Prada, Pumps und Babypuder
kann keine Windeln wechseln. Und ich kenne keine Kinderreime.
Ich sitze ja so was von in der Patsche.
Zwanzig Minuten später ist Clementine fertig gestillt, und Tarquin holt sie ab.
»So!« Suze schließt die Tür hinter ihm. »Die Luft ist rein. Keiner da. Gib mir deinen Ehering. Und ich brauche irgendeinen Faden…«
In einer Schublade finde ich ein altes Dior-Geschenkband. »Hier. Geht das?«
»Sollte gehen.« Suze zieht das Band durch den Ring. »Becky, bist du sicher, dass du das willst?«
Ich zögere kurz. Luke könnte Recht haben. Vielleicht sollten wir uns wirklich überraschen lassen. Andererseits – wie soll ich die Farbe für den Kinderwagen auswählen?
»Ich will es wissen«, sage ich entschlossen. »Los!«
»Lehn dich zurück.« Suze verknotet das Band und grinst mich an. »Wie aufregend!«
Suze ist die Allerbeste. Ich wusste doch, dass sie mir helfen kann. Der Ring hängt nun über meinem Bauch, und wir warten gespannt.
»Es tut sich nichts«, flüstere ich.
»Das kommt schon«, flüstert Suze zurück.
Uh, ist das unheimlich. Es kommt mir vor wie eine Seance. Bestimmt sagt der Ring gleich den Namen einer toten Person, das Fenster wird klappern und eine Vase zu Boden fallen.
»Es fängt an!«, zischt Suze.
»Oh mein Gott. Was bedeutet das?«, stammele ich.
»Der Ring dreht sich im Kreis! Ein Mädchen!«
»Bist du sicher?«, frage ich.
»Ja! Du bekommst ein Mädchen! Glückwunsch!« Suze umarmt mich.
Ein Mädchen. Mir wird schwummrig. Ich bekomme ein Mädchen! Wusste ich es doch. Es fühlt sich schon die ganze Zeit nach einem Mädchen an.
»Becky?« Die Tür geht auf, und Mum steht da, in lila Pailletten und dazu passendem Lippenstift. »Die Leute kommen bald…« Sie sieht von mir zu Suze und zurück und fragt: »Alles in Ordnung?«
»Mum, ich bekomme ein Mädchen!« Ich kann das nicht für mich behalten. »Suze hat es ausgependelt! Es hat sich im Kreis gedreht!«
»Ein Mädchen!« Mum strahlt. »Hab ich mir doch gedacht. Becky, Süße!«
»Ist das nicht toll?«, sagt Suze. »Du bekommst eine Enkeltochter!«
»Ich kann dein altes Puppenhaus rausholen, Becky! Und das leere Zimmer streichen wir rosa…«
Sie kommt zu mir und sieht auf meinen Bauch. »Dein Bauch sieht auch so aus. Ganz typisch für ein Mädchen!«
»Ja, und guck mal, der Ring!« Suze holt ihn wieder hervor, hält ihn still, und dann fängt er langsam wieder an, sich zu bewegen. Vor und zurück. Einen Moment lang sagt keiner etwas.
»Ich dachte, der Ring würde kreisen«, sagt Mum schließlich.
»Hat er auch getan. Warum bewegt er sich jetzt vor und Zurück? Suze, was soll das?«
»Keine Ahnung!« Auch Suze glotzt fassungslos auf den Ring. »Vielleicht ist es doch ein Junge?«
Wir starren alle auf meinen Bauch, als könnte der uns Weiterhelfen.
»Du trägst das Kind ziemlich hoch, das könnte auch für einen Jungen sprechen«, sagt Mum.
Vor einer Minute hat sie noch behauptet, es sähe nach einem Mädchen aus. Menno. Das ist das Problem bei solchen Ammenmärchen: Es ist natürlich der letzte Mist.
»Lasst uns runtergehen«, sagt Mum. Von unten ist jetzt Musik zu hören. »Keith von Fox & Grapes ist da und mixt schon die ersten Cocktails.«
»Klasse«, sagt Suze. Sie nimmt sich ihre Schminktasche. »Wir kommen sofort.«
Mum geht schon vor, und Suze trägt in Rekordgeschwindigkeit Make-up auf.
»Suze! Trainierst du für das Wettschminken bei den Olympischen Spielen?«
»Wart’s ab«, sagt Suze und legt glitzernden Lidschatten auf. »Das kannst du bald auch in drei Sekunden.« Sie dreht am Lippenstift. »Fertig!« Dann steigt sie in ihr elegantes grünes Satinkleid und steckt sich mit einer juwelenbesetzten Haarspange das blonde Haar hoch.
»Die ist ja toll!«, sage ich bewundernd.
»Danke.« Suze zögert einen Moment. »Die habe ich von Lulu.«
»Oh.« Wenn ich es mir recht überlege, ist die Spange gar nicht so schön, wie sie auf den ersten Blick wirkt. »Und… wie geht es Lulu?« Ich gebe mir Mühe, nett zu sein.
»Gut!« Suze zupft an ihren Haaren. »Sie hat ein Buch geschrieben.«
»Ein Buch?« Bisher war Lulu mir nicht besonders intellektuell vorgekommen.
»Über Kochen für Kinder.«
»Wirklich?«, sage ich überrascht. »Vielleicht sollte ich es lesen. Ist es gut?«
»Ich hab selbst noch nicht reingeschaut«, räumt Suze ein. »Aber mit vier Kindern ist sie natürlich eine Expertin auf dem Gebiet…«
Irgendwie ist da eine Spannung in Suzes Stimme, die ich nicht richtig deuten kann. Als
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