PR2633-Der tellurische Krieg
Tätigkeit der Roboter filmisch zu dokumentieren und die Bildsequenzen im Minutentakt dem Bordrechner zu übermitteln. Die Positronik überprüfte sämtliche Dateien auf Plausibilität.
Innerhalb einer Viertelstunde hatte sich herausgestellt, dass unterschiedliche Teile spurlos verschwunden waren. Der anschließende direkte Vergleich zeigte, dass sie nicht von den Robotern abtransportiert worden waren.
Von da an hatte die Mannschaft der VELLAMO I gezielt sondiert und ziemlich schnell Spuren gefunden, die auf Nano-Aktivitäten hindeuteten. Mehrere große, während der Explosion des Ovoids schon merklich beschädigte Elemente waren ohne erkennbare äußere Einwirkung in immer kleinere Gebilde zerbrochen, ohne dabei den molekularen Zusammenhalt zu verlieren. Letztlich hatten sich die kaum mehr faustgroßen Bruchstücke innerhalb Minutenfrist in den Boden gegraben. Sie schienen förmlich darin versickert zu sein.
Die Frage war, welche Absicht sich dahinter verbarg. Ging es nur darum, das Wrack der Sternengaleone jedem Zugriff zu entziehen? Ein verrückter Gedanke. Ähnlich verrückt schien es auch zu sein, auf einen Angriff zu schließen, solange aus den Schiffsfragmenten nicht nachweislich etwas völlig Neues entstand.
Zehn Minuten später setzte Bentelly Farro einen Teil seines eigenen Maschinenparks ein. Aus einem Hangar des Tauchbootes schleuste er ein Dutzend Liquidierungseffektoren aus.
Anfangs ging er vorsichtig vor und verzichtete vor allem darauf, seine kostbaren Maschinen massiert einzusetzen. Da sie nicht attackiert wurden und sich ungehindert zwischen den Wrackteilen bewegen konnten, stellte er seine Vorsicht rasch hintan.
Als mehrere Liquidierungseffektoren ein zerfallendes großes Wrackstück entdeckten, dessen Fragmente innerhalb kürzester Zeit im Untergrund verschwanden, setzte Farro seine Maschinen auf die Spur der Galeonentrümmer.
Es ging nur langsam voran, zumal der Lithosphärentechniker ständig darauf gefasst sein musste, dass die vermeintliche Nano-Waffe der Gegenseite auf die Verfolger aufmerksam wurde. Er wusste einfach zu wenig über Struktur und Möglichkeiten der gegnerischen Nano-Maschinen. Vor der Möglichkeit, sich das nötige Wissen zu verschaffen, indem er wenigstens ein paar Dutzend Einheiten der vermuteten Waffe von den anderen abspaltete und in die VELLAMO I holte, schreckte er bislang zurück.
Eine nebenher eingeleitete Untersuchung der von den Robotern eingesammelten Überreste des Ovoidraumers blieb erfolglos. Zumindest schien es sich um normale Stahlelemente und Legierungen zu handeln. Andererseits beschränkten sich die Analysen auf Standardwerte. Eine gut organisierte Nano-Kolonne würde ihren Zusammenhalt nur aufgrund dieser Methoden nicht preisgeben.
Von zwei anderen Tauchbooten trafen Meldungen ein, dass sie ebenfalls fündig geworden waren. Beide Mannschaften setzten Grabungen am Meeresboden in Gang, die allerdings nicht eines der Fragmente wieder zum Vorschein brachten.
Es war kurz nach 14 Uhr Ortszeit, als Farro endlich sicher sein konnte, dass die fremden Nano-Maschinen sich nur wenige Meter tief in den Meeresboden eingefressen hatten. Sie bewegten sich auf konstanter Höhe ungefähr in westsüdwestliche Richtung.
»Es hat den Anschein, dass sie sich der Zona Mexico nähern wollen. Und sie sind vergleichsweise schnell, legen mehr als sechzig Kilometer in der Stunde zurück.«
»Das ist die Geschwindigkeit der VELLAMO I«, überlegte Lars Ceranna. »Ob da ein Zusammenhang besteht? Womöglich wollen die Maschinen erreichen, dass wir ihnen folgen.«
»Rein gefühlsmäßig sehe ich keinen Zusammenhang«, sagte Farro. »Diese Nano-Kolonnen hatten keine Möglichkeit, das Tauchboot zu infiltrieren. Oder gab es einen Zugriffsversuch auf die Positronikableger?«
Kurze Zeit später stand fest, dass die Systeme der VELLAMO I nicht angetastet worden waren.
»Wir befinden uns knapp tausend Kilometer von der Zona Mexico entfernt«, stellte Muura Palfrey fest. »Die Nano-Maschinen sind seit dem Absturz um 1.30 Uhr unterwegs und werden demnach rund siebzehn Stunden brauchen, um ihr Ziel zu erreichen. Das heißt, zwischen 18.30 und 19 Uhr werden wir erfahren, was dahintersteckt. Wir haben nur also rund vier Stunden, um uns darauf vorzubereiten.«
»Unter Umständen wird es dann schon zu spät sein für eine Reaktion«, warnte Ceranna.
»Was erwartest du?«, fragte Farro.
Der Pilot machte eine unschlüssige Geste. »Einen großen Knall, falls sich die Teilchen zu einer
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