Prada, Pumps und Babypuder
drin.«
»Unbedingt«, sage ich. »Mach ein Eselsohr.«
»Diese vielen Eselsohren sind irgendwie unpraktisch«, sagt Mum. »Vielleicht sollten wir besser die Seiten knicken, auf denen wir nichts Interessantes gefunden haben?«
»Am besten bestellt ihr einfach alles und schickt dann die paar Sachen zurück, die ihr nicht wollt«, schlägt Luke vor.
Das ist mal eine gute Id…
Oh. Er macht sich über uns lustig. Haha.
Ich will gerade was Passendes zurückpfeffern, als ich Dads Stimme auf dem Flur höre. »Komm rein, Jess. Wir trinken gerade Tee.«
Jess ist da!
Oh Gott. Jess ist da.
»Schnell, versteckt die Kataloge«, zische ich und stopfe nervös ein paar hinter die Sofakissen. »Ihr wisst doch, wie Jess ist.«
»Aber Liebes, vielleicht möchte sie sich die auch ansehen!«, protestiert Mum.
Sie versteht diese ganze Sache mit der Sparsamkeit bei Jess nicht. Sie denkt, das sei nur eine Phase. Wie bei Suze, als sie damals für etwa drei Wochen Veganerin war und dann ein riesiges Schinkensandwich verdrückt hat.
»Nein, bestimmt nicht«, sagt Suze. Sie war schon mal bei Jess zu Hause und weiß Bescheid. Sie nimmt Mum den Luxury-Baby-Katalog aus der Hand und schiebt ihn gerade noch rechtzeitig unter Wilfrids Babywippe.
»Jess!«, rufe ich aus – und halte inne. Ich habe Jess ein paar Monate nicht gesehen: Sie sieht fantastisch aus! Braun gebrannt und schlank, und sie trägt Cargo Shorts, die ihre langen, schönen Beine betonen. Ihr kurzes Haar ist von der Sonne gebleicht, und das ärmellose grüne T-Shirt bringt ihre Haselnussaugen toll zur Geltung.
»Hi!«, sagt sie und stellt ihren Rucksack ab. »Hallo,Tante Jane. Becky, wie geht’s dir?«
»Gut!« Ich kann gar nicht die Augen von ihr lassen. »Du siehst toll aus! Du bist ja so braun!«
»Oh.« Jess sieht unbeeindruckt an sich hinunter und zieht dann etwas aus ihrem Rucksack. »Ich habe Maiskekse mitgebracht. Selbst gebackene. Von einer Kooperative in Nordguatemala.« Sie reicht Mum eine Schachtel aus grober Pappe. Mum dreht sie unschlüssig in den Händen.
»Danke, Liebes«, sagt sie dann endlich. »Nimm dir doch eine Praline!«
»Wow.« Jess setzt sich. »Sieh sich einer Clem…« Sie bricht abrupt ab, als ich mit dem Mund tonlos hinter Suzes Rücken »Wilfie« zu formen versuche.
»Was?«, fragt Suze.
»Ich wollte fragen… wo ist denn Clementine?« Jess hat es rechtzeitig kapiert. »Unglaublich, wie groß Wilfrid geworden ist!«
Ich lächele glücklich. Wer hätte das gedacht: Meine Schwester und meine beste Freundin plaudern munter miteinander.
Ich hatte beide schon einmal verloren oder dachte das zumindest. Jess und ich haben uns furchtbar gestritten. Mir wird jetzt noch schlecht, wenn ich daran denke. Und Suze hatte, als ich mit Luke auf der langen Hochzeitsreise war, eine neue Freundin gefunden, Lulu. Beide reiten leidenschaftlich gerne. Lulu hat außerdem vier Kinder und hält sich für etwas Besseres. Genau genommen verstehe ich bis heute nicht, was Suze an ihr findet. Das ist der einzige Punkt, wo Suze und ich nicht gleicher Meinung sind.
»Für dich habe ich auch was, Becky«, sagt Jess. Sie kramt ein paar schmuddelige Lappen aus dem Rucksack. Janice schreckt zurück. »Was ist das denn?«
»Becky und ich wollen Feuchttücher machen«, sagt Jess.
»Feuchttücher machen ?« Mum sieht Jess verständnislos an. »Liebes, die gibt es doch bei Boots. Drei Packungen zum Preis von zwei.«
»Die Lappen sehen ja aus wie benutzt«, sagt Janice.
»Wir müssen sie nur auskochen und in einer Mischung aus Öl und Seife einweichen«, informiert uns Jess. »Das ist viel umweltfreundlicher als gekaufte Tücher. Und auch besser für die Babyhaut. Und man kann sie wiederverwenden. Da spart man auf Dauer richtig Geld.«
»Äh… prima«, bringe ich hervor. Auf dem Tuch, das ich in der Hand halte, steht »HM Wandsworth Gefängnis«. Niemals dulde ich einen Eimer dreckiger Lappen in meinem Kinderzimmer. Aber Jess ist so begeistert von der Idee, und ich möchte sie nicht verletzen.
»Ich helfe dir auch, ein Tragetuch zu nähen. Wir können ein paar alte Jeans von Luke nehmen, ist ganz einfach.«
»Gute Idee!«, sage ich. Ich mag Luke dabei gar nicht ansehen.
»Und ich hatte noch eine Idee. Du musst nicht Ja sagen, aber überleg’s dir mal, ja?«
»Okay«, sage ich nervös. »Was denn?«
»Würdest du einen Vortrag halten?«
»Einen Vortrag halten? Worüber denn?«, frage ich.
»Darüber, wie du deine Kaufsucht in den Griff bekommen hast. Eine
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