Prada, Pumps und Babypuder
da!«, rufe ich erfreut. Ich habe Suze schon ewig nicht gesehen. Sie sitzt neben unserer Nachbarin Janice auf dem Sofa. Suze hat ihr blondes Haar zu einem Zopf gebunden und stillt einen ihrer Zwillinge. Janice rutscht hin und her und bemüht sich offensichtlich, nicht hinzusehen.
»Bex! Oh mein Gott, du siehst toll aus!«
»Suze!« Ich umarme sie und versuche dabei, das Baby nicht zu erdrücken. »Wie geht es dir? Und der kleinen Clemmie?« Ich küsse den kleinen Blondschopf.
»Das ist Wilfrid«, sagt Suze.
Mist. Ich verwechsele die beiden immer. Dabei hat Suze sowieso schon Angst, dass Wilfrid wie ein Mädchen aussieht. (Tut er auch. Besonders in diesem Seidenstrampler.)
»Wo sind die anderen?« Ein schneller Themenwechsel ist wohl angesagt.
»Bei Tarkie«, sagt Suze. Sie sieht zum Fenster. Draußen schiebt Tarkie mein Patenkind Ernie in einer Schubkarre um das Festzelt. Clementine hat er im Tragetuch umgebunden.
»Schneller!« Ernie ruft so laut, dass wir es drinnen hören können. »Schneller, Papa!«
»So wird das also bei uns auch bald sein«, sagt Luke und grinst.
»Mhhmm.«
Luke steht auf. »Ich muss noch schnell ein paar E-Mails verschicken. Ich gehe kurz nach oben, okay?«
Er geht raus, und ich setze mich neben Suze. »Dreimal dürft ihr raten, was passiert ist! Wir haben das perfekte Haus gefunden! Guckt mal!« Ich hole das Exposé aus der Tasche und reiche es Mum, damit sie es gebührend bewundern kann.
»Wie reizend, Schatz!«, ruft Mum. »Ist es ein freistehendes Haus?«
»Nun ja… nein. Aber es ist wirklich…«
»Gehören Parkplätze dazu?« Dad blickt Mum über die Schulter.
»Parkplätze nicht, aber…«
»Wozu denn Parkplätze, Graham? In London fährt man Taxi.«
»Du willst mir doch nicht erzählen, dass in unserer Hauptstadt niemand Auto fährt?«, fragt Dad spöttisch.
»Also, ich würde in London jedenfalls nie selbst fahren«, sagt Janice schaudernd. »Die warten doch nur drauf, dass man an einer roten Ampel anhält, und dann kommen sie und stechen dich ab.«
»›Die‹?«, fragt Dad gereizt. »Wer sind denn ›die‹?«
»Marmorfußboden. Oje.« Mum sieht skeptisch auf. »Und wenn das Kleine laufen lernt, was dann? Na ja, vielleicht kannst du einen Teppich drüberlegen. Einen schönen gemusterten Berber, damit man den Schmutz nicht so schnell sieht.«
Ich gebe auf.
»Meine zweite Neuigkeit…«, sage ich laut, um das Gespräch wieder in den Griff zu kriegen. »Ich wechsle den Arzt.« Ich lege eine kleine Pause ein. »Ich bin an Venetia Carter rangekommen.«
»Venetia Carter?« Suze sieht mich bewundernd an. »Im Ernst?«
Ha. Wusste ich doch, dass Suze schon von ihr gehört hat.
»Ja«, sage ich stolz. »Wir haben gerade eben einen Termin bekommen. Ist das nicht toll?«
»Ist sie denn gut?«, fragt Mum.
»Unter den Frauenärzten ist sie allererste Sahne. Ein richtiger Promi.« Suze dreht Wilfrid gekonnt um. »Ich habe einen Artikel über sie in Harpers gelesen, sie soll wunderbar sein!«
Eine prominente Frauenärztin! Das heißt ja wohl, dass ich auch prominent werde!
»Alle Supermodels und Filmstars gehen zu ihr.« Ich kann nicht anders, ich muss ein bisschen angeben. »Sie veranstaltet Teepartys mit Geschenktüten, da lerne ich wahrscheinlich lauter wichtige Leute kennen!«
»Aber du hattest doch einen sehr renommierten Arzt?«
Dad sieht verstört aus. »Ist es denn gut, jetzt noch zu wechseln?«
»Dad, Venetia Carter spielt in einer ganz anderen Liga!«, sage ich ungeduldig. »Sie ist die Beste. Ich musste buchstäblich betteln, um überhaupt reinzukommen.«
»Liebes, vergiss uns nicht, wenn du berühmt wirst«, sagt Mum.
»Natürlich nicht! Hey, wollt ihr die Ultraschallbilder sehen?« Ich hole sie raus und reiche sie Mum.
»Sieh sich das einer an!« Mum holt tief Luft, als sie das verschwommene Bild ansieht. »Graham! Unser erstes Enkelkind, und es sieht aus wie meine Mutter!«
»Deine Mutter?«, gibt Dad ungläubig zurück. Er nimmt Mum das Bild aus der Hand. »Bist du blind?«
»Becky, ich habe ein paar Sachen für das Baby gestrickt«, sagt Janice schüchtern. »Ein paar Jäckchen… einen Schal… die Arche Noah… Jedes Tier dreifach, als Vorrat…«
»Ach, Janice, wie lieb von dir«, sage ich gerührt.
»Kein Problem, Liebes! Ich stricke gern. Ich hatte natürlich immer gehofft, dass Tom und Lucy…« Janice bricht ab und lächelt tapfer. »Aber das hat wohl nicht sollen sein.«
»Wie geht es Tom denn?«, frage ich vorsichtig.
Tom ist
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