Prada, Pumps und Babypuder
Tutor und dachte, ich schaue mal vorbei. Ich hab versucht anzurufen, aber es war besetzt. Ist es okay, dass ich so reinschneie?«
Sie sieht ein bisschen nervös aus. Also ehrlich! Als ob ich sagen würde: Nein, hau ab.
»Natürlich ist es okay! Schön, dich zu sehen. Komm rein!«
»Ich habe ein Geschenk für das Baby mitgebracht.« Sie zieht einen braunen Strampler aus dem Rucksack. Vorn drauf steht in Beige: Ich bin kein Umweltverschmutzer.
»Äh… toll! Danke!«
»Der ist aus Hanf«, sagt Jess. »Du willst doch ausschließlich Hanfkleidung, nicht wahr?«
Ausschließlich Hanf? Wovon zum Kuckuck redet sie?
Oh. Möglicherweise habe ich auf Mums Party so was gesagt. Damit sie endlich aufhört, mich über die böse gebleichte Baumwolle vollzuquatschen.
»Ich nehme wahrscheinlich teils Hanf… und teils andere Materialien«, sage ich. »Wegen der… äh… Bio-Variabilität.«
»Sehr gut.« Sie nickt. »Ich kann dir übrigens einen Wickeltisch zum Ausleihen besorgen. Es gibt da eine Studentenorganisation, die Möbel und Spielsachen verleiht. Ich habe die Telefonnummer mitgebracht.«
»Aha.« Ich schließe schnell die Tür zum Kinderzimmer, damit sie nicht den Zirkus-Wickeltisch mit integriertem Kasperletheater sieht. Der ist gestern von Funky Baba eingetroffen. »Das… merke ich mir. Komm und trink was.«
»Hast du schon Feuchttücher vorbereitet?« Jess folgt mir in die Küche.
Nicht schon wieder die Tücher. Ich kann ihr unmöglich beichten, dass ich die ollen Lappen weggeworfen habe, die sie mir bei Mum gegeben hatte.
»Äh… nein.« Ich sehe mich um. »Aber ich hab ein paar andere Sachen gemacht.« Ich drehe mich um, nehme ein gestreiftes Geschirrtuch und mache am einen Ende einen Knoten rein. Dann drehe ich mich wieder zu Jess. »Das ist ein selbst gemachtes Spielzeug. Es heißt Knötchen.«
»Toll.« Jess sieht sich das Tuch an. »So eine einfache Idee und trotzdem so viel besser als der ganze Industriemist.«
Von meinem Erfolg ermutigt nehme ich mir nun einen Holzlöffel aus der Schublade. »Und… auf diesen Löffel male ich mit umweltfreundlicher Farbe ein Gesicht und nenne das Spielzeug Löffelchen.«
Gott, bin ich gut in diesem Öko-Quark. Ich sollte einen Newsletter verschicken!
Ich schenke Jess ein Glas Wein ein und lasse mich auf den Stuhl neben sie plumpsen. »Also, was ist los? Ich konnte es gar nicht glauben, als Janice sagte, dass du mit Tom zusammen bist!«
»Ich weiß«, sagt Jess. »Tut mir leid, ich hätte es dir erzählen sollen. Aber es war alles so…« Sie bricht ab.
»Was?«, frage ich gespannt. Jess starrt in das Weinglas, trinkt aber nicht.
»Das hat alles keinen Zweck«, sagt sie schließlich.
»Warum nicht?«
Jess schweigt wieder. Beziehungsgespräche hat sie anscheinend nicht so drauf.
»Na, sag schon. Ich erzähle es auch nicht weiter. Du… magst ihn doch, oder?«
»Natürlich. Aber…« Sie seufzt. »Es ist nur…«
»Becky?« Luke kommt rein. »Hallo, Jess. Ich scheuche euch nur ungern auf, aber wir müssen eigentlich gleich los…«
»Ach, ihr habt was vor«, sagt Jess. »Dann gehe ich.«
»Nein!« Ich lege ihr eine Hand auf den Arm. Wenn Jess schon mal kommt und meinen Rat braucht, dann schicke ich sie nicht weg. Als wir uns kennenlernten, habe ich mir das genau so vorgestellt. Zwei Schwestern, die sich gegenseitig besuchen, über Jungs reden…
»Luke.« Ich entscheide mich spontan. »Geh doch einfach schon mal vor, und ich komme dann nach, okay?«
»Wenn du willst.« Luke gibt mir einen Kuss. »War schön, dich zu sehen, Jess!«
Er geht, und wir hören, wie die Haustür zufällt. Ich öffne eine kleine Dose Pringles. »Also, du magst ihn…«
»Er ist toll.« Jess knibbelt sich die Haut an einem Finger auf. »Er ist intelligent, interessant, er hat die richtigen Ansichten… und er sieht gut aus. Aber das brauche ich dir ja nicht zu erzählen.«
»Absolut!«, sage ich nach einer kurzen Pause.
Ehrlich gesagt fand ich Tom nie attraktiv. (Obwohl Janice und Martin mal dachten, ich sei heillos in ihn verliebt.) Aber die Geschmäcker sind eben verschieden.
»Das Problem ist…«, helfe ich nach.
»Er ist so eine Klette. Er ruft mich zehnmal am Tag an, er schickt mir Karten mit Küsschen drauf…« Jess sieht mich mit abfälligem Blick an. Ich kann mir nicht helfen, jetzt tut Tom mir ein bisschen leid. »Letzte Woche wollte er sich meinen Namen auf den Arm tätowieren lassen. Er hat mich mittendrin angerufen, und ich bin so wütend geworden, dass er
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