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PR2633-Der tellurische Krieg

PR2633-Der tellurische Krieg

Titel: PR2633-Der tellurische Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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Ungewohntes zu sehen.
    Vielleicht war es so.
    Geronimo Abb fuhr wieder herum. Inmitten des aufquellenden Materials steckten zwei Rohre. Sie fielen ihm sofort auf. Nicht nur, weil jedes ein Stück weit über die Seitenwand hinausragte, sondern weil eines der höchstens vier oder fünf Zentimeter durchmessenden Rohre auf ihn gerichtet war.
    Wie die Mündung einer Waffe.
    »Deckung, DayScha!«, brüllte er.
    Ein schwacher Lichteffekt flammte in beiden Rohren auf. Geronimo warf sich zur Seite. Er registrierte noch, dass etwas dicht über ihn hinwegzischte und ihn wohl nur um eine Handbreit verfehlte. Der schmale Streifen Flexofläche, auf dem er stand, bot ihm keinen Halt. Er riss die Arme hoch, um sich einigermaßen abzufangen, doch er schaffte es nicht, sich abzurollen.
    Siedend heiß durchfuhr es ihn, als er gegen zwei der meterhohen fleischigen Pflanzen stieß. Sie taten ihm nichts, trotzdem wälzte er sich sofort von ihnen weg.
    Er hörte DayScha schreien und sah sie mit den Armen wedeln. Offenbar war sie getroffen worden.
    Und er sah, dass ein Gleiter keine fünfzig Meter entfernt aufgesetzt hatte. Der Einstieg öffnete sich.
    Das ist der Jäger!, ging es Geronimo Abb durch den Sinn.
    Ein Mann sprang heraus. Er wirkte kräftig, sein schulterlanges helles Haar wurde vor dem Hintergrund des aus dem Gleiter fallenden Lichts zur fahlen Aura. Er trug einen unförmig großen Tornister auf dem Rücken. Die Last schien ihn geradezu zu erdrücken.
    Dennoch reagierte der Mann gedankenschnell. Geronimo hatte das Gefühl, dass der Fremde ihn ansah und nahezu gleichzeitig auch DayScha.
    Eine schwere Waffe hing an seiner Hüfte. Er riss sie hoch und feuerte aus der Bewegung.
    Nachtaugs Beisohn brüllte ohrenbetäubend laut.
    Geronimo Abb brüllte ebenfalls, weil er sah, dass DayScha auf die Knie sank. In diesem Moment erschien ihm die Cheborparnerin hilflos und sehr verletzlich.

4.
     
    Das funkelnde Lichtermeer spannte sich von Horizont zu Horizont. Sanft geschwungen zeichnete sich die Küstenlinie ab, von Tampico über Tuxpan nach Veracruz. Erst weiter im Osten, der Halbinsel Yucatán entgegen, verblasste die Helligkeit und wurde zum trüben Schimmer.
    Der Großraum von Mexico City und die Achse nach Veracruz erweckten den Eindruck eines tiefen Grabenbruchs, in dem brodelnde Lava aufstieg. Bentelly Farro entsann sich nicht, dass er jemals diese intensive Helligkeit während eines Nachtflugs wahrgenommen hätte. Vorübergehend drängte er seinen Ärger zurück und blickte aus dem volltransparenten Cockpit.
    Der Himmel war abgrundtief schwarz, ein extremer Kontrast. Es gab keine Sterne. Farro machte sich zumindest nicht die Mühe, nach der Handvoll winziger Lichtpunkte zu suchen, zumal er schon den fahlen Schimmer des Mondes vermisste.
    3.22 Uhr Tiempo del Centro Zona Mexico. Nicht gerade die Zeit, zu der alle in der Region schon auf den Beinen waren. Erst recht nicht, da die wirtschaftlichen Strukturen weitgehend am Boden lagen. Ein paar Frachtraumschiffe verkehrten noch zwischen den Planeten, doch das Gros des Handelsvolumens war mit der Versetzung des Solsystems schlagartig weggebrochen.
    Der schlanke Stratosphärengleiter fiel dem Raumhafen von Mexico City entgegen.
    Farro leckte sich über die Lippen. Er kreiste die Schultern, danach legte er die Oberarme an den Körper und pumpte mit den Unterarmen, als bewege er schwere Gewichte. Das war auf jeden Fall besser, als die Flugzeit in absoluter Ruhe zu verbringen.
    Dieses Meer aus Licht – es erschien ihm wie ein untrügliches Symbol dafür, dass Terra dem Schicksal trotzte. Die Sonne war erloschen, nun machten die Menschen auf Terra die Nacht zum Tag. Sie gaben sich nicht geschlagen. Niemals.
    Farro entschied, sich daran zu beteiligen. Das war für ihn selbstverständlich. Zeichen zu setzen zeigte die Gemeinschaft, die im Alltag ohnehin unterging.
    Mindestens ein Dutzend große Raumschiffe erschienen voraus. Der Gleiter wurde langsamer, reihte sich in den Anflugkorridor ein. Nicht allzu viel Betrieb herrschte. Keine Passagierschiffe, kaum Frachter, nur die schwer bewaffneten Einheiten der Heimatflotte.
    Der Gleiter übersprang zwei Superschlachtschiffe, jedes mit eineinhalb Kilometern Durchmesser ein gigantisches stählernes Gebirge. Geradezu klein mutete im Vergleich die CAZADORA mit nur fünfhundert Metern an.
    Farro räusperte sich. »Ich frage mich, was das soll«, sagte er.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich fühle mich schlecht behandelt. Vor allem die Art und Weise

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