Prada, Pumps und Babypuder
uns der Reihe nach an. »Meine Antwort darauf ist: kein Grund zur Sorge. Ihr kommt damit zurecht. Alle.«
Einige Frauen lachen nervös.
»Die Wehen können zwar sehr intensiv sein«, fährt Noura fort. »Aber eure Körper sind dafür gemacht, das auszuhalten. Und denkt immer daran, dass es ein positiver Schmerz ist. Da stimmt ihr mir doch zu, oder?« Noura sieht Mum und Janice an. Janice hat inzwischen ihr Strickzeug herausgeholt und arbeitet klickend vor sich hin.
»Positiv?« Janice schaut entsetzt auf. »Oh nein, meine Liebe. Meine Wehen waren die Hölle. Vierundzwanzig Stunden, mitten im heißesten Hochsommer. Das wünsche ich hier niemandem.«
»Und damals hatten wir auch noch nicht so gute Schmerzmittel«, stimmt Mum ein. »Ich kann euch nur raten: Nehmt, was ihr kriegen könnt.«
»Es gibt aber auch natürliche Methoden«, sagt Noura schnell. »Bewegung zum Beispiel hat euch doch bestimmt auch geholfen?«
Mum und Janice sehen sich befremdet an.
»Das würde ich jetzt nicht so sagen«, sagt Mum freundlich.
»Oder ein warmes Bad?«, schlägt Noura fast entmutigt vor.
»Ein Bad?« Mum lacht. »Ach, Kindchen, wenn man sich vor Schmerzen krümmt und am liebsten sterben möchte, dann hilft auch kein Bad!«
Noura ist langsam ziemlich frustriert, jedenfalls atmet sie in tiefen Zügen und hat die Hände zu Fäusten geballt.
»Aber am Ende ist der Schmerz doch nur ein kleiner Preis für die wunderbare Belohnung, diese unglaubliche Freude, die einen danach erwartet, oder?«
»Nun ja…« Mum sieht mich an. »Natürlich war ich glücklich über Becky. Aber ich habe es dann bei dem einen Kind belassen. Das haben wir beide, nicht wahr, Janice?«
»Nie wieder.« Janice schüttelt sich. »Nicht für eine Million Pfund.«
Die meisten Frauen sehen wie versteinert aus. Und die Männer auch.
»Okay!« Noura versucht, freundlich zu bleiben. »Danke für diese… anregenden Schilderungen.«
»Kein Problem!« Janice winkt mit ihren Stricksachen.
»Wir machen jetzt eine kleine Atemübung«, fährt Noura fort. »Ob ihr’s glaubt oder nicht, das hilft wirklich gegen die Schmerzen der Eröffnungsphase. Bitte setzt euch aufrecht hin und atmet flach. Ein… Aus… jaaa, genau…«
Ich atme flach, da höre ich das Handysignal.
Waaas????
Ha! Ich unterdrücke ein Kichern und schreibe zurück:
Liebt ihr euch???
Kurz darauf kommt die Antwort:
Wir haben ein paar Probleme.
Oh Gott. Hoffentlich geht es Jess gut. Ich wollte ihr nicht zu nahetreten.
Flach atmen und gleichzeitig simsen ist ziemlich knifflig, also gebe ich das Atmen auf und tippe:
Was für Probleme? Warum hast du nichts gesagt?
»Wem schreibst du denn?«, fragt Janice. Sie hat das Atmen auch aufgegeben, weil sie das Strickmuster nachsehen musste.
»Och… nur einer Freundin«, sage ich. Da kommt schon die Antwort.
Blöde Sache, wollte dich nicht damit belämmern.
Also echt. Wie kann Jess nur denken, dass sie mich damit belämmern würde? Ich will ihr Liebesleben unbedingt mit verfolgen. Du bist meine Schwester!!!, fange ich an zu tippen, aber da klatscht Noura schon wieder in die Hände.
»Jetzt mal alle entspannen. Wir machen als Nächstes eine einfache Übung, die euch ein bisschen beruhigen soll. Der Partner greift euren Unterarm mit beiden Händen und dreht die Hände dann in entgegengesetzter Richtung. Die gute alte Brennnessel. Und ihr könnt den Schmerz wegatmen. Konzentriert und entspannt euch… Ihr werdet sehen, dass ihr viel mehr aushalten könnt, als ihr dachtet! Und Partner: Bitte erhöht ruhig ordentlich den Druck, keine Angst! Becky, ich nehme dich, okay?«
Mein Magen rebelliert. Die Idee ist einfach bescheuert. Aber alle sehen mich an. Aus der Nummer komme ich nicht raus.
»In Ordnung«, sage ich und strecke den Arm aus.
»Die Wehen sind natürlich schmerzhafter, aber so bekommt ihr wenigstens eine Vorstellung…«
Noura nimmt meinen Unterarm. »Jetzt atmen …«
» Aua!«, rufe ich. »Das tut weh!«
»Atme, Becky«, sagt Noura. »Und entspann dich.«
»Ich atme ja! Auaaaa!«
»Jetzt wird der Schmerz stärker…« Noura ignoriert mich total. »Stellt euch vor, dass die Wehe ihren Höhepunkt erreicht…«
Sie dreht fester, und ich keuche.
»Und nun flacht der Schmerz ab… und die Wehe ist vorbei.« Sie lässt meinen Arm los und lächelt mich an. »Siehst du, Becky? Trotz deiner Angst hast du es gut durchgestanden.«
»Wow.« Ich kriege kaum noch Luft.
»Habt ihr etwas gelernt?« Sie sieht mich erwartungsvoll an. »Etwas, das
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