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PR2633-Der tellurische Krieg

PR2633-Der tellurische Krieg

Titel: PR2633-Der tellurische Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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in den Sinn kam. Das tat er oft, wenn er angespannt war.
    Dass es urplötzlich still wurde, registrierte er erst nach einer Weile. Niemand redete mehr, aber alle starrten ihn an.
    »Muss das sein?«, fragte Palfrey harsch.
    Er fühlte sich nicht angesprochen, summte weiter. Das Wasser verfärbte sich, wurde fast schwarz. Ein bizarrer leuchtender Fisch begleitete die VELLAMO I; er sah aus wie eine mehrere Meter große irisierende Gräte.
    »Bentelly!«, rief die Hyperphysikerin. »Hör auf damit! Der Marsch der toten Seelen ins Feuer ist wohl nicht die geeignete Begleitmusik.«
    »Nein«, sagte er lächelnd. »Ich finde ihn schön.«
    Wenn Muura Palfrey über besondere mentale Kräfte verfügt hätte, wäre er jetzt tot umgefallen. Das verriet ihm ihr Blick. Zum Glück hatte sie diese Kräfte nicht. Farro trommelte die letzten Takte mit den Fingern auf seiner Konsole.
    Rings um das Tauchboot wuchsen helle Hügel auf. Im Licht der Scheinwerfer funkelten sie in unirdischem Glanz.
    Eine phantastische Landschaft, die leicht mit fremden Welten konkurrieren konnte. Salzdome, die wie eine zerklüftete Gebirgslandschaft vom Meeresboden aufwuchsen. Dazwischen Schwärze. Dichte, zähflüssige Schwärze. In pulsierenden Eruptionen quoll sie aus der Tiefe des Meeresbodens empor. Und über die Flanken der Salzdome kroch sie abwärts – schwarze Lava, die in immer neuen Schichten den Boden bedeckte und ihn tot erscheinen ließ. Trotzdem brodelte sogar in diesen Asphaltseen das Leben in seiner ganzen Vielfalt.
    Das Gebiet gehörte zu den Ausläufern der Campeche Knolls, Asphaltvulkanen, die in dieser Ausprägung offenbar nur im Golf von Mexiko existierten. Es waren die besonderen geologischen Gegebenheiten, die alle Voraussetzungen für dieses Naturschauspiel schufen.
    Langsam schwebte die VELLAMO I durch diese unbeschreiblich schöne Landschaft. Ein monochromes Bild, in dem Farben nur als Einsprengsel zu finden waren. Leuchtende Bakterienkolonnen. Ein Millionenheer kleiner Krebse, die im Scheinwerferlicht reines Weiß zeigten und den düsteren Asphalt scheinbar in die Schneelandschaft eines Hochgebirges verwandelten.
    Die ersten Wrackteile kamen in Sicht, Fremdkörper in dieser bizarr harmonischen Landschaft.
    Es waren keine großen Bruchstücke, dennoch versanken sie schon langsam im Asphalt.
    »Das sind zu wenige«, stellte Darkoah Isik nach einer Weile fest. »In diesem Bereich sollte das Gros der Sternengaleone niedergegangen sein. Wo ist der Rest?«
     
    *
     
    Es hätte eine friedliche Idylle sein können, doch gerade diese Stimmung kam nicht auf. Ein trübes Zwielicht herrschte unter dem Blätterdach. Und es war still. Kein Vogel ließ seinen Ruf erklingen. Nicht einmal Schmetterlinge taumelten durch das spärliche Unterholz.
    Die einzige Bewegung ging von den fleischigen Pflanzen aus, deren hohen Stämme sich bogen und drehten. Zeitweise entstand der Eindruck, als wollten sie ihre Wurzeln aus dem Boden heben und einen neuen Standort suchen.
    Geronimo Abb hatte eine unruhige Wanderung begonnen. Rein mechanisch, wie ein Roboter, zehn Schritte hin, zehn zurück. Er hielt inne, als in der Höhe ein Splittern erklang. Augenblicke später stürzten abgerissene Äste herab.
    Für wenige Sekunden fielen blasse Lichtfinger durch das aufgerissene Laub. Geronimo versuchte, wenigstens einen Blick auf die Lichtflocke zu erhaschen, doch die Lücke über ihm schloss sich schnell.
    Nachtaugs Beisohn bewegte sich schwach. Sein Stöhnen hing plötzlich in der Luft. Es endete so unverhofft, wie es begonnen hatte.
    »Ihm geht es nicht gut«, sagte DayScha.
    Geronimo nickte. Er stemmte die Hände in die Seite und wandte sich Don Monwiil zu. »Wie lange sollen wir noch warten? Mehr als fünf Stunden inzwischen. Du hast von weniger gesprochen.«
    »Ich weiß nicht, woran es liegt«, antwortete der Mann zögernd. Er wirkte blass, das fiel Geronimo auf. Sicher, ein wenig trugen die schlechten Lichtverhältnisse dazu bei, aber sie waren nicht für alles verantwortlich.
    »Du bist schwerer krank, als du zugibst«, sagte der Junge. »Du solltest dich wieder an dein Labor anschließen.«
    Monwiil schüttelte den Kopf. »Später«, erwiderte er. »Lass es noch eine Zeit lang mit dem Riesen arbeiten.«
    »Soviel ich weiß, gibt es in Terrania eine auf Xeno-Medizin spezialisierte große Klinik«, wandte die Cheborparnerin ein. »Wir sollten versuchen, Nachtaugs Beisohn dort unterzubringen. Du kannst über das Funkgerät im Gleiter ...«
    »Er würde den

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