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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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den Kopf. »Das Haus, die Autos, meine Erbschaft, alles?«
    »Alles. Es geht komplett an eine gesichtslose Bank.«
    Ich begann zu zittern. Alles hatte ich verloren. Alles. Die Reisen. Die Flüge. Das Nachtleben. Die Gemälde. Alles. Einfach alles. Mein ganzes Leben.
    Und ich musste immer wieder daran denken, was ich hätte ändern können, wenn ich nur früh genug nach Hause zurückgekehrt wäre; wenn ich meinen Dad gerettet hätte, wäre alles wieder gut geworden. Er hätte sich erholt, hätte das Geld wieder zusammenbekommen, alles wieder in Ordnung gebracht. Aber jetzt …
    »Sophie«, fügte Leonard hinzu, »ich habe das ernst gemeint … wir können dir helfen.«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Wie denn, habt ihr etwa ein paar Millionen Pfund übrig?« Es tat mir sofort leid, dass ich mit so scharfer Zunge auf ihre echte und instinktive Freundlichkeit reagiert hatte. »Sorry. Sorry. Sorry. O Gott, was für ein Durcheinander. Was für ein schreckliches, schreckliches Chaos.«
    June tätschelte mir wieder die Schulter. »Das muss ein furchtbarer Schock für dich sein.«
    »Warum hat mich denn niemand vorgewarnt?«
    Leonard zuckte mit den Schultern. »Oh, dein Dad hat früher schon so manche Schlappe einstecken müssen. Er wollte dich nicht beunruhigen … weißt du, du warst doch seine Prinzessin. Außerdem hat er immer gesagt: ›Sie ist so schön, sie heiratet wahrscheinlich sowieso den König von England.‹«
    Dann herrschte Schweigen. Plötzlich wollte ich diesen glänzenden Ledersessel nie wieder verlassen, mich an den unaufdringlichen Luxus des Hauses klammern, ich wollte mich ihrer Wohltätigkeit anvertrauen, sie anbetteln, mich großzuziehen wie Annie, das kleine Waisenmädchen.
    Aber ich war fünfundzwanzig Jahre alt und musste mein Leben selbst in die Hand nehmen. Ich stand ganz allein da, und hierzubleiben, in diesem warmen Wohlstand, erinnerte mich nur noch umso mehr an alles, was ich verloren hatte.
    »Ich sollte jetzt gehen«, murmelte ich.
    »Bleib doch zum Essen«, bat Leonard. »Bitte. Die Mädchen kommen vorbei. Sie würden dich so gerne wiedersehen.«
    Die Vorstellung, wie sich Leonards liebevolle und herzliche Familie mit den Babys an den Sonntagstisch setzte und Zeit damit verbrachte, sich um das arme kleine reiche Mädchen zu kümmern, das war mir unerträglich.
    »Ich kann nicht«, sagte ich. Ich wollte mir eigentlich noch eine höfliche Entschuldigung ausdenken, aber selbst dazu war ich nicht in der Lage. »Ich … kann einfach nicht.«
    Leonard sah sehr traurig aus, als er mich anschaute. »Ich verstehe«, erklärte er. »Aber Sophie, wenn es irgendetwas gibt – egal, was –, was ich für dich tun kann … wenn du einen Platz zum Wohnen brauchst oder einen Job oder etwas Geld … komm doch bitte, bitte zu uns.«
    Ich nickte. »Danke«, antwortete ich, und es war wirklich ernst gemeint. Immerhin war mir sonst nichts mehr auf der Welt geblieben. »Das ist gut zu wissen.«
    Und das war es wohl auch, da sich alles andere in Schall und Rauch verwandelt hatte. June nahm mich in den Arm und strich mir auf eine Art und Weise über die Wange, die etwas ganz anderes war als die rauen Zärtlichkeiten der vergangenen Nacht – wohl eine mütterliche Berührung, nahm ich mal an. Nicht, dass ich viel darüber wusste – und dann ging ich. Als ich das Ende der Straße fast erreicht hatte, bog gerade ein riesiger Audi ein, mit Leonards ältester Tochter, ihrem gutaussehenden Ehemann und zwei klebrigen dunkelhaarigen Kindern auf dem Rücksitz. Ich winkte fröhlich, als sie vorbeifuhren, aber sie sahen mich nicht, und ich trottete weiter die Straße entlang und hinaus in eine grimmige, kalte, kalte Welt.
    Letztendlich ging ich zu Fuß nach Hause. Den ganzen Weg. Na ja, warum sollte ich das Geld für eine Busfahrt zum Fenster rauswerfen, wenn ich ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, abgesehen davon, über das Ende all meiner Hoffnungen zu sinnieren, über die Leere – die totale und völlige Leere – meines Daseins. Oder dessen, was davon noch übrig war. Was blieb mir denn noch? Wolverines Haare aus dem Abfluss in der Dusche fischen. Oder vielleicht konnte ich mir zusätzlich einen Zweitjob suchen, um meine Lebenshaltungskosten zu decken, und in einer Kneipe arbeiten, bis ich dafür zu alt wurde und nur noch eine elende alte Schachtel war, die viel zu erzählen hatte.
    Alles war weg. Meine Freundinnen – waren letztendlich nicht der Rede wert gewesen. Familie – nein, auch keine mehr. Geld

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