Prada, Pumps und Babypuder
Schatz!« Ich lege Luke den Arm fest um die Schulter, und so gehen wir gemeinsam durch den Flur. Diese Haltung ist für mich nicht gerade bequem, und so schwanke ich ein bisschen dabei.
»Hallo, ihr beiden!« Venetia kommt uns entgegen. Sie trägt eine schwarze Hose, ein ärmelloses pinkfarbenes Shirt und einen atemberaubenden, glänzenden schwarzen Krokodilledergürtel. Wir bekommen jeder links und rechts ein Küsschen auf die Wange, und ich rieche dabei Chanel’s Allure. »Schön, euch wiederzusehen!«
»Schön, dich zu sehen, Venetia«, sage ich. Dabei hebe ich meine Augenbrauen auf eine ironische Art, die sagen will: Solltest du irgendwelche Pläne haben, mir meinen Mann zu stehlen, vergiss es.
»Wunderbar. Kommt rein…« Sie geleitet uns ins Behandlungszimmer.
Ich bin mir nicht sicher, ob sie das mit den Augenbrauen verstanden hat. Vielleicht sollte ich nicht ganz so subtil sein.
Luke und ich setzen uns. Venetia sitzt auf der Kante ihres Schreibtischs und lässt die Yves-Saint-Laurent-Schuhe baumeln. Gott, für eine Ärztin ist sie verteufelt geschmackvoll gekleidet. Und nicht nur für eine Ärztin.
»Also, Becky.« Sie sieht sich einen Moment die Akte durch. »Die Ergebnisse der Blutuntersuchung sind da. Alles in Ordnung… nur auf das Hämoglobin müssen wir etwas aufpassen. Wie fühlst du dich denn?«
»Ich fühle mich super, danke«, sage ich sofort. »Sehr glücklich, voll von Liebe… Diese wunderbare Ehe, ein Kind zu erwarten… ich habe mich Luke nie näher gefühlt als jetzt.« Ich greife nach Lukes Hand. »Findest du nicht auch, Schatz? Sind wir uns nicht ganz nah? Spirituell, mental, emotional und… und… sexuell!«
Da. Das soll sie erst mal verdauen.
»Nun… ja«, sagt Luke und sieht etwas überrascht aus. »Schon.«
»Schön, das zu hören, Becky«, sagt Venetia und sieht mich merkwürdig an. »Ich meinte allerdings eher deine körperliche Verfassung: Schwindel, Übelkeit…?«
Ach so.
»Äh… nein«, sage ich. »Alles bestens.«
»Nun, dann leg dich mal hin, damit ich mir das ansehen kann.« Sie gestikuliert in Richtung Liege. »Mach es dir gemütlich… Ist das hier ein kleiner Schwangerschaftsstreifen?« Sie ist ganz fröhlich, als ich mein Top hebe.
»Ein Schwangerschaftsstreifen?« Ich greife erschrocken nach dem metallenen Griff an der Liege und versuche, mich aufzurichten. »Das kann nicht sein, ich benutze jeden Abend ein spezielles Öl und morgens eine Lotion und…«
»Ups, mein Fehler«, sagt Venetia. »Das war nur ein Faden von deinem T-Shirt.«
»Oh.« Ich plumpse mit leichtem post-traumatischem Schock wieder auf die Liege, und Venetia tastet meinen Bauch ab. »Schwangerschaftsstreifen kommen normalerweise auch erst gegen Ende der Schwangerschaft«, erklärt sie. »Das kann also noch kommen. Die letzten Wochen einer Schwangerschaft können besonders hart sein. Meine Patientinnen watscheln dann verzweifelt hier rein und wollen nur noch endlich das Kind kriegen…«
Watscheln?
»Ich werde nicht watscheln«, sage ich lachend.
»Oh doch.« Sie lächelt zurück. »Das ist die Natur. Sie sorgt dafür, dass wir langsamer werden. Ich finde es nur fair, Erstgebärende darauf vorzubereiten, dass in der Schwangerschaft nicht alles eitel Freud und Sonnenschein ist.«
»Bestimmt«, sagt Luke. »Wir wissen das zu schätzen, nicht wahr, Becky?«
»Ja«, murmele ich. Venetia legt mir die Manschette zum Blutdruckmessen um den Arm.
Das ist gelogen. Ich weiß es überhaupt nicht zu schätzen. Damit das mal klar ist: Ich werde nicht watscheln.
»Dein Blutdruck ist etwas erhöht…« Sie sieht besorgt auf die Anzeige. »Becky, lass es ruhig angehen. Du solltest dich jeden Tag gut ausruhen und die Beine so viel wie möglich entlasten. Versuch, dich nicht aufzuregen…«
Mich nicht aufregen? Wie soll ich mich nicht aufregen, wenn sie von Schwangerschaftsstreifen und Watscheln redet?
»Dann wollen wir mal hören…« Sie drückt mir Gel auf den Bauch und startet das CTG. Ich entspanne mich ein bisschen. Das ist mein liebster Moment bei jedem Termin.
Ich lege mich zurück und lausche dem »Bupp-bupp-bupp« des Herzschlags, der sich durch die Nebengeräusche des Geräts kämpft. Dieser kleine Mensch in mir. Nicht zu fassen.
»Hört sich gut an.. .« Venetia macht ein paar Notizen an ihrem Schreibtisch. »Ach ja, Luke. Ich habe übrigens mit Matthew gesprochen, er würde sich gerne mit uns treffen. Und ich habe den Artikel von Jeremy rausgesucht, über den wir gesprochen
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