Prada Party und Prosecco - Roman
zur Crème de la Crème von Mayfairs High Society , lautete die Einleitung, jetzt fristet Sophie Chesterton ein Leben im Umfeld der Pornoindustrie und lebt mit Hausbesetzern zusammen in einem heruntergekommenen Gebäude.
»Das ist aber schon ein wenig hart«, meinte James. »Immerhin zahlen wir hier Miete.«
»Umso schlimmer«, murmelte ich.
Ihr Vater war in die Finanzkrise von 2008 verwickelt und hat seine Familie nach seinem frühzeitigen Tod vor einigen Monaten angeblich auf einem Berg von Schulden sitzen lassen. Was wird nun aus dem armen kleinen reichen Mädchen, dem einst die Welt zu Füßen lag? Die Hochzeit ihrer früheren besten Freundin, Carena Sutherland, mit einem von Londons begehrtesten Junggesellen, dem ehrenwerten Rufus Foxwell-Brown, wird bald das gesellschaftliche Ereignis des Jahres darstellen. Sophie aber ist aus dem Kreis der oberen Zehntausend verstoßen worden …
»Kein Wunder, dass du zu der Party keine Frauen mitbringen wolltest«, meinte Cal.
»Nein, das lag echt nur daran, dass du so eklig warst«, behauptete ich kläglich.
»Sie tut mir wirklich leid« , erklärt ihre frühere Freundin Philly Thompson (sechsundzwanzig). »Ha«, triumphierte ich, »jetzt kann sie nicht mehr allen erzählen, sie wäre erst zweiundzwanzig.« »Sie wollte immer dazugehören. Aber jetzt wissen wir, dass das alles nur schöner Schein war.« He, Moment mal, dachte ich. Das warst doch du.
Sophie wurde oft auf der Bond Street gesehen, wo sie Daddys schwarze American Express zückte oder sich bei Produktpräsentationen und auf Partys amüsierte. Ihr einst so glänzendes Haar ist jetzt stumpf und struppig und …
Das war’s. Jetzt reichte es wirklich. Sie konnten so viel über mich herziehen, wie sie wollten, aber wenn es um meine Haare ging … Ich stand auf und verdrückte mich ins Bad, um mich zu übergeben. Das dauerte eine Weile.
Als ich schließlich wieder zurückkam, starrten die anderen mich an, als hätte man mich gerade von einem fremden Planeten heruntergebeamt.
»Du bist ein Promi«, verkündete James im selben Tonfall, mit dem er wohl auch »Du bist ein Hermaphrodit« ausgerufen hätte.
»Jetzt ist sie’s auf jeden Fall«, wiederholte Cal.
Ich ließ den Kopf hängen. »Mir sind da ein paar üble Dinge zugestoßen.«
Eck kam näher. »Was denn?«
»So Sachen eben …«
»Du bist also reich?«, hakte James nach.
»Darum geht es doch gerade«, erklärte Eck. »Sie war reich, und jetzt ist sie’s nicht mehr. Richtig?« Er beugte sich zu mir hinüber. »Du bekommst es wieder. Mach dir keine Sorgen. Diese Schweine.« Wodurch ich mich ein winziges kleines bisschen besser fühlte.
»Wie ist es denn so, wenn man Kohle hat?«, wollte James wissen.
»James«, fuhr Cal dazwischen, »halt die Klappe.«
»Ich frage ja nur.«
Schweigend saßen wir da. Sie waren völlig perplex.
»Ich meine, es war ja offensichtlich, dass du schickimicki bist«, sagte Eck.
»Ja, aber es gibt schickimicki und möchtegern-schickimicki«, meinte Cal. »Ich dachte, du wärst vielleicht Letzteres.«
»Na, vielen Dank«, sagte ich. »Außerdem war ich nicht schickimicki, sondern reich. Da gibt es schließlich einen Unterschied.«
»Aber dass du diesen Unterschied kennst, macht dich dann doch wieder ein bisschen schickimicki«, gab er zurück. »Mein Gott. Was hattest du denn vor? Eine Weile hier bei uns in der Gosse unterkriechen, bevor du dann einen reichen Lover findest und wieder verschwindest?«
Ich senkte den Blick. »Ich dachte, ich würde mein Geld zurückkriegen.«
Cal zuckte mit den Schultern. »Ein typisches Verhaltensmuster des bourgeoisen Abschaums. Ich fühle mich jetzt richtig dreckig, als hätte man mich nur benutzt. Und dabei sagt mir das normalerweise sogar zu. Ein kleiner Abstecher in die Wirklichkeit, ein Urlaub vom« – er las aus der Zeitung – »glamourösen Stadthaus in Kensington und der Luxus-Ferienvilla auf Mallorca.«
»So toll war die Villa auch wieder nicht«, murmelte ich nachdenklich.
»Ja«, bemerkte James, »das höre ich immer wieder über Luxusvillen.«
Dann herrschte erneut Schweigen. Ich hatte es gewusst. Aus genau diesem Grunde hatte ich nie was erzählt. Es war, als hätte sich zwischen uns ein Abgrund aufgetan. Jetzt war ich nicht mehr einfach nur Sophie, ihre Mitbewohnerin. Es kam mir vor, als hätte ich sie hintergangen, weil ich mich als etwas ausgab, was ich nicht war – ein ganz normaler Mensch, zum Beispiel. Aber jetzt, nach all dem, was mir passiert war, war
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