PR2619-Planet der Formatierer
sagte er.
Anicee reagierte nicht.
»Du hast gehört, was ich gesagt habe?«, fragte Routh behutsam.
Anicee nickte. »Ich habe es gehört. Es ist nicht wahr.«
»Hast du Benat heute schon gesehen?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Puc hat eine Aufzeichnung. Willst du sie sehen?«
»Wozu?«, fragte Anicee. »Sicher hat er dir etwas vorgespielt. Aber wer sagt dir, dass es die Wahrheit ist? Du stehst doch unter der Kontrolle von Puc. Du bist pucsüchtig.«
»Warum fragst du nicht nach Benat, wenn du mir nicht glaubst?«, schlug er vor.
Sie zuckte die Achseln. »Wen sollte ich fragen, wenn ich fragen wollte? Er wohnt nicht im Haus Teb Bhanna.«
»Sollen wir ihn suchen, in welchem Haus er auch immer wohnt?«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Lass mich bitte allein.«
Sie berührte die Steuereinheit der Wegschale und hielt sie an. Die Kanzel öffnete sich.
Routh sah sie an. Er war nahe daran, sie zu fragen, worum sie sich mit Benat gestritten hatte. Aber damit hätte er ihr eröffnet, dass er sie hatte überwachen lassen.
»Was soll ich tun?«, fragte er.
Sie lächelte matt. »Tu, was alle hier tun.«
Er dachte mit Bitterkeit an den toten Benat, der, überzogen von einem Eisfilm, am Ufer des falschen Sees mit dem falschen Spiegelbild lag. »Und das wäre?«
»Tu, was du willst.«
Er wusste, dass er es eines Tages bereuen würde, aber bevor sein Zorn über sie, über ihre Gleichgültigkeit überhandnahm und bevor er sich bereitfinden würde zu überlegen, ob vielleicht Anicee der Zofe den Auftrag erteilt hatte, Benat zu ermorden, bevor er ganz und gar im Chaos versank und die Kontrolle über sich verlor, stieg er aus der Wegschale und ging fort.
Jetzt habe ich sie doch an die Sayporaner verloren, dachte er.
*
Bereits am Abend desselben Tages war er wieder in Whya. Er war mit einer vergleichsweise winzigen Onuudoy geflogen, die nichts war als ein zwanzig Quadratmeter großer Steingarten. Bewohnt war die Landschaft von einem Junker, der unverdrossen die schon gekämmte Kiesel- und Muschellandschaft immer wieder kämmte. Routh hatte nur sein Reiseziel genannt, danach hatten er und der Junker nicht mehr miteinander gesprochen.
Nachdem er das Haus Nhymoth erreicht hatte, suchte er sein Schlaf-Ei auf.
Er hatte noch eine letzte Lüge aufzuklären, eine letzte Illusion zu verabschieden.
Du willst es jetzt wissen?, versicherte sich Puc.
Ja.
8.
Die Kinderkrankheiten des Prototyps
Routh hatte das Gefühl, innerlich umgestellt und in die Vergangenheit gerückt zu werden wie ein Stück Möbel.
Er befand sich wieder im Operationssaal auf Pataralon, aber es hatte sich etwas in der Stimmung verschoben.
Er sah das Implantmemo, wie es sich im Antigravfeld drehte. Es wirkte jedoch nicht mehr wie ein wertvolles Diadem, sondern wie eine Kralle. Aus dem kupferfarbenen, medaillonähnlichen Zentralelement hingen ganze Bündel haardünner Fäden, die sich – vielleicht in einer Brise, vielleicht aus eigener Kraft – leicht bewegten.
Warum sind wir die Ersten?
Jaron Pepperergs unbeantwortete Frage.
Die Frau, von der er plötzlich wieder wusste, dass sie Anoette Pei-Zhu hieß, warf erst Tonad Assa, dem Ara, einen Blick zu, dann dem Swoon. Sie sagte: »Wie euch Bry vielleicht berichtet hat, ist unser Konzept durchaus revolutionär. Wir implantieren der Positronik kein Plasma, um sie zu einer Biotronik aufzubauen, sondern entnehmen dazu Hirngewebe und neuronale Substanz der zukünftigen Träger des Hatcvaein.«
»Nein«, sagte Peppererg. »Hat er nicht.«
»Dann wird er auch die Risiken nicht ausreichend besprochen haben.«
Assa raunte etwas auf Torguisch.
Routh wünschte sich, er könnte die Ara-Sprache verstehen.
Pei-Zhu winkte ab. »Wir werden die Implantation vornehmen – so oder so.«
Der Ara machte eine zustimmende Geste.
Pei-Zhu berichtete: »Unsere bisherigen Testkandidaten reagieren unterschiedlich auf die Verknüpfung mit dem Hatcvaein. Die meisten – nicht alle – Truthähne vertragen es gut bis hervorragend; die meisten Kraniche vertragen es – bis auf wenige Ausnahmen – nicht.«
Routh fragte: »Wie äußert sich diese Unverträglichkeit?«
»Variantenreich«, sagte Assa. Er sprach Interkosmo, aber mit einem altertümlich-arkonidischem Akzent. »Einige Tiere entwickeln eine Paranoia. Meist einen Verfolgungswahn. Andere erleiden eine mnemotische oder eine motorische Demenz – oft beides zugleich.«
»Sie sterben«, fasste Pei-Zhu zusammen. »Es ist, als würde mit dem
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