Prada, Pumps und Babypuder
das sowieso anders. Aber es könnte vielleicht nicht schaden, mit ihm zu sprechen. Was es bedeutet, Vater zu sein und so. In dem Artikel stand, einige Männer sehen nur den Druck und den Stress. Da muss man ein positives Gegenbild entwerfen.«
»Stimmt.« Ich nicke und versuche, mir das alles zu merken. »Okay, das mache ich. Und Suze…« Ich halte einen Moment inne. »Danke, dass du nicht gesagt hast: ›Hab ich doch gleich gesagt.‹ Du hattest von Anfang an so deine Bedenken, was Venetia Carter anbelangt… und vielleicht hattest du Recht.«
»Ich würde niemals sagen ›Hab ich doch gleich gesagt‹«, ruft Suze empört aus.
»Ich weiß. Viele andere aber schon.«
»Was für ein Quatsch! Wer weiß, vielleicht hast du ja Recht, Bex. Vielleicht interessiert sich Venetia überhaupt nicht mehr für Luke, und alles ist ganz harmlos.« Sie stellt das Wollschaf zurück und klopft ihm auf den Kopf. »Grenzen abstecken würde ich an deiner Stelle aber trotzdem. Sicher ist sicher.«
»Mach dir keine Sorgen«, nicke ich. »Das tue ich.«
Suze hat ja so Recht. Venetia muss die Botschaft empfangen: Finger weg von meinem Mann. Natürlich auf subtile Art.
Als wir am Freitag im Geburtszentrum ankommen, trage ich mein bestes »Mühelos toll aussehen«-Outfit: Umstandsjeans (ausgefranst) von Seven, ein sexy rotes Stretch-Top und meine neuen Killer-Stöckelschuhe von Moschino. Die sind vielleicht ein bisschen zu schick, aber die Jeans gleichen das aus. Das Wartezimmer ist ziemlich leer, keine Prominenz in Sicht. Das ist mir allerdings egal, denn ich bin auch so schon völlig aufgedreht.
»Becky?« Luke sieht auf meine Hand, die seine umklammert. »Geht es dir gut? Du machst einen etwas angespannten Eindruck.«
»Oh… weißt du, ich mache mir nur Gedanken.«
»Sicher«, sagt er und nickt verständnisvoll. »Vielleicht solltest du mit Venetia darüber sprechen.«
Haha. Das war genau mein Plan.
Wir setzen uns in die plüschigen Wartesessel, ich nehme mir eine Zeitschrift, und Luke liest die Financial Times. Ich will mich schon gerade in »Das Horoskop Ihres Kindes« vertiefen, als mir einfällt, was Suze zu mir gesagt hat. Ich sollte mit Luke darüber sprechen, dass er Vater wird und was das bedeutet. Das ist doch jetzt ein guter Zeitpunkt.
»Ganz schön spannend, das alles, oder?« Ich lasse die Zeitschrift sinken. »Eltern zu werden und so.«
»Mmh.« Luke nickt und blättert weiter in der Zeitung.
Er hört sich nicht sehr gespannt an. Oh Gott, was ist, wenn er sich heimlich vor einem Leben voller Windeln fürchtet und in den Armen einer anderen Frau Zuflucht sucht? Ich muss ein positives Bild des Elterndaseins entwerfen. Ganz wie Suze es gesagt hat. Irgendwas Tolles… etwas, auf das man sich freut.
»Hey, Luke«, sage ich. Mir ist da plötzlich was eingefallen. »Stell dir mal vor, unser Kind gewinnt irgendwann eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen.«
»Wie bitte?« Er sieht mich über die Zeitung hinweg an.
»Die Olympischen Spiele! Stell dir vor, unser Baby gewinnt eine Goldmedaille oder so. Und wir sind die Eltern!« Ich warte auf eine Reaktion. »Wäre das nicht der Hammer? Wir wären so stolz!«
Ich bin völlig begeistert von der Idee. Ich sehe mich schon im Jahr 2030 in einem Stadion, wie ich von Sue Barker interviewt werde und ihr erzähle, ich hätte schon in der Schwangerschaft gewusst, dass mein Kind zu Großem bestimmt ist.
Luke sieht allerdings eher amüsiert aus.
»Becky… habe ich was verpasst? Warum denkst du, dass unser Kind eine Goldmedaille gewinnen wird?«
»Es könnte doch! Warum denn nicht? Man muss an seine Kinder glauben, Luke.«
»Aha. Das stimmt natürlich.« Luke legt nun seine Zeitung nieder. »An welchen Sport hattest du denn gedacht?«
»Weitsprung«, sage ich. »Oder Dreisprung, das ist nicht so beliebt. Vielleicht ist es da leichter, eine Goldmedaille zu gewinnen.«
»Oder Wrestling«, schlägt Luke vor.
» Wrestling ?« Ich sehe ihn empört an. »Unser Kind wird kein Wrestling machen. Da könnte es sich doch verletzen.«
»Und wenn es sein Schicksal ist, der beste Wrestler der Welt zu werden?« Luke fordert mich heraus, und ich weiß nicht, was ich sagen soll.
»Das ist nicht sein Schicksal«, sage ich schließlich. »Ich bin seine Mutter, und ich weiß so was.«
»Mr. und Mrs. Brandon?« Die Sprechstundenhilfe ruft uns. »Wenn Sie bitte zu Venetia durchgehen würden.«
Meine nervliche Anspannung steigt. Okay, das ist der Moment. Grenzen abstecken.
»Komm,
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