Prada Party und Prosecco - Roman
Silberzwiebeln für Wolverine übrig, der schmollt nämlich immer noch.«
Wir vier saßen rund um den wackeligen Tisch. James erzählte uns von einem Feldwebel, der eine Visage wie aus der Muppet-Show hatte und kaum einen Befehl brüllen konnte, ohne dass die Truppe »Mensch, Kermit!« rief oder irgendwer den Mahna-Mahna -Song trällerte.
Eck berichtete von seinem Versuch, sich auf dem Sperrmüll mit Altmetall einzudecken, nur um auf eine üble Gang von jugendlichen Schrottsammlern zu treffen, die wild entschlossen waren, ihm seine Beute wieder abzujagen.
»Das waren die reinsten Piraten«, versicherte er. »Bissige kleine Minipiraten. Mit Klappmessern.«
»Und, hast du Schiss bekommen und bist abgehauen?«, fragte Cal.
»Na selbstverständlich«, meinte Eck und schenkte mir sein süßes Lächeln. »Ich bin Künstler, ich darf sensibel sein und kann so was probemlos zugeben. Es muss doch noch andere Mittel und Wege geben, billig an Blech zu kommen.«
»Hast du es mit dem Dach der Akademie versucht?«
Eck verdrehte die Augen. » O Mann! Natürlich!«
Dann richtete Cal sein Augenmerk wieder auf mich.
»So, Miss Mopp. Erzähl uns doch mal was über dich. Was machst du so?«
Bleib ruhig, redete ich mir zu. Ganz ruhig. Die mussten ja nicht unbedingt wissen, dass ich in ein paar Monaten um mehrere Millionen Pfund reicher sein würde, denn dadurch würde alles nur unnötig kompliziert. Außerdem würden sie dann alles wissen wollen, und ich war noch nicht bereit, die ganze Geschichte zu erzählen. Jedenfalls nicht fremden Leuten, und was meine Freunde betraf … na ja. Je weniger ich über die redete, desto besser.
»Ich interessiere mich für Fotografie«, erklärte ich, den Mund voll Ketchup-triefender Pommes. »Ich arbeite für Julius Mandinski.«
Da sie künstlerisch tätig waren, hatte ich gedacht, sie hätten den Namen vielleicht schon mal gehört, aber er rief keinerlei Reaktion hervor. Und da ich seit Wochen nicht mehr im Studio aufgetaucht war und niemand mich angerufen oder versucht hatte, mich ausfindig zu machen, arbeitete ich dort vermutlich sowieso nicht mehr.
»Und wer soll das sein? Irgend so ein Schickimicki-Spinner, der Bilder von Frauenhintern in Krokodilmäulern macht und die dann irgendwelchen Idioten verkauft?«, spottete Cal und machte selbst aus dem Verspeisen von Pommes frites eine wesentlich elegantere Tätigkeit, als ich es mir je hätte träumen lassen.
Ich holte bereits tief Luft, um Julius nach allen Kräften zu verteidigen, aber es stimmte, diese Art von Fotos stand bei ihm nie außer Frage. Ich erzählte ihnen von dem einen Mal, als er für ein Shooting einen Wolf ins Studio mitbrachte und sechs polnische Teenager völlig die Nerven verloren. Ich fand es schön, dass sie darüber lachten.
»Also, jetzt komm schon. Warum bist du hier?«, bohrte Cal weiter. »Mal im Ernst. Ein kleiner Recherche-Trip in die Slums? Oder nur so zum Spaß?«
Eck warf Cal einen Blick zu. »Pscht.«
»Darf man denn nicht mal fragen?«
»Na ja, ich bin schließlich auch hier«, warf James mit seiner wohlklingenden Stimme ein.
»Du bist hier, weil es dir nicht einmal was ausmacht, mit Zweigen im Hintern im Wald zu übernachten«, stellte Cal fest. »Vier Wände machen dir doch eher Angst. Wenn wir hier auch noch Möbel hätten, würdest du sicher die Flucht ergreifen. Also, komm schon, Aschenputtel. Du bist doch offensichtlich ’ne vornehme Tussi. Was war denn los? Ärger mit den Fonds? Zu viel bei Louis Vuitton geshoppt?«
Ich hatte gewusst ,dass diese Mistkerle mir dabei zugesehen hatten, wie ich mein Gepäck ins Haus schleppte.
»Oder suchst du etwa Inspiration für einen Film? Demnächst gehst du sicher zurück und erzählst all deinen Freunden, was für unglaublich erbärmliche Zustände in Südlondon herrschen, oder? Und dann lacht ihr euch tot und bestellt noch eine Flasche Cristal?«
»Lass es gut sein, Cal«, unterbrach Eck männlich. »Hör auf, überall deine Nase reinzustecken, du billiger Mistkerl!«
Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg. Und dabei werde ich nie rot!
»Ich zeige doch nur ein angemessenes Interesse an meinem Nächsten – oder meiner Nächsten«, versicherte Cal. »Das tun Künstler nun mal, wisst ihr.«
»Oder, du weißt schon – Arschgeigen«, erwiderte Eck. James und Cal hingegen sahen mich immer noch erwartungsvoll an.
»Das ist doch alles gar nicht echt«, behauptete ich schließlich. »Meine Großmutter hat mich zu einem Voice Coach geschickt.
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