PR2633-Der tellurische Krieg
Planeten. Eine ähnliche vollständige Vernichtung wurde aber in keinem anderen Fall beobachtet.«
»Macht das einen Unterschied?«
»Mit Blick auf NATHANS neueste Aussage schon«, antwortete die Hyperphysikerin. »Reginald Bulls Verdacht, dass die drei Schiffe bewusst geopfert wurden, scheint sich zu bestätigen.«
»Die ersten Wrackstücke aus dem Chöwsgöl-See bei Terrania sind bereits geborgen«, fuhr die Technodiagnostikerin fort. »NATHAN zieht seine Folgerungen aus dem Zustand der Fragmente. Demnach besteht die Gefahr, dass an Bord der Sternengaleonen eine Nano-Waffe eingeschleppt wurde.«
»Alles lässt sich mit den geeigneten Ortungsmethoden aufspüren und anschließend vernichten.« Farro lachte verhalten. »Wieso zieht das Mondgehirn ausgerechnet eine Nano-Waffe in Erwägung? Wir wissen nicht einmal, ob die Fremden in den Ovoidraumern überhaupt das Wissen und die Fähigkeiten haben, Nano-Kolonnen einzusetzen.«
»Doch, das wissen wir«, stellte eines der Teammitglieder fest.
»Ein EXPLORER, die BOMBAY, war seit dem 6. September draußen«, fuhr Darkoah Isik fort. »Das Schiff ist gestern zurückgekehrt, wurde mittlerweile gestoppt und liegt unter einem extern erzeugten Paratronschirm unter Quarantäne. Die BOMBAY ist mit Nano-Partikeln infiltriert. Die Besatzung wurde von der Waffe ausgeschaltet und schläft – falls es nicht schon die ersten Toten zu beklagen gibt. Wir wissen von Gebilden, die offenbar über ein Beiboot eingeschleppt wurden. ›Schwarze Eier‹, die sich auflösen und im Boden versickern. Sie befallen nicht nur Maschinen, sondern manipulieren offenbar auch den menschlichen Organismus. Dass die Besatzung schläft, klingt wie eine harmlose Variante. Vorstellbar ist sehr viel mehr.«
Farro warf einen schnellen Blick in die Runde. »Falls ich geholt wurde, um einen Vortrag über Nano-Maschinen zu halten, kann das nur ein Ausflug auf Allgemeinplätze werden. Wichtig wäre, die Zielsetzung der Nano-Waffe herauszufinden. Was kann sie, was erwartet der Gegner? Vielleicht soll ganz Terra in den Tiefschlaf geschickt werden. Wie viel die Partikel im Körper anrichten können, hängt vor allem vom Wissen der Angreifer über uns ab. Natürlich können die Nano-Partikel eigenständig operieren, trotzdem gehe ich eher davon aus, dass sie sich zu Konglomeraten zusammenschließen, die als produzierende Objekte tätig werden. Die Bezeichnung als schwarze Eier lässt darauf schließen.«
»Was hat Meerwasser Besonderes?«, fragte die Einsatzleiterin.
Farro schwieg. Er fühlte sich nicht angesprochen. Ohnehin fand er die Frage denkbar überflüssig.
»Gelöste Salze, Mineralien, Plankton«, antwortete jemand.
»Alles leichter zugänglich und schneller verwertbar als an Land.«
Muura Palfrey nickte. »Ich glaube nicht an einen Zufall. Alle drei Wracks sind über großen und tiefen Gewässern abgestürzt. Was wirklich an Land aufgeschlagen ist, scheint ein verschwindend geringer Anteil zu sein. Bentelly, als Lithosphärentechniker hast du wahrscheinlich die größte Erfahrung im Umgang mit Nano-Maschinen.«
»Mein Vorschlag: ein paar Bergungsschiffe mit spezialisierter Unterwasserortung und hoch mit dem Zeug.«
»Wer sagt, dass sich die Nano-Waffe so leicht einfangen lässt?« Wie Muura Palfrey das sagte, klang es äußerst herausfordernd.
»Ich arbeite mit Liquidierungseffektoren, da geht es nicht darum, die Maschinen wieder einzufangen«, konterte Farro. »Sie werden eingesetzt und verbrauchen sich dabei in aller Regel.«
»Woher kommt der Nachschub?«
Er lächelte mitleidig. Dass die Hyperphysikerin unter Zeitdruck stand, war nicht zu übersehen. Das war ihr Problem, nicht seines.
»Meine Nano-Maschinen reproduzieren sich selbst. Das Programm dafür ist ihnen nicht bedingungslos aufgeprägt, sondern bedarf meiner Steuerung. Ich denke für die Maschinen, sie entscheiden nicht selbsttätig. Das sind keine Spionage- oder Sabotageprogramme, die im seismischen Maschinenpark Mittelamerikas zusammengefasst wurden. Die Nano-Kolonnen patrouillieren zwischen den Kontinentalplatten. Wo sich Spannungen aufbauen, die Beben auslösen könnten, verflüssigen sie das Material an den neuralgischen Punkten. Das heißt, sie liquidieren alles, was hakt und zur Bedrohung werden könnte.«
»Wir brauchen dich«, sagte Muura Palfrey. »Du bist als Einziger in der Lage, schnell zu erkennen, ob die Wrackteile des Ovoiden eine ähnliche Struktur aufweisen. Möglicherweise sind sie sogar
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