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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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ab.
    Er vermutete, dass dieses Geschehen mit künstlerischen Mitteln inszeniert worden war. Merkwürdigerweise bezweifelte er jedoch keinen Moment, dass sich die Geschichte so oder sehr ähnlich zugetragen hatte. Scham überkam ihn.
    »Fundamente«, sagte der Formatierer. »Die Fundamente der menschlichen Kultur. Natürlich ließe sich einwenden: Was geht uns das an? Laster und Belustigungen der Vergangenheit. Macht euch klar: Für das Tier ist die Zukunft, aus der ihr sie betrachtet, inexistent. Ihre Tortur ist ewig. In den Augen der Ewigkeit gibt es keine Vergangenheit. Die Katze stirbt immer, jetzt und hier. Fundamente.«
     
    *
     
    Routh kannte die Geschichte der Menschheit gut genug, um zu wissen, dass die Sayporaner noch endlose Beispiele würden beibringen können. Nicht nur Beispiele aus der präastronautischen Ära, Grausamkeiten aus den feudalen oder nationalstaatlichen Epochen.
    Auch die Kriege der Frühzeit des Solaren Imperiums gegen die Topsider, gegen die Blues waren in der Rückschau mit einer nicht immer gerechtfertigten Härte geführt worden.
    Ganz zu schweigen von den innerterranischen Auseinandersetzungen in der Epoche der kämpfenden Reiche. Damals wehrte sich das Solare Imperium gegen das Imperium Dabrifa, gegen den Carsualschen Bund und die Zentralgalaktische Union – Außenstehende mussten diese Phase als einen terranischen Bürgerkrieg galaktischer Größenordnung wahrgenommen haben.
    Routh schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er die Stimme einer jungen Frau hörte. Zu seiner Überraschung war es Sunshine. Sie fragte den Formatierer: »Dürfen wir aus dieser Kritik schließen, dass die Geschichte der Sayporaner rein ist? Unbefleckt von Blut?«
    Pläccriz schien einen Moment nachzudenken. Er saß still und unbewegt, blickte in eine unbestimmte Ferne, ohne dass sein Lächeln erlosch.
    »Ich sitze nicht hier, um euch über die Geschichte unseres Volkes zu unterrichten. Unser Volk ist alt, seine Geschichte lang. Wer wäre ich, für euch zu entscheiden, was aus dieser Historie ihr wissen solltet, was nicht? Stattdessen werde ich euch einen ersten Zugang zum Spainkon eröffnen.« Dann erklärte er, was das Spainkon sei: Wenn Routh es richtig begriff, war darunter ein großes, unerschöpfliches Datengefilde zu verstehen, eine Mischung aus Datenbank, Enzyklopädie, permanenter Nachrichtensendung und kollektivem Tagebuch – die unaufhörliche, stetig wachsende Botschaft der sayporanischen Zivilisation an sich selbst.
    Allerdings war das Spainkon in Datenstratosphären gegliedert. Manche dieser Schichten waren buchstäblich jedermann zugänglich, Sayporanern wie anderen Sternenvölkern. Andere Schichten waren für die Sayporaner selbst reserviert.
    »Natürlich existieren Datenschichten, die einem inneren Kreis vorbehalten bleiben«, gab der Formatierer zu. »Stellarstrategische Überlegungen, nachrichtendienstliche Dossiers, sicherheitssensible Notfallpläne aller Art.«
    Bevor Routh die Frage stellen konnte, die ihm auf der Zunge lag, hörte er sie aus dem Mund von Sunshine: »Es existiert demnach ein sayporanischer Geheimdienst?«
    Das wissende Lächeln des Formatierers verstärkte sich. »Ich würde eine andere Bezeichnung wählen, aber dieser terranische Ausdruck hat seinen Charme. Ja, etwas Derartiges existiert.«
    »Wie schätzt dieser Geheimdienst die Fähigkeiten unseres TLD ein?«, fragte Sunshine.
    »Der Unterschied zwischen eurem und unserem Dienst scheint mit ebenso vorläufig wie überflüssig. Ich bin auch nicht in alle diesbezüglichen Aktivitäten eingeweiht. Aber wir wollen davon ausgehen, dass dort, wo es uns notwendig schien, eine Zusammenarbeit in Gang gesetzt worden ist.«
    Routh schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Ferner«, fuhr der Sayporaner fort, »benötigt ein Dienst, um tätig zu werden, Anhaltspunkte, Verdachtsmomente, Zugriffe auf Kommunikationsstrukturen. Wir aber und unsere Botschafter haben uns keiner Straftat schuldig gemacht. Wir haben zu keiner Straftat, zu keinem politischen Umsturz aufgerufen. Und vielleicht«, sein Lächeln wurde geringschätzig, »vielleicht vermochte es der TLD nicht, auf unsere Kommunikation aufmerksam zu werden. Gesetzt, wir hätten kommuniziert.«
    Schadenfrohes Gelächter bei einigen Zuhörern. Routh begriff, dass viele der anwesenden Jugendlichen das Ganze als eine Art Spiel auffassten, das sie – warum auch immer – aufseiten der Sayporaner spielten.
    Aufseiten der Sieger, wie es aussieht, mischte sich Puc ein.
    Ein junger

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