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PR2619-Planet der Formatierer

PR2619-Planet der Formatierer

Titel: PR2619-Planet der Formatierer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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Die Parallelen waren immer noch unübersehbar, aber alles schien doch sayporanischer abzulaufen. Beispielsweise stießen die Astronauten der Sayporaner nicht mehr auf ein havariertes Raumschiff der Ghasspaden, sondern sie entdeckten auf ihrem Mond ein unterirdisches Labyrinth, künstlich angelegte Katakomben und darin einige in Stasis-Sarkophagen ruhende Fremde.
    Es scheint, als wäre die Vergangenheit unserer Freunde ziemlich flexibel, höhnte Routh.
    Wie üblich wurden den jungen Terranern auch Episoden aus der blutbefleckten terranischen Geschichte präsentiert. Diesmal wurden sie allerdings nicht Zeugen einer mittelalterlichen Katzenhinrichtung.
    Sie verfolgten die Annektierung eines Systems, das zum Solaren Imperium gehörte, durch Raumlandeverbände des Imperiums Dabrifa: Omoa im System von Salaudeens Stern. Natürlich war Routh als historisch Interessiertem dieses Kapitel aus dem Buch der kämpfenden Reiche vertraut. Dabrifas Flotte hatte Omoa im frühen 31. Jahrhundert alter Zeitrechnung überfallen und ein Exempel statuiert. Dabei war der Kommandeur der Flotte, ein gewisser Askari Pepo, deutlich über die Anweisung seines Imperators hinausgegangen und war – durchaus beispiellos in dieser Phase des Imperiums – von Dabrifa seines Kommandos enthoben und vor ein Kriegsgericht gestellt worden.
    Routh hatte Bilder der zerstörten Hauptstadt des Planeten und der entstellten Leichen gesehen – eine Lektion darin, welche unvorstellbaren Kräfte Desintegratorkanonen entfalteten, wenn sie auf ungeschützte Bauwerke und flüchtende Lebewesen trafen.
    »Die Fundamente der menschlichen Kultur«, sagte der Formatierer dieser Symphonie, ein Sayporaner namens Pläccvaim.
    »Der Verantwortliche wurde bestraft!«, rief jemand aus der Gruppe der Terraner.
    Pläccvaim machte eine vage Geste der Zustimmung. »Die Verantwortlichen werden immer betraft. Aber was ist Strafe, wenn nicht Gewalt? Gewalt, selbst wenn sie ausgeübt wird mit kristallinen Handschuhen, lässt den Gewalttätigen nicht unbefleckt. Oder meinst du, wenn die Sache nur gerecht genug sei, fiele kein Schatten auf den Täter?«
    Pläccvaim schüttelte bedächtig den Kopf. Es wirkte einstudiert. Das Kopfschütteln war keine ursprünglich sayporanische Geste. »Wer vom Krieg redet, redet von einer geheimen Allianz. Denn wer immer in den Krieg zieht, verbündet sich mit dem Tod«, erklärte er. Die Stimme des Sayporaners klang widersinnig: süß und verheißungsvoll, beinahe feminin.
    »Ich habe, Euer Ehren, eine Frage, wenn es gestattet ist«, sagte die Stimme von zuvor aus dem Hintergrund.
    Routh wandte sich um. Er entdeckte den jungen Mann mit den kurzen, krausen schwarzen Haaren, die ihm glatt ins schmale Gesicht hingen. Es war Benat Achiary
    »Es ist, es ist!«, sagte Pläccvaim aufgeräumt.
    »Es soll mir also aus bestimmten schöngeistigen Erwägungen heraus verboten sein, mich zu wehren? Weil ich mir dabei die kristallinen Handschuhe – von denen ich übrigens kein Paar besitze – besudeln würde? Ich sollte mich wehrlos stellen?«
    Pläccvaim erhob sich so langsam und steif, als würde er von unsichtbaren Fäden gehalten.
    »Benat Achiary«, sagte er leise. »Nimm an, du gingest spazieren. Du gerietest an eine Weggabelung. Der Weg zu deiner Linken führt dich in eine Ebene. Der Weg zur Rechten ins Gebirge. Im Gebirge, das weißt du, ist das Gestein vom Frost beschädigt und vom Wind der Äonen. Steinschlag droht. Wäre es nicht ein Zeichen von Weisheit, den Weg in die Ebene zu wählen?«
    »Nun«, sagte Benat und grinste schief. »Erstens würde ich mich fragen, wohin ich eigentlich will. Außerdem hinkt dein Bild, Euer Ehren. Immerhin lauert mir das Geröll ja nicht auf. Und es setzt sich auch nicht auf meine Spur oder verfolgt mich wie ein Feind. Die Liga hat noch keinen Krieg gesucht.«
    »Aber sie hat für jemanden, der nicht sucht, erstaunlich viele Gelegenheiten gefunden, ihn zu führen.«
    »Ist das so?«
    »Als vor einem halben Jahrhundert Explorer die Liga im Orbit der Sonne Lashu-12a einen desaktivierten Transporthof der Halbraum-Changeure fanden – warum beließen sie ihn da nicht an Ort und Stelle? Warum eigneten sie ihn sich an und schleppten ihn ins Solsystem? Wer hat ihnen die Erlaubnis dazu gegeben? Hätten sie das Objekt und seine Stilllegung respektiert – irre ich mich, oder wären sie vielleicht in diesem Falle nie in einen Konflikt mit der Vatrox-Zivilisation geraten?«
    »Dieser Konflikt hatte viele Wurzeln«, sagte Benat.
    »Die

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