Prada, Pumps und Babypuder
Months? Solche Filme magst du doch gar nicht!«
Jess sieht aus wie auf frischer Tat ertappt.
»Ich dachte, du aber. Besonders jetzt.«
»Du hast den Film mitgebracht, damit wir ihn uns zusammen ansehen können?«, frage ich ungläubig. Sie nickt.
»Ich hatte gedacht…« Sie räuspert sich. »Wenn du noch nichts vorgehabt hättest…«
Ich bin so gerührt, ich kann es gar nicht fassen. Als wir das erste Mal einen Abend zusammen verbrachten, wollte ich Pretty Woman mit ihr ansehen, und, nun ja, es war nicht gerade ein Erfolg. Und nun steht sie hier mit Popcorn und einem Hugh-Grant-Film. Und erzählt mir von ihrem Freund. So habe ich es mir vorgestellt, eine Schwester zu haben.
»Aber du musst ja los.« Jess stopft die DVD wieder zurück in den Rucksack. »Apropos, ich sollte jetzt wirklich gehen…«
Ich fühle mich ihr so nahe – und möchte plötzlich gar nicht mehr ausgehen. Warum soll ich den Abend in einer überfüllten Bar verbringen, mit Snobs aus Cambridge, die ich noch nicht einmal kenne, wenn ich stattdessen mit meiner Schwester zusammen sein kann? Venetias Mr. Wonderful kann ich auch ein anderes Mal kennenlernen. Und Luke macht es sicher nichts aus.
»Vergiss die Verabredung«, sage ich und reiße die Popcorntüte auf. »Lass uns hierbleiben.«
Wir verbringen einen wunderbaren Abend zusammen. Wir sehen uns Nine Months an (Jess löst nebenbei zwar ein paar Sudoku, aber das ist okay, denn ich blättere ja nebenbei auch in der Hello! ). Wir telefonieren in Konferenzschaltung mit Suze, um ihre Meinung zu der Tom-Sache einzuholen. Und wir bestellen Pizza, und Jess sagt nicht mal, dass wir für 30 Pence selbst eine hätten machen können.
Gegen elf geht Jess, und ich lege mich ins Bett. Wann Luke wohl zurückkommt? Wenn er so lange wegbleibt, scheint er ja ordentlich Spaß zu haben. Als ich schließlich das Licht angehen sehe, muss ich wohl doch schon geschlafen haben, denn ich hätte schwören können, dass die Queen mir gerade einen Oscar überreicht hat.
»Hi! Wie spät ist es denn?«
»Kurz nach eins«, flüstert Luke. »Tschuldigung, dass ich dich geweckt habe.«
»Macht ja nichts.« Ich schalte meine Nachttischlampe ein. »Wie war es denn?«
»Super!« Luke ist begeisterter, als ich gedacht hatte. Also reibe ich mir die Augen und betrachte ihn genauer. Er strahlt und wirkt leicht und beschwingt, wie ich ihn seit Wochen, wenn nicht schon seit Monaten nicht mehr erlebt habe. Er wirft seine Krawatte über den Stuhl. »Ich hatte ganz vergessen, wie viel mich mit meinen alten Freunden verbindet. Wir haben über Dinge geredet, über die ich seit Jahren nicht mehr nachgedacht habe. Politik… Kunst… mein alter Freund Matthew hat eine Galerie. Er hat uns zu einer Vernissage eingeladen. Da sollten wir hingehen!«
»Wow!« Ich muss über Lukes Begeisterung lächeln. »Toll!«
»Einfach mal von der Arbeit wegzukommen war toll.« Er schüttelt erstaunt den Kopf. »Das sollte ich viel öfter machen. Den Kopf freikriegen, die Dinge aus einer anderen Perspektive sehen, entspannen.« Er zieht sein Hemd aus. »Und wie war es mit Jess?«
»Auch super! Wir haben einen Film geguckt und Pizza gegessen. Und ich muss dir ihre Neuigkeiten erzählen…« Ich gähne. »Na ja, morgen ist auch noch ein Tag.« Ich lehne mich gemütlich zurück ins Kissen. »Und, wie ist Venetias berühmt-berüchtigter Freund? Ist er so langweilig, wie er auf dem Foto aussieht?«
»Er war gar nicht da.« Luke hängt seine Hose auf einen Kleiderbügel.
Vorbei mit der Gemütlichkeit. Venetias Freund war gar nicht da? Ich dachte, es war Sinn und Zweck des Abends, uns dieses Wunderkind der Finanzbranche vorzustellen.
»Aha. Wieso das denn nicht?«
»Sie haben sich getrennt.« Luke hängt die Hose auf den Kleiderständer.
»Sie haben sich getrennt ?« Ich setze mich aufrecht hin. »Aber… sie hat ihn doch mehr als alles andere auf der Welt geliebt. Sie ist nach England gezogen, nur um bei ihm zu sein. Sie waren doch das glücklichste Paar des Universums.«
»Sie hat, sie waren. Bis vor drei Tagen. Venetia war ziemlich fertig.«
»Aha«, sage ich. »Verstehe.«
Der ganze Abend erscheint nun in einem anderen Licht. Statt ihm ihren Freund vorzustellen, hat sich Venetia als frischgebackener Single an Lukes Schulter ausgeweint.
»Hat Venetia Schluss gemacht oder er?«, frage ich locker.
»Da bin ich mir nicht sicher.« Luke geht ins Bad. »Offenbar ist er zu seiner Frau zurückgekehrt.«
»Seiner Frau ?« Meine Stimme überschlägt
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