PR2633-Der tellurische Krieg
Waffe zusammenfinden, oder ein Ultimatum ...«
»Keine Bombe.« Bentelly Farro winkte heftig ab, als alle ihn fragend anblickten. »Muura hat es richtig vorgerechnet. Der Abschuss der Sternengaleone erfolgte gegen 1.30 Uhr heute Nacht. Wir müssen davon ausgehen, dass die ersten Nano-Kolonnen schon kurze Zeit danach in den Boden eingedrungen sind und sich der Vorgang seitdem permanent fortsetzt. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass ein Teil der Überreste näher an der Küste niedergegangen ist.«
»Dann bleibt nicht mehr viel Zeit.« Der Einsatzleiterin war ihr Erschrecken anzusehen.
»Das ist richtig«, bestätigte Farro. »Hinsichtlich der Vorstellung, dass wir uns auf eine Bombe einrichten müssen, würde ich jedoch Entwarnung geben.«
»Das sehe ich nicht so«, widersprach Palfrey.
»Wie viele Nano-Maschinen werden sich für einen ultimaten Sprengsatz zusammenschließen müssen? Zwei Gegenfragen, und dann will ich wissen, ob du auf dem Bombenthema beharrst: Seit rund dreizehn Stunden bewegen sich Nano-Kolonnen durch den Meeresboden Richtung Küste. Warum tun sie das, wenn die Nachzügler nicht mehr benötigt werden, um den Angriff zu vollenden? Antworte bitte nicht mit dem Hinweis auf einen hyperphysikalischen Zugvogelinstinkt.«
Palfrey bedachte ihn mit einem verweisenden Blick. Er lächelte spöttisch.
»Sollten indes alle Nano-Maschinen für die Vollendung der Waffe benötigt werden, bleibt uns ausreichend Zeit, nämlich siebzehn Stunden, nachdem hier die letzten Wracksegmente im Untergrund versickert sind. Dann frage ich mich allerdings, warum sich diese Bombe nicht schon hier zusammensetzt. Tausend Kilometer mehr oder weniger sollten für dieses Bedrohungsszenario keine nennenswerte Rolle spielen.«
»Was schlägst du vor?«
»Die VELLAMO I verlässt ihre Position und bewegt sich mit Höchstgeschwindigkeit auf die Küste im Bereich von Jalapa Enriquez zu.«
»Dann wäre es angebracht, aufzutauchen«, sagte Ceranna. »Mithilfe der Prallfelder erreichen wir über Wasser eine Höchstgeschwindigkeit von eineinhalbtausend Kilometern in der Stunde.«
»Das Risiko, dass wir dabei die Nano-Maschinen verlieren, ist mir zu groß«, überlegte Farro.
»Du weißt, was geschieht?«, fragte Palfrey. »Heraus mit der Sprache!«
»Ich weiß gar nichts«, sagte Farro heftig. »Ich habe schlimmstenfalls einen Verdacht. Und den werde ich beweisen oder verwerfen.«
*
Vier Stunden später wusste der Lithosphärentechniker, dass sein Verdacht zutraf.
»Diese Nano-Maschinen sind so ziemlich das Übelste, was uns zustoßen konnte«, sagte er. »Die Liquidierungseffektoren waren so nahe dran, wie ich es gerade noch verantworten konnte. Die gegnerischen Maschinen produzieren, während sie sich auf die Küste zubewegen. Sie stellen eine Unzahl winziger Fabriken her, deren Zahl ich nicht einmal zu schätzen vermag. Ihre Streuemissionen verraten sie, und die bekomme ich nur über meine Überwachungseinheiten herein. Auf jeden Fall sind alle diese Fabriken geeignet, starke gravomechanische Stoßimpulse auszusenden.«
»Was bezwecken die Angreifer damit?«, fragte die Ferronin.
»Sie wollen die Küste überfluten«, vermutete Palfrey. »Ein Tsunami ist auf diese Weise leicht zu erzeugen.«
»Wenn es nur das wäre«, stellte Farro fest. »Es ist schlimmer. Ich denke, die Angreifer wollen unterhalb der Zona Mexico ein gewaltiges Erdbeben auslösen.«
»Ein Erdbeben?«, fragte Muura Palfrey irritiert. »Dazu gehört wohl einiges mehr.«
»Du bist Hyperphysikerin.« Farro stöhnte. »Wenn ich dich frage, welche Kräfte eine Sonne zur Nova machen, werde ich mir vermutlich einen stundenlangen Vortrag anhören müssen. Aber Erdbeben haben nun einmal so gut wie nie mit fünfdimensionalen Erscheinungen zu tun. Trotzdem sind sie nicht gerade selten.«
»Du meinst, es wäre machbar?«
»Es ist machbar!«, bekräftigte der Lithosphärentechniker. »Im Prinzip ereignen sich ständig schwache Erschütterungen, die wir gar nicht als Erdbeben wahrnehmen. Ähnliches gilt für die sehr langsamen und daher schwachen Eigenschwingungen des Planeten. Auch den vom Mond verursachten Tidenhub der Kontinente registrieren wir keineswegs bewusst. Dabei werden die Landmassen infolge der Gezeitenkräfte um zwanzig bis dreißig Zentimeter angehoben.«
»Ich nehme an, es kommt wegen des weiträumigen und gleichmäßigen Einflussbereichs nicht zu schweren Beben«, wandte die Ferronin ein.
»Wir sollten uns auf die künstliche
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