Prada, Pumps und Babypuder
dieser Veranstaltung waren die Partner nicht mit eingeladen. Das dritte Mal haben sie sich zum Mittagessen getroffen, weil Venetia »gerade in der Nähe seines Büros« war. Klar. Sicher. Bringt sie neuerdings im Geschäftsviertel Babys zur Welt?
Danach hatten wir einen kleinen Streit. Ich sagte (ganz unbefangen), dass er ja ganz schön viel Zeit mit Venetia verbringe, vielleicht etwas zu viel? Luke antwortete, dass es Venetia gerade nicht sehr gut gehe und sie einen alten Freund zum Reden brauche. Darauf entgegnete ich: »Mir geht es auch nicht sehr gut, wenn du ohne mich ausgehst…«, woraufhin Luke sagte, das Wiedersehen mit den alten Freunden aus Cambridge sei für ihn das Highlight des Jahres. Eine Chance, endlich mal abzuschalten, und wenn ich mal mitkäme, würde ich das sicher verstehen. Also sagte ich: »Ich würde ja mitkommen, wenn du mich denn einladen würdest.« Er meinte, das habe er doch getan, worauf ich erwiderte…
Egal. Wir haben halt ein paar Dinge besprochen.
Das also sind meine Indizien. Ich weiß nicht einmal, warum ich Indizien sage, denn eigentlich denke ich nach wie vor nicht, dass da etwas läuft. Das ist doch… lächerlich. Schließlich geht es hier um Luke. Meinen Ehemann.
»Ich kann nicht glauben, dass da was ist«, sagt Suze und rührt in ihrem Himbeer-Aprikose-Smoothie. Sie ist vorbeigekommen, damit wir endlich den Test zur Bestimmung des Geschlechts meines Babys machen können. Bisher haben wir aber nur über Luke geredet. Die Kinder sind im Wohnzimmer, essen Sandwiches und gucken Teletubbies. (Ich musste schwören, es niemals Lulu zu erzählen.)
»Ich kann es auch nicht glauben!« In einer Geste der Hilflosigkeit breite ich meine Arme aus. »Aber sie treffen sich so oft, und sie simst ihm ständig, und ich habe keine Ahnung, worüber sie überhaupt die ganze Zeit reden…«
»Hast du die Grenzen abgesteckt, wie besprochen?« Suze beißt in einen Chocolate Chip Cookie. »Beim letzten Termin?«
»Total! Aber ich glaube, sie hat es nicht kapiert.«
»Hm.« Suze denkt eine Weile nach. »Und wenn du doch wieder den Arzt wechselst?«
»Habe ich auch schon drüber nachgedacht, aber ich glaube, das würde gar nichts ändern. Die beiden sind jetzt sowieso in Kontakt. Vielleicht wäre das sogar kontraproduktiv: Wenn ich den Arzt wechsele, ziehe ich mich ja komplett heraus, und die beiden sind unter sich.«
»Was sagt denn Luke?«
»Na ja.« Ich spiele nervös mit dem Strohhalm. »Er meint, seit der Trennung von ihrem Freund ist sie einsam und verletzlich. Als wäre sie das tragische Opfer. Und dann nimmt er sie immer in Schutz! Ich habe sie neulich Cruella de Venetia genannt, da war er richtig sauer.«
»Cruella de Venetia.« Suze prustet los, und ein paar Kekskrümel fliegen über den Tisch. »Das ist gut!«
»Es ist nicht gut! Wir haben uns deswegen gestritten! Sie ist irgendwie… ständig da in unserem Leben, obwohl ich sie nie sehe.«
»Hast du denn keine Termine bei ihr?«, fragt Suze erstaunt.
»Schon seit Wochen nicht. Die letzten beiden Male war sie angeblich gerade mit Geburten beschäftigt, und eine ihrer Assistenzärztinnen hat mich untersucht.«
»Sie geht dir aus dem Weg.« Suze nickt wissend und schlürft stirnrunzelnd ihren Smoothie. »Bex, ich weiß, das ist ein furchtbarer Vorschlag, aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dir Lukes Handy anzusehen?«
»Habe ich schon getan«, gebe ich zu.
»Und?«, fragt Suze gespannt.
»Sie simsen sich auf Lateinisch.«
» Lateinisch ?«
»Sie haben an der Uni beide Latein studiert. Das ist ihr gemeinsames Ding. Ich verstehe kein Wort. Aber ich habe mir alles aufgeschrieben.« Ich hole ein Stück Papier aus meiner Hosentasche. »Hier.«
Wir starren beide still die Zeilen an.
Fac me laetam: mecum hodie bibe!
»Das klingt aber gar nicht gut«, sagt Suze schließlich.
»Nein.«
Wir glotzen die Wörter noch einen Moment lang an, dann seufzt Suze und schiebt mir das Papier zurück. »Bex, tut mir leid, das sagen zu müssen… aber pass bloß auf. Vielleicht musst du zurückschlagen. Wenn Luke so viel Zeit für sie hat, dann hast du darauf mindestens genauso ein Anrecht. Wann habt ihr beiden das letzte Mal was richtig Schönes unternommen? Nur ihr zwei?«
»Keine Ahnung. Das ist ewig her.«
»Na dann!« Suze schlägt triumphierend die Hand auf den Tisch. »Geh zu ihm ins Büro und überrasch ihn mit einem gemeinsamen Mittagessen. Das wird ihm gefallen.«
Gute Idee. Ich will ihn bei der Arbeit nie stören, weil
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