Prada, Pumps und Babypuder
steigt wieder ein, schüttelt den Kopf und fährt los.
Ich stehe vor dem Gebäude mit dem Zimmerschild. Ich könnte einfach klingeln und mal sehen, was passiert.
Nein. Was, wenn Venetia aufmacht?
Ich bekomme weiche Knie. Ich muss mich setzen. Im Erdgeschoss des Gebäudes ist eine kleine Druckerei. Ich gehe hinein und lasse mich auf einen Stuhl sinken. Was soll ich bloß tun? Was?
»Hallo!« Ein fröhlicher Mann in einem kurzärmeligen, gestreiften T-Shirt spricht mich an. »Möchten Sie etwas drucken lassen? Im Moment sind alle Visitenkarten im Angebot: Pergamentpapier, laminiert, Strukturierpapier…«
»Äh… danke.« Ich nicke, nur um ihn loszuwerden.
»Da sind sie!« Der Mann reicht mir ein Musterbuch, und ich blättere blind darin herum. Vielleicht sollte ich doch einfach hochgehen und… reinplatzen. Aber was, wenn ich sie dann wirklich in flagranti erwische?
Wie verrückt blättere ich durch das Musterbuch. Ich fasse es nicht, dass dies alles wirklich passiert. Ich kann nicht glauben, dass ich hier mitten in Soho sitze und mich frage, ob ein Stockwerk über mir mein Mann bei einer anderen Frau ist.
»Hier ist unser Auftragsformular. Wenn Sie das bitte ausfüllen…« Der Mann hat ein Klemmbrett und einen Stift geholt. Ich schalte innerlich auf Autopilot und trage »Bloomwood Inc.« ein.
»In welchem Geschäftszweig sind Sie tätig?«, plaudert der Mann vor sich hin.
»Äh… Doppelverglasungen.«
»Doppelverglasungen!« Der Mann wirft seine Stirn in Falten. »Da empfehle ich eine laminierte weiße Karte mit einem dezenten Rahmen. Hier könnte die Adresse stehen und dort das Motto Ihrer Firma. Wenn Sie denn ein Motto haben?«
»Für all Ihre… glasigen Wünsche«, höre ich mich selbst sagen. »London, Paris, Dubai.«
Ich habe keine Ahnung, was ich da rede. Es sprudelt einfach so aus mir heraus.
»Dubai!« Der Mann ist beeindruckt. »Da gibt es bestimmt dolle Fenster!«
»Ja«, nicke ich. »Es ist die wichtigste Fenstermetropole der Welt.«
»Wirklich? Das wusste ich ja gar nicht!«, sagt der Mann interessiert. Ich aber werde ganz steif. Ich habe über uns ein Geräusch gehört. Hört sich an, als ob jemand die Treppe herunterkommt.
Luke. Das muss er sein.
Außer… ist das nicht ein bisschen sehr schnell?
»Äh… vielen Dank! Ich kann mich noch nicht so richtig entscheiden…« Ich gebe dem Mann das Klemmbrett zurück und haste hinaus. Die braune Tür öffnet sich langsam, und ich verstecke mich schnell hinter einem kleinen Baum.
Ich bin ganz starr vor Angst. Das Blut rauscht in meinen Ohren. Ruhig bleiben. Was auch immer geschieht, mit wem er da auch immer rauskommt…
Die Tür geht auf – und Luke kommt heraus, gefolgt von ein paar Männern in Anzügen.
»Lassen Sie uns das doch beim Mittagessen genauer besprechen«, höre ich ihn sagen. »Es gibt ein paar Kunden, die vielleicht von Ihrem Ansatz profitieren könnten.«
Er ist nicht mit Venetia da. Er ist nicht mit Venetia da!
Ich würde am liebsten einen Freudentanz aufführen. Erleichterung durchströmt mich. Wie konnte ich nur denken, dass da was läuft? Ich bin so was von paranoid. Ich bin so dumm! Ich fahre jetzt nach Hause und vertraue ihm von hier an blind…
»Ms. Bloomwood?«
Der Mann aus der Druckerei ist herausgekommen. Er sieht ins Sonnenlicht, hält die Hand schützend über die Augen und sucht mich. Mist. Vielleicht war dieser kleine Baum nicht das beste Versteck. Ich habe ganz vergessen, dass mein Bauch dahinter hervorgucken würde.
»Becky?« Luke wirbelt herum und sieht mich erstaunt an. »Bist du das?«
Die drei Männer starren mich an, und ich werde feuerrot. »Äh… Hi!«
»Ich habe hier ein Muster Ihrer Visitenkarte, wenn Sie es sich mal ansehen möchten?« Der Mann aus der Druckerei kommt auf mich zu.
»Danke!« Ich schnappe mir das Muster. »Ich gebe Ihnen dann Bescheid.«
»Becky, was machst du denn hier?« Nun kommt auch Luke auf mich zu.
»Ach, ich bin nur… was besorgen! Was für ein Zufall!«
»Wie ich bereits sagte, Ms. Bloomwood, ich empfehle eine laminierte Ausführung.« Der Mann aus der Druckerei quatscht immer noch. »Das liegt im Preis allerdings etwas höher, deshalb habe ich auch noch andere Optionen hier…«
»Danke! Also, mein Mann ist gerade gekommen. Ich melde mich dann bei Ihnen.«
»Aha!« Der Mann strahlt Luke an. »Schön, Sie kennenzulernen. Machen Sie auch in Doppelverglasungen?«
»Nein, macht er nicht«, unterbreche ich verzweifelt. »Vielen Dank und auf Wiedersehen!«
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