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Prada Party und Prosecco - Roman

Prada Party und Prosecco - Roman

Titel: Prada Party und Prosecco - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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»das tut mir leid. Was ist denn passiert?«
    Im Laufe der Jahre hatte ich gelernt, dass nichts schlimmer war, als wenn die Leute vor dem Thema zurückschreckten wie vor einer giftigen Schlange. »Krebs«, stieß er hervor und sah zu Boden. »Es war schrecklich. Also, du sollst einfach wissen, dass ich für dich da bin, wenn du mich brauchst.«
    Ich sah in seine großen braunen Augen. Das wuschelige Haar fiel ihm ins Gesicht. Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich, wie es wohl wäre, es ihm hinters Ohr zu schieben. Er sah wieder hoch und schenkte mir im Dämmerlicht ein entschuldigendes kleines Lächeln.
    »Es muss ja ein ziemlicher Schock für dich gewesen sein, so ganz unten zu landen«, fuhr er fort. »Ich wusste gleich, dass du anders warst, als du zum ersten Mal zur Tür hereinkamst …«
    »Ach, tatsächlich?« Es lag nur ein winzig kleines bisschen Spott in meiner Stimme. »Dachtest du: ›Na, die ist sicher ein paar Millionen Pfund wert‹?« Meine Stimme zitterte ein wenig.
    »Unsinn«, sagte Eck, »so ein Quatsch.«
    »Eigentlich ist es gut für mich, mal eine Weile auf mich selbst angewiesen zu sein«, erklärte ich. »Um den Charakter zu formen. Du weißt schon, nur für eine gewisse Zeit.« Ich sah auf meine schmutzigen Hände hinunter.
    »Na ja, ich bin jedenfalls beeindruckt. Immerhin hast du es geschafft, uns nicht alle als Proleten zu bezeichnen und beim Abendessen nach Champagnercocktails zu verlangen.«
    »Oh, das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Hättest du mir denn einen gemixt?«, fragte ich.
    Er schwieg lange. »Für dich würde ich alles tun«, sagte er dann ganz einfach. Ich betrachtete seine hochgewachsene Silhouette, die sich dunkel gegen das Licht der Straßenlaternen abzeichnete.
    Ich sah zu ihm hoch. Was ich für eine kleine Flirterei gehalten hatte, schien in der herbstlichen Dämmerung plötzlich eine viel tiefere, ernstere Dimension anzunehmen.
    »Hey, Aschenputtel«, erklang da plötzlich eine Stimme. »Wenn wir eine Flasche Cidre kaufen und Wolverine reinfurzt, kann man das dann eigentlich Champagner nennen?«
    Und aus dem Schatten der zwielichtigen Wettbüros trat Cal und kam zu uns herüber.
    »Was machst du denn hier?«, fragte Eck. Er schien nicht sonderlich erfreut, seinen Mitbewohner zu sehen. Cal blickte ihn stirnrunzelnd an.
    »Na ja, Schlagzeilen über Sophie in der Zeitung, eine dunkle, kalte, feuchte Nacht … ich dachte mir, ich passe lieber auf, dass sie sich nicht vor den nächsten Zug wirft.«
    »Also, es geht ihr gut«, sagte Eck wütend.
    »Und hier bin ich übrigens«, kam ich ihm zu Hilfe. »Ich meine, falls ihr glaubt, dass ich Selbstmordgedanken hege oder so …«
    »So etwas würde ich nie von dir denken«, versicherte Eck. »Obwohl die meisten Frauen nach einer Nacht mit Cal ja ziemlich down sind …«
    »Ja, ja, ja«, murmelte dieser. Die Spannung zwischen den beiden war beinahe greifbar.
    »Sollen wir nicht was essen gehen?« Noch während ich es vorschlug, fragte ich mich, ob ich nicht eigentlich viel zu traurig war, um was zu essen. Ich wartete sehnsüchtig darauf, dass endlich der berühmte Abmagerungsprozess der Trauer einsetzte. »Oder vielleicht doch nicht. Eigentlich hab ich gar keinen Hunger.«
    »Ja, lass uns nach Hause gehen.« Eck machte Anstalten, mir seine Hand hinzustrecken, und beinahe hätte ich danach gegriffen.
    »Komm doch mit mir mit«, schlug Cal vor und ignorierte Eck. »Ich bin am Verhungern. Du kannst mir beim Essen zusehen.«
    Eck blickte von Cal zu mir. Schließlich grummelte er: »Dann gehen wir eben alle.« Er sah ziemlich verärgert aus. Cal zog die Augenbrauen in die Höhe, als wäre ihm das eigentlich egal.
    »Okay, ich weiß, wo wir hingehen können. Kommt mit«, rief er und verschwand in einer dunklen Gasse neben den Wettbüros. Eck und ich sahen uns an. Und dann dachte ich, dass mir jetzt auch nichts Schlimmeres mehr zustoßen konnte, nach allem, was passiert war. Also folgte ich ihm, und Eck, der sich immer wieder misstrauisch umdrehte, bildete das Schlusslicht.
    »Da sind wir auch schon«, verkündete Cal. Wir waren in einer Straße gelandet, in der die Beleuchtung äußerst dürftig war und man die Läden mit Brettern verrammelt hatte. Die Sache gefiel mir überhaupt nicht. Es sah aus wie eine Szene aus einem postapokalyptischen Videospiel, in dem jeden Moment irgendwelche Zombies auf uns losgehen würden. Plötzlich stieg eine Erinnerung in mir hoch: Irgendwann war ich mal bei der Präsentation so eines

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