststeht. Ich höre im Love in the Bottle auf und trete eine neue Stelle in einem Raumschiff an. Eigentlich ist es kein Raumschiff, sondern eine Forschungsstation. Sie heißt AMATERASU.«
     
    *
     
    Vom Zwei-Sterne-Koch zum Sternenkoch – das geflügelte Wort machte schnell die Runde. Korbinian Boko war jetzt ein solcher Sternenkoch. So hießen sie im Flottenjargon, wenn sie auf Schiffen der LFT Dienst taten.
    Der Dienstplan für die Probezeit ließ ihm wenig Spielraum. Vier Wochen Dienst, zwei Wochen frei, wieder vier Wochen Dienst. Für später stellten sie ihm mit Rücksicht auf seine behinderte Schwester flexiblere Arbeitszeiten in Aussicht.
    Dennoch war er froh, als er den ersten Heimaturlaub antrat und die Fähre ihn vom Merkur zur Erde brachte. Kaum hatte er in einer der Passagierkabinen Platz genommen, schaltete er eine abgeschirmte Hyperfunkverbindung nach Terra. Nicht Lia galt sein erster Anruf, auch nicht Ve, sondern dem Restaurant. Er verlangte Eleonore und hatte sie Augenblicke später auf dem Bildschirm vor sich.
    »Du bist die treuloseste Tomate, die ich verarbeiten werde«, sagte sie

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