Prada, Pumps und Babypuder
sich geradezu. »Frau wie in Ehefrau ?«
»Venetia dachte, er hätte sich längst von ihr getrennt, und die Scheidung wäre nur noch Formsache.« Das Wasser im Bad läuft, und ich kann Luke kaum noch verstehen. »Sie hat wohl eine schwere Zeit hinter sich. Arme Venetia. Anscheinend verliebt sie sich immer wieder in verheiratete Männer, und dann wird es richtig kompliziert.«
Ich versuche, ruhig zu bleiben. Flach atmen. Nicht überreagieren.
»Wie, richtig kompliziert?«, frage ich.
»Ich weiß auch nicht.« Luke putzt sich die Zähne. »Scheidungsverhandlungen… irgendein Skandal mit einem Oberarzt an einem Krankenhaus… in L.A. gab es wohl mal eine einstweilige Verfügung…« Er sieht auf die Zahnpastatube. »Fast leer.«
Scheidungsverhandlungen? Einstweilige Verfügungen? Skandale?
Ich bin sprachlos. Mein Mund öffnet und schließt sich wie der von einem Goldfisch. Mein ganzer Körper sendet Alarmsignale aus.
Sie ist hinter Luke her.
Ich versuche, Luke beim Zähneputzen mit Venetias Augen zu sehen. Er trägt nur eine Pyjamahose, sein Oberkörper ist vom Sommer noch gebräunt, die Muskeln seiner Schultern sind deutlich sichtbar. Oh Gott, oh Gott. Natürlich ist sie hinter ihm her. Er sieht gut aus, er besitzt eine Multi-Millionen-Firma, und sie waren früher schon mal zusammen. Vielleicht war er ihre erste große Liebe, und sie hat ihr Herz nie wirklich jemand anderem geschenkt.
Vielleicht war sie auch seine erste große Liebe.
Mein Magen fühlt sich hohl an. Was lächerlich ist, wenn ich bedenke, was ich heute Abend alles gegessen habe.
»Also!« Ich versuche, leicht und selbstbewusst zu klingen. »Muss ich mir Sorgen machen?«
Luke wäscht sich das Gesicht. »Was meinst du?«
»Ich…« Ich kann es nicht sagen. Was würde das überhaupt heißen, dass ich ihm nicht vertraue? Ich ändere meine Taktik. »Sie könnte zur Abwechslung ja mal mit Männern ausgehen, die Single sind. Das würde die Sache vielleicht vereinfachen!«
Luke dreht sich zu mir um und runzelt die Stirn.
»Venetia hat ein paar… unkluge Entscheidungen getroffen. Aber nicht absichtlich und nicht bösartig. Sie ist eine hoffnungslose Romantikerin.«
Er verteidigt sie. Ich habe ihn auf dem falschen Fuß erwischt.
In Lukes Sakko summt es. Er trocknet sich das Gesicht ab und holt sein Handy heraus.
»Eine SMS von Venetia.« Er liest sie und lächelt. »Guck mal, ein Foto von heute Abend.«
Ich sehe das Display an. Venetia im Ausgeh-Outfit, mit langen, schmalen Jeans, Lederjacke und hohen, spitzen Stiefeln. Sie lächelt selbstbewusst und hat den Arm um Luke gelegt, als gehöre er ihr.
Ehebrecherin, jagt es mir durch den Kopf.
Nun, diese Ehe wird sie nicht brechen. Diese nicht. Luke und ich haben über die Jahre schon viel zusammen durchgestanden, und da braucht es mehr als eine spitzstiefelige Ärztin mit wehendem Haar, um unsere Bindung zu zerstören. Da bin ich zu 110 Prozent sicher.
International Ombudsman Banking Authority
Floors 16-18, Percival House, Commercial Road, London EC1 4UL
Mrs. R. Brandon
37 Maida Vale Mansions
Maida Vale
London NW6 0YF
10. September 2003
Sehr geehrte Mrs. Brandon,
leider muss ich ihnen mitteilen, dass das Komitee Ihren Antrag auf Gründung einer Online-Bank (Becky´s Bank) abgelehnt hat. Es gab für diese Entscheidung verschiedene Gründe, vor allem auch Ihre Annahme, man brauche »schließlich nur einen Computer und einen Platz, an dem man das ganze Geld aufbewahrt«.
Ich wünsche Ihnen für Ihre weitere berufliche Laufbahn alles Gute, schlage aber vor, dass Sie sich besser auf anderen Gebieten versuchen.
Mit freundlichem Gruß,
John Franklin
Internet Business Komitee
10
Vielleicht nicht zu 110 Prozent sicher. Vielleicht doch nur 100 Prozent.
Oder… 95.
Seit dem Abend sind ein paar Wochen vergangen, und meine Zuversicht ist etwas ins Wanken geraten. Es ist nicht wirklich etwas passiert. Oberflächlich betrachtet sind Luke und ich so glücklich wie eh und je. Nur…
Okay. Hier sind meine Indizien:
1. Luke bekommt ständig SMS, lächelt und simst zurück. Ich weiß, dass die Nachrichten von ihr sind. Und er zeigt sie mir nie.
2. Er ist noch drei Mal mit ihr ausgegangen. Ohne mich. Das eine Mal hatte ich mich mit Suze verabredet, und er sagte, dann könne er den Abend ja mit Freunden verbringen. Die ›Freunde‹ stellten sich als Venetia heraus. Das zweite Mal trafen sie sich mit der Clique aus Cambridge zu einem eleganten Dinner mit einem ihrer damaligen Professoren. Zu
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