Prada, Pumps und Babypuder
ist denn…«
»Ich hatte ganz vergessen, dass du Tallulah-Phoebe zum Mittagessen mitgenommen hast!«, sage ich schrill. »Wie dumm von mir! Jetzt dachten wir alle, sie wäre entführt worden!« Ich werfe ihr vielsagende Blicke zu, damit sie endlich mitspielt.
Ich kann direkt sehen, wie ihr Gehirn das alles verarbeitet. Das Tolle an Suze ist, dass sie mich wirklich gut kennt.
»Tallulah-Phoebe?«, fragt sie.
»Die kleine Tallulah-Phoebe ist wieder da!« Die Frau im Regenmantel verbreitet die freudige Nachricht. »Wir haben sie gefunden!«
»Kennen Sie diese Frau?« Der Sicherheitsbeamte beäugt Suze überaus kritisch.
»Sie ist meine Freundin«, sage ich schnell. Nicht, dass sie Suze noch wegen Kindesentführung verhaften. »Wir gehen dann wohl besser mal…« Ich stopfe Clementine, so gut es geht, zwischen die Tüten in den Kinderwagen und mache uns startklar zur Flucht.
»Mama!« Clementine streckt immer noch ihre Ärmchen nach Suze aus. »Mama!«
»Oh mein Gott!« Suze strahlt über beide Ohren. »Haben Sie das gehört? Sie hat ›Mama‹ gesagt!«
»Wir sind dann mal weg«, sage ich zu den Sicherheitsbeamten. »Vielen Dank für Ihre Hilfe, Sie haben ein hervorragendes Sicherheitssystem…«
»Einen Moment.« Der eine Sicherheitsbeamte schöpft Verdacht. »Warum nennt das Baby diese Frau denn ›Mama‹?«
»Na… weil sie Mamie heißt«, sage ich verzweifelt. »Kluges Mädchen. Das ist deine Tante Mamie! Tante Mama! Nun lass uns nach Hause gehen…«
Auf dem Weg zum Ausgang kann ich Suze kaum ansehen. Aus dem Lautsprecher tönt es: »Und die kleine Tallulah-Phoebe wurde gefunden, gesund und munter…«
»Also, erzählst du mir jetzt mal, was da los war, Bex?«, fragt Suze schließlich.
»Äh…« Ich räuspere mich. »Lieber nicht. Wollen wir nicht einfach eine Tasse Tee trinken gehen?«
8
Suze und ich verbringen noch den ganzen Tag zusammen, und alles ist prima. Wir verstauen die Einkäufe in ihrem riesigen Range Rover, sie fährt uns zur King’s Road, und wir trinken Tee in einem kinderfreundlichen Café mit Eis und allem Drum und Dran. (Ab jetzt will ich bitte immer Buntstifte am Tisch haben.) Dann gehen wir zu Steinberg & Tolkien, ich kaufe einen Vintage-Cardigan, und Suze kauft eine Handtasche, und dann ist es auch schon Zeit fürs Abendessen, also gehen wir zu Pizza on the Park, wo sich gerade eine Jazzband einspielt.
Schließlich laden wir die schlafenden Kinder in den Range Rover, und Suze fährt mich nach Hause. Als wir ankommen, ist es schon fast zehn Uhr. Ich rufe Luke herunter, damit er mir mit all den Sachen hilft.
»Wow«, sagt er und bestaunt den Tütenberg, der vor dem Auto auf dem Boden liegt. »Dann ist das Kinderzimmer jetzt komplett?«
»Ähm…« Mir fällt gerade ein, dass ich keinen Sterilisator gekauft habe. Und kein Stillkissen und keine Wundschutzcreme. Na, egal. Ich habe ja noch fünfzehn Wochen. Zeit genug.
Luke müht sich mit dem Planschbecken, den Schaukelpferden und ungefähr sechs Tüten ab. Ein guter Moment für mich, um das Set für die Geschlechtsbestimmung zwischen meiner Unterwäsche zu verstecken. Ich muss den Test irgendwann machen, wenn Luke nicht zu Hause ist.
Suze ist ins Bad gegangen, um einen Zwilling zu wickeln, und als ich aus dem Schlafzimmer komme, schleppt sie gerade die beiden Autositze durch den Flur.
»Möchtest du ein Glas Wein?«, fragt Luke.
»Ich muss los«, sagt sie bedauernd. »Aber ein schnelles Glas Wasser würde ich nehmen.«
Wir gehen in die Küche, wo der Luke eine Nina-Simone-CD eingelegt hat. Auf dem Tisch steht eine geöffnete Flasche Wein und daneben zwei halb gefüllte Gläser.
»Ich trinke doch gar keinen Wein«, sage ich.
»Der war auch nicht für dich«, antwortet Luke und gießt Suze ein Glas Wasser ein. »Venetia war gerade da.«
Ich bin überrascht. Venetia war hier?
»Wir mussten noch ein paar Formulare ausfüllen«, erklärt Luke. »Sie kommt auf dem Nachhauseweg eh hier vorbei und hat die Formulare eben reingebracht.«
»Aha«, sage ich nach einer kurzen Pause. »Das war ja sehr… zuvorkommend von ihr.«
»Sie ist gerade erst gegangen.« Luke reicht Suze das Glas. »Ihr habt sie nur um ein paar Minuten verpasst.«
Moment mal. Es ist nach zehn. Hat sie den ganzen Abend hier verbracht?
Nicht, dass es mir was ausmachen würde. Natürlich nicht. Venetia ist ja nur eine Freundin. Seine wunderschöne, jetzt platonische Exfreundin.
Ich spüre Suzes bohrenden Blick und sehe schnell weg.
»Bex, zeigst du mir
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