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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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– alles futsch.
    Der Blick von der Waterloo-Brücke, vor der sich alle wichtigen Sehenswürdigkeiten Londons für die Touristen artig aufreihten, heiterte mich sonst immer auf. Heute aber überlegte ich ernsthaft, was wohl passieren würde, wenn ich einfach über das Geländer sprang. Würde es überhaupt jemand merken? Vielleicht sollte ich einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem stand, dass Wolverine mein Zimmer haben durfte. Und ihnen meine Kleider hinterlassen, damit Cal daraus Vorhänge nähen konnte. Und ich würde Carena und Philly nicht einmal verbieten, zu meiner Beerdigung zu kommen. Ich fragte mich, ob es wohl sehr schlimm sein würde. Vermutlich schon. Ich bin ein Feigling. Vielleicht doch lieber ein schönes Bad und eine scharfe Klinge. Ich dachte an die kunterbunte Sammlung stumpfer Rasierer in der WG in der Old Kent Road. Besser nicht. Ich würde wohl an einer Sepsis sterben, noch bevor der Blutverlust zum Tode führte.
    O Gott, o Gott. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.
    Als ich schließlich leise die Wohnungstür aufschloss, saßen die Jungen alle zusammen um den Küchentisch herum. Das war ungewöhnlich. Ich sah mich um. Sie hatten sämtliche leeren Flaschen eingesammelt und neben der Hintertür aufgereiht. Das ging zwar nicht wirklich als Saubermachen durch, war aber immerhin ein Anfang. Vorher hatte Eck nämlich mal eine Schüssel mit Weetabix-Resten direkt neben der Eingangstür stehen lassen. Ich machte das Experiment, sie nicht wegzuräumen. Absolut jeder, der in die Wohnung kam, stolperte darüber. Niemand hob sie auf. Und das ging drei Tage lang so.
    Und plötzlich aßen sie hier gemeinsam und hatten das Essen auch noch selber gekocht, wenn man von den seltsamen, ungespülten Küchengeräten ausging, die über den ganzen Raum verteilt waren.
    »Hey«, sagte ich. Ich wollte nicht dazustoßen. Ich sollte wohl besser allein Trübsal blasen. Dass ein Leben wie das ihre für mich das schlimmste Schicksal war, das ich mir ausmalen konnte, würden sie nicht verstehen. Vielleicht würden sie mir das sogar übel nehmen.
    James schob sich gerade etwas in den Mund, was früher vielleicht einmal Rosenkohl gewesen war, jetzt aber eine äußerst ungewöhnliche Farbe hatte. »Du siehst nicht unbedingt aus wie eine Frau, die noch vor kurzem bis an den Rand der sexuellen Ekstase und wieder zurück getrieben wurde.«
    »Maul halten, Infanterist«, fuhr Cal ihn barsch an.
    »Seid still, ihr beiden«, ging Eck dazwischen. »Sophie, ist alles in Ordnung mit dir? Geht’s dir gut?«
    Cal warf ihm einen Blick zu. Ich fragte mich, ob sie wohl über die letzte Nacht gesprochen hatten.
    »Hm, setz dich doch und iss mit uns. Wir haben gekocht! Jeder hat seinen Beitrag geleistet. Der Rosenkohl ist von James!«
    »Hab ich gut hingekriegt, nicht? Die gleiche Farbe wie bei uns in der Kantine«, erklärte James.
    »Cal hat die Kartoffeln gekocht.«
    »Ach, das sind Kartoffeln?«, hörte ich mich leise fragen.
    In einem Topf, der auf dem Tisch stand, konnte ich eine graue Masse erkennen.
    »Ich weiß nie, wie lange die brauchen.«
    »Und, wofür hast du dich entschieden?«
    »Na, in etwa zwei Stunden?«
    Verwirrt schüttelte ich den Kopf. »Und wer hat das Fleisch zubereitet?«
    »Ich hab’s gekocht, und Wolverine hat es in Form gebracht«, verkündete Eck stolz. Die Stücke sahen aus wie diese kleinen Plastikschinken aus einem Puppenhaus.
    »Etwa mit den Zähnen?«
    »Na gut«, knurrte Cal, »dann schlag unsere freundliche Einladung zum gemeinsamen Sonntagsessen eben aus.«
    Ich dachte an die Gerüche, die bei Leonard das Haus durchzogen hatten – Bratensoße und gebackenes Hühnchen mit Knoblauch. Plötzlich bekam ich Hunger. Hatten mögliche Selbstmordkandidaten eigentlich Hunger? Vielleicht konnte ich ja einen Happen mitessen und dabei eine Prise Gift untermischen?
    »Ich könnte es zumindest ein bisschen auf dem Teller hin und her schieben«, schlug ich vor und versuchte, wenigstens halbwegs dankbar zu klingen.
    »Hm, Teller sind hier eher knapp«, erklärte Eck, der, wie mir erst jetzt auffiel, aus einem Topfdeckel aß. Allerdings aus einem, der zu keinem unserer Töpfe passte. »Aber Wolverine hat seinen schon ausgeleckt.«
    Wolverines Teller war ein Plastikschüsselchen. Eigentlich eher ein Hundenapf.
    »Nein, danke«, lehnte ich ab. »Vielleicht nehme ich mir einfach direkt was aus den Töpfen.«
    Ich hatte ohnehin nichts anderes vor, zumindest nichts, was nicht mit roher Gewalt zu tun hatte – nur gegen

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