Prada, Pumps und Babypuder
liest wirklich nichts außer Managementbüchern.
»Vielleicht nicht mehr«, sagt er und sieht mich schief an. »Früher schon.«
Was soll das denn heißen? Bevor er mich kennengelernt hat, oder was? Ist es jetzt meine Schuld, dass er nicht mehr liest?
»Und sonst?«, hake ich nach.
»Becky, ehrlich. Ich weiß es schon gar nicht mehr.«
Das Handy meldet sich mit dem Benachrichtigungston einer SMS. Er liest sie, lächelt und schreibt etwas zurück. Dann zieht er sich weiter aus. Ich werde immer wütender. Wie kann er nur so sein? Direkt vor meinen Augen?
»War das wieder auf Latein?«, platzt es aus mir heraus.
»Was?« Luke wirbelt herum, während er noch an seinem Hemdsärmel zupft.
»Ich habe nur zufällig gesehen…« Ich stocke. Was soll’s. Ich spiele ihm lieber nichts vor. Ich hole tief Luft und sehe Luke direkt in die Augen. »Sie schreibt dir auf Latein, nicht wahr? Ist das euer Geheimcode?«
»Wovon redest du?« Luke kommt einen Schritt auf mich zu. »Hast du in meinem Handy rumgeschnüffelt?«
»Ich bin deine Frau! Worüber schreibt ihr euch immer, Luke?« Meine Stimme schwillt verletzt an. »Verfasst ihr da lateinische Bücher… oder geht es um andere Dinge ?«
»Wie bitte?«, fragt Luke leicht amüsiert.
»Dir ist doch wohl klar, dass sie hinter dir her ist?«
»Was?« Luke lacht kurz auf. »Becky, ich weiß, du hast eine lebhafte Fantasie, aber ganz im Ernst…« Er zieht sein Hemd aus und lässt es in den Wäschekorb fallen.
Wie kann er so schwer von Begriff sein? Ich dachte, er ist so klug.
»Sie ist hinter dir her!« Ich beuge mich aufgeregt vor. »Merkst du das nicht? Sie ist eine notorische Ehebrecherin! Das macht sie doch immer…«
»Sie ist nicht hinter mir her!«, unterbricht Luke mich. »Ehrlich, Becky, ich fasse es nicht! So besitzergreifend bist du doch sonst gar nicht. Ich werde doch wohl noch Freunde haben dürfen. Herrgott noch mal. Nur weil sie eine Frau ist…«
»Das ist es doch gar nicht«, unterbreche ich ihn dieses Mal.
Sie ist seine Exfreundin und hat diese wehenden roten Haare. Aber das werde ich jetzt nicht sagen.
»Es ist…« Ich hänge fest. »Es ist doch so… wir sind verheiratet, Luke. Wir sollten alles teilen. Wir sollten keine Geheimnisse voreinander haben. Ich zum Beispiel bin wie ein offenes Buch! Du kannst dir im Gegenzug gerne mein Handy ansehen!« Ich gestikuliere wild herum. »Guck auch ruhig in meine Schubladen! Ich habe kein einziges Geheimnis! Los! Sieh nach!«
»Becky, es ist spät.« Luke reibt sich das Gesicht. »Können wir das morgen weiter besprechen?«
Ich starre ihn an. Wie stellt er sich das denn vor? Wir spielen doch hier nicht Monopoly, wir führen ein womöglich alles entscheidendes Gespräch über den Fortbestand unserer Ehe.
»Komm schon! Sieh dir alles an!«
»Okay.« Luke gibt schließlich auf und geht auf meine Kommode zu.
»Ich habe kein einziges Geheimnis! Du kannst überall herumwühlen…« Ich breche abrupt ab.
Ups. Der Test zur Geschlechtsbestimmung liegt oben links in der Schublade.
»Äh… außer in der einen Schublade«, füge ich schnell an. »Geh nicht an die Schublade links oben.«
Luke hält inne. »Ich darf diese Schublade nicht öffnen?«
»Nein. Da ist… eine Überraschung für dich drin. Und geh bitte auch nicht an die Tasche von Harrods, die auf dem Stuhl liegt«, füge ich hinzu. Den Kassenzettel für die Hi-Tech-Feuchtigkeitscreme soll er lieber auch nicht sehen. Ich bin ja selbst fast gestorben, als ich gemerkt habe, wie teuer die ist.
»Sonst noch Verbotszonen?«, fragt Luke.
»Ähm… Im Kleiderschrank habe ich schon ein paar Geburtstagsgeschenke für dich«, sage ich zerknirscht.
Stille im Schlafzimmer. Ich kann nicht einschätzen, was Luke ausbrütet. Sein Gesicht sieht merkwürdig aus.
»Wir sind also vollkommen offen und ehrlich miteinander, mit Ausnahme der linken Schublade, der Tasche von Harrods und den Tiefen des Kleiderschranks?«
Ich glaube, ich stehe moralisch doch nicht auf so sicheren Füßen, wie ich gedacht hatte.
»Nun…«, laviere ich herum. »Ich war jedenfalls nicht die ganze Nacht mit irgendjemand anderem unterwegs!«
Oh Gott. Ich höre mich haargenau wie so eine jammernde Ehefrau aus EastEnders an.
»Becky«, seufzt Luke und setzt sich neben mich. »Venetia ist nicht ›irgendjemand anderes‹. Sie ist meine Kundin. Sie ist meine Freundin. Und sie wäre auch gerne deine Freundin.«
Ich drehe mich weg und schiebe die Decke wie eine Wand zwischen uns.
»Ich
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