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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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getroffen. Er starb. Die anderen konnten es lange nicht fassen. Sie studierten die Leiche, ohne sie zu berühren.
    Erst Tage später, nachdem der Kadaver von den Moq skelettiert worden war, nahmen sie sich die Knochen vor. Sie schoben sie hin und her, drehten und wendeten sie. Sie sind unermüdliche Wissenschaftler.« Er holte sichtbar Luft. »Und die Schnittmenge ihres Erbgutes mit dem der Terraner ist erfreulich hoch.«
    »Ihr macht Tierversuche«, schloss Routh.
    »Natürlich«, sagte Bry. Das kleine Gesicht des Swoon strahlte vor Erstaunen. »Was sonst?«
    »Wozu dienen die Versuche?«, fragte Routh. »Gesetzt, es ist kein rein ornithologisches Interesse.«
    Bry sagte: »Sagen wir, die Truthähne halten eine ideale Distanz zwischen den wirklich primitiven Hirnstrukturen und dem Aufbau hoch entwickelter, zum Beispiel menschlicher Gehirne. Sie weisen ein erstaunlich gegliedertes Gedächtnis auf. Sie verfügen über eine beachtliche motorische Intelligenz. Sie sind – wie die Menschen – Idealisten, denn sie tragen in sich das Bild einer idealen Welt. Und sie pflegen ihre Obsessionen: für Klapperschlangen oder für Lizerten.«
    »Bitte«, sagte Peppererg. »Lassen wir weitere Vorreden.«
    Der Swoon presste in einer Geste, die Peppererg und Routh unverständlich war, seine vier Hände kreuzweise gegeneinander.
    »Gut. Im Grunde ist es ein einfach zu begreifendes Konzept. Wir arbeiten an einer Gerätschaft auf neuronaler und biopositronischer Basis. An einer Art Hirnprothese. An einer Gerätschaft, die sämtliche Gedächtnisinhalte einer Person extern speichert und so vorrätig hält. Die Vorteile einer solchen Gerätschaft liegen, wie ich denke, auf der Hand.« Und er streckte alle vier Hände aus, als lieferte dies den dazugehörigen Beweis.

5.
    Der Gehirnkrieg
     
    Am Morgen des nächsten Tages weckte ihn Dindirri. Ein wenig hing ihm ein Traumbild noch nach: ein Truthahn, der ihn traurig musterte, sich von ihm abwandte und aufflog. Während der Vogel höher und höher stieg, verwandelte er sich in einen Kranich und löste sich schließlich auf in schieren grünen Glanz.
    Puc erinnerte ihn daran, dass man auf Terra den 16. September 1469 schrieb. Routh nickte. Die terranische Standardzeit verlor langsam die Bedeutung für ihn.
    Ist dir übrigens aufgefallen, dass es auf dem Patronatsplaneten keine physikalischen Unregelmäßigkeiten gibt?, fragte Puc. Keine Gravospaltung, keine Gravoerratik, kein Nirwana-Phänomen?
    Sollte mich das beruhigen oder beunruhigen?, fragte Routh zurück.
    Die emotionale Einfärbung der Erkenntnisse überlasse ich besser dir. Puc hob prostend sein Glas.
    Routh dachte nach. Diese beruhigte Lage Gadomenäas war ihm tatsächlich nicht bewusst gewesen. Konnte das heißen, dass er, als er über das Transitparkett gegangen war, die Auswirkungen der Strangeness deshalb gespürt hatte, weil er das Universum gewechselt hatte? Von einem defekten Kosmos in eine physikalisch heile Welt?
    Dindirri drängte ihn. Er reagierte mit einem deutlichen Zögern. Sie sagte: »Du solltest es sein, der drängt. Du hast einen brillanten Formatierer. In der Ikonischen Symphonie von Whya arbeitet ihr mit Pläccriz zusammen.«
    Routh starrte der Zofe ins unbewegte Puppengesicht. »Sprichst du aus eigener Erfahrung?«
    Die Zofe drehte sich wortlos um und ging zum Lift.
    Draußen nieselte es. Die Wegschale wurde von einer transparenten Haut überspannt, die alle Düfte des Regens passieren ließ, aber keinen Regentropfen. Nach einer Fahrt von einer Stunde erreichten sie die Ikonische Symphonie.
    Die Einrichtung war hoch in einem Daakmoy untergebracht. Sie ähnelte einem Konzertsaal. Die Bühne befand sich wie eine Zirkusmanege im tiefer liegenden Mittelpunkt eines runden Saals; die Ränge stiegen sanft an und boten einigen hundert Zuhörern bequeme Sitze. Routh überschlug die Anzahl der Anwesenden und kam auf knapp über achtzig junge Terraner. Er entdeckte Sunshine und Laguretta unter ihnen. Sie bemerkten seinen Versuch, Blickkontakt aufzunehmen, und schauten demonstrativ in eine andere Richtung.
    Die Ränge, die Bühne, die Wände und das Dach waren in einem tiefen, leuchtenden Blau gehalten, wie eine Unterwasserwelt. Auf der Bühne stand ein einzelner Stuhl oder Thron. Das Möbel ähnelte im Grunde einem Klappstuhl aus Metall, der allerdings mit einer sich immer höher ziehenden Rückenlehne ausgerüstet war, die sich verbreiterte und ihn schließlich wie ein Baldachin überwölbte.
    Lehne und Baldachin

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